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Angst vor Seuchengefahr in chinesischen Erdbebengebieten

In China wächst die Angst vor Seuchen in den Erdbebengebieten im Südwesten des Landes. Vertreter von Regierung und Behörden warnten am Samstag vor den Folgen der mangelnden Trinkwasserversorgung und den schlechten hygienischen Bedingungen für die fünf Millionen Menschen, die seit dem verheerenden Beben vor sechs Tagen auf der Straße oder in Flüchtlingslagern leben.

Als besonderes Infektionsrisiko gelten die 12,5 Millionen Tierkadaver im Katastrophengebiet.

Durch das Erdbeben kamen nach neuesten amtlichen Angaben knapp 29.000 Menschen ums Leben, fast 200.000 weitere wurden verletzt. Insgesamt befürchtet die Regierung über 50.000 Todesopfer.

“Der Kampf gegen Epidemien ist die dringendste und größte Aufgabe, die sich uns momentan stellt”, sagte Vize-Landwirtschaftsminister Wei Chao’an vor Journalisten in Peking. Das Gesundheitsministerium wollte den Ausbruch von Infektionskrankheiten nicht ausschließen. Mitarbeiter sagten, Bakterien in Wasser und Nahrungen seien die größte Gefahr in den Unglücksgebieten, in denen es an Sanitäranlagen mangele. In der Stadt Dujiangyan mussten sich Hunderte Menschen in einem Zeltlager eine einzige Toilette teilen.

Die Regierung schickte nach eigenen Angaben 48 Wasseraufbereitungsanlagen in die am schlimmsten betroffenen Bezirken Beichuan und Wenchuan. Jedes der Geräte soll Wasser für bis zu 10.000 Menschen reinigen. In der Stadt Shifang, in der mehr als 2.500 Menschen ums Leben kamen, verteilten die Behörden Handzettel mit Hygieneregeln. Soldaten und Rettungskräfte trugen Masken, um sich vor dem Geruch der Leichen und vor Krankheitserregern zu schützen.

Die verwesenden Tierkörper könnten die Ausbreitung von Krankheiten wie Vogelgrippe, Tollwut oder Tetanus zur Folge haben, sagte der Leiter der chinesischen Veterinärbehörde, Li Jingxing. Derzeit werde an Plänen gearbeitet, die Kadaver zu verscharren.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer sei auf 28.881 gestiegen, teilten die chinesischen Behörden mit. 198.347 Menschen wurden demnach verletzt. Bisher hatten die Behörden von 22.000 Toten gesprochen. Laut der Nachrichtenagentur Xinhua könnten allein in der südwestchinesischen Stadt Deyang bis zu 20.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Bisher bestätigten die Behörden der 3,5-Millionen-Einwohner-Stadt rund 7.600 Todesopfer. Inzwischen rechnen sie aber damit, dass die Zahl weitaus höher liegen wird. Mit bis zu 50.000 Opfern wird gerechnet.

Unterdessen droht fünf Tage nach dem Beben neue Gefahr durch einen Dammbruch. In aller Eile wurde am Samstag die Stadt Beichuan evakuiert, weil eine Flutwelle befürchtet wurde. Tausende Menschen und Bergungsmannschaften flüchteten in höher gelegene Gebiete. Meldungen, wonach 114 Stunden nach dem Erdbeben in der Provinz Sichuan ein deutscher Tourist aus den Trümmern gerettet wurde, stellten sich als falsch heraus. Der Mann hielt sich die ganze Zeit über wohlauf in einem entlegenen Dorf auf.

China war am Montag von einem Erdbeben der Stärke 7,9 auf der Richter-Skala erschüttert worden. Nach dem Beben drohen den Katastrophengebieten nun auch Überschwemmungen. Laut Xinhua sollten in der Nähe der Stadt Quingchuan in der Provinz Sichuan mehr als 2.000 Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht werden, weil dort der Fluss Qingzhu über die Ufer treten könnte. Erdrutsche blockieren den natürlichen Flusslauf, so dass sich die Wassermassen auf einer Länge von rund 40 Kilometer zu einem See mit mehr als zehn Millionen Kubikmeter Wasser aufstauten.

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