Antrag für zentrale Gewaltambulanz in Vorarlberg eingebracht
In Vorarlberg fehlt es nach Ansicht der SPÖ und Grünen an einer zentralen Anlaufstelle für Opfer von Gewalt. Deshalb bringen die beiden Parteien gemeinsam einen Antrag zur Einrichtung einer Gewaltambulanz ein – mit klarer Kritik an der derzeitigen Situation: Zwar gebe es geschultes Personal in den Spitälern und bestehende Beratungsstellen, doch das Angebot sei zersplittert. Die Folge: Wichtige forensische Beweise gingen verloren, bevor sie dokumentiert werden können.
"Zentrale Ambulanz ist entscheidend"
Die geplante Gewaltambulanz soll Teil des künftigen Spitalscampus werden – als eigenständige Einrichtung, die auf die Bedürfnisse von Gewaltopfern spezialisiert ist. Bestehende Expertise in Vorarlbergs Krankenhäusern soll dabei gezielt eingebunden werden.
Der Europarat habe bereits ausdrücklich darauf hingewiesen, dass in Vorarlberg eine solche spezialisierte Ambulanz fehle, betonen die Antragsteller. Ohne eine zentrale Stelle könnten Verletzungen nicht professionell dokumentiert, Spuren nicht gesichert und Risiken nicht zuverlässig eingeschätzt werden. Das sei aber Voraussetzung, um Schutzmaßnahmen für Betroffene einleiten zu können.
Gewalt als Alltag
Auch ÖVP-Frauensprecherin Julia Berchtold erkennt Handlungsbedarf: "Gewalt gegen Frauen ist auch in Vorarlberg nach wie vor Realität", sagte sie. Die laufende Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" sei wichtig, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Für ihre Partei sei Gewaltschutz aber "ein Auftrag für jeden einzelnen Tag im Jahr".
Neben gezielter Hilfe für Betroffene brauche es vor allem mehr Prävention: "Aufklärung, Sensibilisierung und Information müssen das ganze Jahr über stattfinden – in Bildungseinrichtungen, am Arbeitsplatz, im öffentlichen Raum", so Berchtold weiter.
Noch deutlicher wurde Neos-Klubobfrau Claudia Gamon. Sie sprach von einem strukturellen Problem: "Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema – auch nicht in Vorarlberg." Prävention müsse viel früher ansetzen, etwa in der frühkindlichen Bildung. "Geschlechterklischees entstehen früh. Wenn wir sie nicht aufbrechen, können wir Gewalt langfristig nicht verhindern."
Ein zentrales Element sei laut Gamon auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen – nur so könne echter Schutz gewährleistet werden.
Symbolik und Realität
Der Antrag fällt bewusst in die Zeit der internationalen UN-Kampagne "Orange The World". Diese läuft jährlich vom 25. November, dem "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen", bis zum 10. Dezember, dem "Internationalen Tag der Menschenrechte". Für viele ist das ein Symbol – für SPÖ und Grüne offenbar auch ein politisches Zeitfenster, um konkrete Maßnahmen einzufordern.
Ob der Antrag eine Mehrheit findet, bleibt abzuwarten. Doch der politische Schulterschluss zwischen Opposition und Regierungsfraktionen in der Frage der Prävention deutet darauf hin, dass das Thema nicht mehr ignoriert werden kann.
(VOL.AT)
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