AA

Arbeit in luftiger Höhe: Darum wurden Kugel und Kreuz beim Warther Kirchturm entfernt

Bei der Pfarrkirche in Warth wurden Kugel und Kreuz abmontiert.
Bei der Pfarrkirche in Warth wurden Kugel und Kreuz abmontiert. ©VOL.AT/Mayer, Canva
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Am Dienstagnachmittag ging es für das Team der Kirchensanierung auf einen nicht alltäglichen Einsatz: Die Turmspitze der Warther Pfarrkirche wurde abmontiert. VOL.AT war dabei.

Am Dienstag gegen 14 Uhr machte sich eine kleine Gruppe auf zur Kirche in Warth. Über das Baugerüst, das in den letzten Wochen aufgestellt wurde, ging es nach oben zum Kirchendach.

Mit dabei war neben Handwerkern auch Restauratorin Nicole Mayer, Pfarrkirchenrats-Vorstand Hubert Strolz und Diözesen-Baumeister Karl-Heinz Summer.

Die Kirche in Warth ist derzeit in ein Baugerüst gekleidet. ©VOL.AT/Mayer

Kugel zuletzt 1967 abgenommen

Vorsichtig und gut dokumentiert mit Video und Foto ging es daran, die an der Turmspitze angebrachte Kugel und das Kreuz abzumontieren. "Man kann schon sagen, es ist ein historischer Tag", meint Strolz gegenüber VOL.AT. "Das tut man doch nicht alle Jahr." Zuletzt wurde die Kugel laut Aufzeichnungen 1967 abgenommen, wie er erklärt. Unter großer Spannung wurde sie schließlich abgenommen. Vorab wusste nämlich niemand, ob man in der Kugel Dokumente finden würde. Früher war es teilweise üblich, Fotos, Schriftstücke und Co. dort unterzubringen – ähnlich einer Zeitkapsel. So geschehen etwa bei der Simmel-Kapelle, wo nach einem Blitzeinschlag handschriftliche Dokumente aus den 50-Jahren gefunden.

Da oben an der Spitze sieht man die Kugel glänzen. ©VOL.AT/Mayer
Oben angelangt begutachteten Handwerker, Restaurateurin und Karl-Heinz Summer vom Diözesenbauamt den Zustand. ©VOL.AT/Mayer
Die Turmspitze wurde vorsichtig ausgehoben. ©VOL.AT/Mayer

Kugel leer: "Ich war ein bisschen enttäuscht"

Als die Kugel dann umgedreht wurde, kam die Enttäuschung: Sie war zwar wie erwartet hohl, aber leider leer. "Ich war ein bisschen enttäuscht, muss ich sagen", verdeutlicht Strolz. "Ich habe mir gedacht, in der Kugel sind sicher auch irgendwelche Dokumente drinnen. Aber leider nein." Auch Restaurateurin Nicole Mayer hätte nicht mit einer leeren Kugel gerechnet: "Üblicherweise ist immer was drinnen oder sagen wir mal zu 90 Prozent. Es war jetzt eher eine Überraschung, dass keine Dokumentenhülse vorhanden war."

Nicole Mayer hebt an, Karl-Heinz Summer schaut, dass alles gut läuft. ©VOL.AT/Mayer
Leider war die Kugel leer. Dokumente wurden keine gefunden. ©VOL.AT/Mayer

Zeitkapseln geplant

In die restaurierte Kugel sollen auf jeden Fall Zeitdokumente kommen, wie Hubert Strolz zu verstehen gibt. "Wir haben eine Spendenaktion, wo man persönliche Zeitkapseln aus Edelstahl erwerben kann", meint er. So leistet man einen Beitrag zur Turmsanierung und kann gleichzeitig einen persönlichen Beitrag für die nächste Generation hinterlegen. Wer Interesse hat, kann sich dazu informieren: "Maria-Theresia Drexel, ich und auch Anna-Maria auf der Raiffeisenbank wissen Bescheid." Auch Folder mit Informationen liegen auf. Zudem gibt es die Information bald direkt auf der Gemeinde-Webseite. Auf den neuen Bautafeln soll es künftig Informationen und einen QR-Code dazu geben.

Video: Kirchensanierung in luftiger Höhe

Auch Schindeln gehören ausgetauscht

Die Kugel und das Kreuz wurden schließlich noch auf dem Turm vermessen und nach unten transportiert – die Kugel von Hand über das Baugerüst und das Kreuz per Seilzug am Gerüst entlang. Die Kirchturmspitze wurde von Nicole Mayer dann wieder abgedeckt, statt mit Kreuz, Spitze und Kugel mit blauer Plastikfolie und Klebeband. Nicht nur die Verzierung an der Spitze, sondern auch der Turm wurden unter die Lupe genommen. "Die Schindeln sind schon in dieser Höhe natürlich extrem Wind und Wetter ausgesetzt", verdeutlicht er gegenüber VOL.AT. Sie seien ziemlich morsch und müssten nun ganz klar ersetzt werden.

Impressionen: Kugel und Kreuz abmontiert

"Es wird die Kugel wieder vergoldet und das Kreuz wieder instand gesetzt. Auch die Turmspitze innen – das Holz ist ganz morsch", erklärt Strolz die Sanierungsschritte. Es gibt also einiges zu richten, wie er zu verstehen gibt. Auf dem Weg nach unten inspizierte Karl-Heinz Summer noch den Zustand des Putzes. "Gerade bei der Turmuhr ist der Putz zum Teil ein bisschen hohl", meint er. Das müsse ausgebessert werden. Dann soll der Turm neu gestrichen werden. Bis im September sollen die Sanierungen hoffentlich abgeschlossen sein. Dann soll der Kirchturm im neuen Glanz erstrahlen.

Das Kreuz wurde außen am Turm per Seilzug nach unten gelassen. ©VOL.AT/Mayer
Das freiliegende Holzteil an der Turmspitze wurde sicherheitshalber abgedeckt. ©VOL.AT/Mayer

So werden Kugel und Kreuz saniert

Die Kugel und das Kreuz nahm Nicole mit in ihr Atelier Mayer nehmen und herrichten. "Beim Kreuz gibts klassische mechanische Entfernung vom Altanstrich", erklärt sie gegenüber VOL.AT. "Dann kommt ein klassischer Ölanstrich." Beim Kaiserstil – dem Übergang von Kugel und Holz – müsse ausgebessert werden, da dieser Teil in Mitleidenschaft gezogen sei. Die Kirchturmkugel sei ursprünglich aus Kupfer, verdeutlicht Mayer. "Da muss ich wieder einen neuen Aufbau machen für eine Vorbereitung für die Ölvergoldung. Dann wird es zweifach Blatt-vergoldet." Sie rechnet mit 70 bis 80 Arbeitsstunden.

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Warth
  • Arbeit in luftiger Höhe: Darum wurden Kugel und Kreuz beim Warther Kirchturm entfernt