Anwalt half bei Flucht aus Gefängnis: Acht Monate bedingt
Der 48-jährige Jurist wurde als Beitragstäter zur Begünstigung und Fälschung einer besonders geschützten Urkunde schuldig erkannt. Er meldete dagegen umgehend Rechtsmittel an.
Bei Dimitr K. alias Ivan Ivanov (48) soll es sich um den Kopf einer international tätigen, 200 Personen umfassenden Fälscherbande handeln, die sich auf die Herstellung von Euro-Blüten spezialisiert hatte. Ehe ihm in Wien der Prozess gemacht werden konnte, spazierte ein als Anwalt verkleideter Mann ins Gefängnis, ließ sich Dimitr K. zu einer vorgeblichen Besprechung vorführen, übergab diesem einen in einem Pilotenkoffer mitgebrachten Anzug, Schuhe und eine Brille und verließ mit dem Kriminellen nach Vornahme des Kleiderwechsels seelenruhig und unbehelligt die Justizanstalt.
Dass es soweit kommen konnte, soll laut nicht rechtskräftigem Urteil der Wiener Rechtsanwalt ermöglicht haben, der nun dreieinhalb Jahre nach der geglückten Flucht zur Verantwortung gezogen wurde. Der Jurist soll demnach dem eigentlichen Fluchthelfer seinen Anwaltsausweis überlassen haben, den dieser unter Verwendung eines erfundenen Namens und eines Fotos verfälschte.
Unter Vorlage des Falsifikats und einer Legitimationsurkunde der Anwaltskammer war es dem Mann gelungen, die Justizwache zu täuschen und sich als Verteidiger von Dimitr K. auszugeben. Der echte Anwalt, der Dimitr K. sogar eine Weile selbst vertreten hatte, sei in diese Pläne eingeweiht gewesen und habe diese mitgetragen, betonte Staatsanwalt Michael Schön.
Der Angeklagte wies das zurück: “Meinen Originalausweis hat er nie gehabt. Das schließe ich tausendprozentig aus.” Er bekenne sich daher “nicht schuldig”. Immerhin gab er zu, den längst abgeurteilten Fluchthelfer getroffen zu haben, der ihm dargelegt habe, wie er Dimitr K. befreien wolle: “Ich hab’ gewusst, dass irgendwer ins Gefängnis reingeht. Ich hab’ nicht gewusst, dass er reingeht. Ich hab’ nicht gewusst, dass die Tat so passiert.”
Der Mann habe ihn an einem Freitagabend, als er ganz allein in seiner Kanzlei über den Akten saß, aufgesucht und ihm “ein fertiges Konzept geschildert und mich gefragt, ob das möglich ist”. Er habe sich darüber “ein bisserl amüsiert”, sagte der Angeklagte. Mitgetragen habe er die Umsetzung der ihm dargelegten Pläne jedenfalls nicht. Er habe im Wesentlichen nur zugehört: “Was soll ich machen? Ich kann mich ja nicht in Luft auflösen.”
Dimitr K. hatte sich nach seiner Flucht in den Osten abgesetzt, wo er in Bulgarien wieder seine kriminellen Geschäfte aufnahm. Der gebürtige Ukrainer wurde schließlich in einem Bergdorf verhaftet. Die österreichische Justiz wartet allerdings bis auf den heutigen Tag auf seine Auslieferung, um ihm in Wien doch noch vor Gericht stellen zu können.
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