Andrew steht als ehemaliger Prinz vor ungewisser Zukunft
Das, was noch von öffentlichem Ansehen geblieben war, ist ebenfalls verschwunden. Der Bürgerliche, der einst als Prinz Andrew bekannt war, dürfte sich auf ein neues Kapitel einstellen, das erst mal zahlreiche Umzugswagen beinhaltet – er muss in ein abgelegenes Privathaus im Besitz seines Bruders, König Charles III., ziehen.
Prinz Andrew verliert Titel und Wohnsitz
Die Entscheidung des Königs, zum Schutz der britischen Monarchie seinem jüngeren Bruder dessen Titel zu entziehen und ihn zum Auszug aus dem Anwesen zu zwingen, um ihn wegen der Freundschaft mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein zu bestrafen, war beispiellos. Für Andrew dürfte sich das Leben grundlegend verändern.
"Auf persönlicher Ebene muss es ziemlich verheerend und die ultimative Demütigung für ihn sein", sagte ein Redakteur vom "Majesty Magazine", Joe Little. "Wir kennen ihn als ziemlich arrogante Persönlichkeit, doch das muss ihm psychisch zusetzen. Es wäre sehr seltsam, wenn es das nicht täte."
Künftig weniger Wohnfläche
In welchem Haus das fortan als Andrew Mountbatten Windsor bekannte Mitglied der britischen Königsfamilie auf dem Anwesen Sandringham, 160 Kilometer nördlich von London, wohnen wird, ist unklar. Es dürfte aber kleiner als die Royal Lodge sein, das Luxusanwesen mit 30 Zimmern, in dem Andrew bislang wohnte. Für die Royal Lodge hatte Andrew jährlich gerade mal ein Pfefferkorn Miete zahlen müssen, sofern er dazu aufgefordert wurde.
Dabei handelt es sich um eine symbolische Summe bei Immobiliengeschäften. Das Anwesen hat eine Größe von 50 Hektar, umfasst einen Pool, mehrere Cottages und ein Vogelgehege. Als er die Anordnung erhielt, den Mietvertrag aufzugeben, leistete der 65-jährige Andrew keinen Widerstand. Das Gelände von Sandringham, wo er künftig unterkommt, erstreckt sich über eine Fläche von 8000 Hektar an der Nordseeküste im Osten von England. Der Umzugstermin ist nicht öffentlich bekannt gegeben worden. Doch wird nicht vor Weihnachten mit dem Umzug gerechnet.
Auswirkungen auf Andrews Familie
Nicht nur der Ex-Prinz ist von den Versuchen des Königs betroffen, die Monarchie von dem Skandal um Andrew zu distanzieren. Auch Andrews Ex-Frau Sarah Ferguson muss den Wohnort wechseln. Sie hatte gemeinsam mit Andrew in der Royal Lodge gewohnt.
Die beiden Töchter des Ex-Paars, Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie, behalten ihre Titel sowie jeweils die Ehrenbezeichnung "Her Royal Highness", weil sie Enkelinnen der früheren Königin Elizabeth II. sind.
König hilft Bruder mit privaten Finanzen
Charles nutzt sein Privatvermögen, um Andrew finanziell zu unterstützen. Andrew ist seit einem katastrophalen Interview der BBC 2019 kein arbeitendes Mitglied des Königshauses mehr. In dem Interview hatte er versucht, seine Beziehung zu Epstein zu verteidigen. Danach wurden ihm königliche Aufgaben entzogen. Andrew verfügt mit Ausnahme einer kleinen Rente durch seinen früheren Dienst in der königlichen Marine über keine bekannte Einnahmequelle.
Das finanzielle Arrangement mache Sinn, sagte der Königsexperte George Gross vom King’s College London. Es schütze den König vor Kritik, dass Andrew mit staatlichen Mitteln unterstützt werde, und es zeige gleichzeitig, dass Charles seinen Bruder nicht im Stich lasse. "Es ist eindeutig wichtig, dass für ihn (Andrew) in mancherlei Hinsicht gesorgt wird, weil er sonst zu einer potenziellen Spielfigur für jeden mit negativen oder schlechten Absichten wird."
Andrew drohen weitere Konsequenzen
Bis jetzt war Andrew durch seine Stellung als Mitglied des Königshauses geschützt. Doch sein zurückgefahrener Status und Forderungen, ihn zur Verantwortung zu ziehen, könnten jetzt Konsequenzen haben, die außerhalb der Kontrolle des Königshauses liegen.
Derzeit untersucht ein britischer Parlamentsausschuss, wie sich Andrew die Instandhaltung der Royal Lodge und einen aufwendigen Lebensstil leisten konnte, obwohl er in den vergangenen Jahren keine nennenswerte Einnahmequelle hatte.
Neue Vorwürfe gegen Prinz Andrew
Andrew legte 2022 eine Klage von Virginia Roberts Giuffre außergerichtlich bei, was einen Umfang von mehreren Millionen Dollar gehabt haben soll. Giuffre wurde nach eigenen Angaben im Alter von 17 Jahren von Epstein gezwungen, in London mit Andrew Sex zu haben. Andrew hat wiederholt bestritten, Geschlechtsverkehr mit Giuffre gehabt oder eine Straftat begangen zu haben.
Die Familie der inzwischen verstorbenen Giuffre hat weitere juristische Konsequenzen für Andrew gefordert. Die Polizei ermittelt zu einer Anschuldigung, wonach er einen seiner Leibwächter aufgefordert habe, belastendes Material gegen Giuffre zu finden.
Noch immer Teil der britischen Thronfolge
Der Historiker Andrew Lownie, Verfasser einer Biografie über Andrew und Ferguson, hält es für möglich, dass gegen den Ex-Prinzen wegen Vorwürfen wie Sexhandel und Fehlverhalten in einem öffentlichen Amt ermittelt wird. "Ich glaube nicht, dass es das gewesen ist, ich glaube, dass noch viele weitere Enthüllungen anstehen", sagte Lownie der BBC.
Auch wenn Andrew kein Prinz mehr ist, ist er weiter die Nummer acht der britischen Thronfolge. Um ihn aus der Thronfolge auszuschließen, müsste das britische Parlament aktiv werden, was derzeit unwahrscheinlich ist. Zwar könnte Andrew also theoretisch irgendwann König werden, doch das sei natürlich "absolut unrealistisch", sagte Gross.
(dpa)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.