Die Zeremonie in Arafats Hauptquartier musste wegen der Gefühlsausbrüche unter den zehntausenden Palästinensern verkürzt werden. Die Lage auf dem Gelände der so genannten Mukata geriet zeitweise vollständig außer Kontrolle. Zuvor hatten Angehörige sowie Politiker aus aller Welt bei einer Trauerfeier in Kairo Abschied von Arafat genommen.
Die Sicherheitskräfte konnten sich nur mit äußerster Mühe einen Weg durch die aufgewühlten Menschenmassen bahnen, die versuchten, den in eine Palästinenserflagge gehüllten Sarg anzufassen. Mehrere Mitglieder von Arafats Garde kletterten auf den Sarg und stimmten Lobeshymnen auf ihren toten Führer an. Zeitweise wurden sie von der Menge mitgerissen. Immer wieder feuerten Polizisten Salven in die Luft. Im Gedränge wurden mehrere Menschen verletzt.
Als sich der Hubschrauberkonvoi mit dem Leichnam Arafats und der palästinensischen Führung näherte, riefen die Menschen Gott ist groß und Willkommen Abu Ammar, was sich auf Arafats Namen aus seiner Zeit des Guerillakampfes bezog. Es dauerte etwa 25 Minuten, bevor der Sarg schließlich aus dem Hubschrauber getragen werden konnte. Palästinensische Sicherheitsbeamte luden ihn auf einen Jeep, der durch die Menge hindurchfuhr. Immer wieder versuchten Menschen, aufzuspringen oder den Sarg zu berühren.
Trauernde sangen: Mit unserer Seele, unserem Blut, opfern wir uns für dich, Abu Ammar (Arafat). Moslemische Geistliche verlasen Verse aus dem Koran, nachdem der Sarg in die mit Marmorplatten ausgelegte Grabstätte hinabgelassen worden war. Die Leibwächter des Verstorbenen umarmten sich und weinten.
Schon am Vormittag war es tausenden Menschen gelungen, die Tore zu Arafats Amtssitz zu durchbrechen und Mauern zu überklettern. Hunderte palästinensische Polizisten bemühten sich vergeblich, die Massen zurückzudrängen. Etwa ein Dutzend Männer mit schwarzen Masken und Sturmgewehren sowie Schwertern gelangten ebenfalls auf das Gelände der Mukata. Sie übergaben ihre Waffen jedoch der Polizei, die die Munition entfernte.
Nach palästinensischen Vorstellungen soll Arafat nur vorübergehend in Ramallah ruhen. Sein Leichnam wurde in Erde vom Tempelberg in Jerusalem beigesetzt. Die Palästinenser hoffen, dass Arafat eines Tages nach Jerusalem umgebettet werden kann. Dies hat Israel allerdings für alle Zeiten ausgeschlossen. Arafat behauptet, in Jerusalem geboren zu sein.
Wenige Kilometer von der Mukata entfernt explodierte in der Nähe der Bir-Seit-Universität eine Autobombe. Dabei wurden nach einem Bericht des israelischen Fernsehens zwei Palästinenser schwer verletzt.
In einer würdevollen Trauerfeier hatten zuvor arabische Staatschefs und ranghohe Vertreter der westlichen Welt Arafat auf dem Gelände des El-Galaa-Militärclubs am Flughafen von Kairo die letzte Ehre erwiesen. Nach den Beileidsbekundungen vor der Moschee der Anlage wurden die sterblichen Überreste des palästinensischen Präsidenten von einem von sechs schwarzen Pferden gezogenen Kanonenwagen zum militärischen Flughafen gebracht. In einem langen Zug folgten die Trauergäste aus mehr als 60 Ländern. Unter ihnen waren König Abdullah II., der saudiarabische Kronprinz Abdullah und Syriens Staatschef Bashar al Assad.
Von Kairo brachte eine ägyptische Militärmaschine Arafats Leichnam zunächst nach Sinai. Von dort startete ein ägyptischer Armeehubschrauber mit dem Sarg in Richtung Ramallah. Arafat war am Donnerstagmorgen in einem Pariser Militärkrankenhaus im Alter von 75 Jahren gestorben. Die Todesursache wurde offiziell nicht bekannt gegeben.
Die EU hat unterdessen angekündigt, nach dem Tod von Arafat noch Ende des Monats mit den Partnern in der arabischen Welt über die Chancen des Nahost-Friedensprozesses beraten zu wollen. Die amtierende niederländische EU-Ratspräsidentschaft kündigte am Freitag in Brüssel ein gemeinsames Treffen der Außenminister für den 29. und 30. November in Den Haag an. Geladen sind zwölf Delegationen, darunter aus Ägypten, Israel, der palästinensischen Autonomiebehörde und Syrien. Libyen soll an dem Treffen als Beobachter teilnehmen.
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