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An die Opportunisten

Eingebildet seid ihr und sprachgewandt, redet in einem fort, und fort, immer in dem Einen verhangen, in Bregenz zum Beispiel oder in sonst einem Bötle, das ihr jedes Frühjahr herauszieht, um begleitet von euren Quatschmöwen durch den Sommer zu „böötla“. Euer Gequake füllt das Land mit fauligem Schlick. Die Emotionen, die ihr an euch selbst vermisst, wünscht ihr begierigst von anderen zu erfahren, die dann zum Ziel eurer spitzen Anwürfe werden.

In eurem Häuschen stapeln sich die unfertigen Mausideen eurer Basteleien, die ihr wohlweislich hütet, um sie nicht der Beurteilung aussetzen zu müssen. Ihr habt immer alles schon geahnt. Ihr erklärt dem armen Lazarus seine Schuld. Euer Platz in der Gesellschaft ist in der Mitte und wenn alle auf die Straße gehen, geht ihr auch mit, aber „immer in der Mitt‘ mit‘m Schmitt mittn mit“ (Ignaz Wrobel). Ihr lauert auf Pleiten, Scheidungen und schwere Krankheiten, um sie auf der Gartenparty zu besprechen. Ihr dienert euch hoch, wollt Berater der Neureichen sein. Ihr seid Grillmeister, eure Frauen servieren mit hübschen Servietten vom Migro. Ihr labert aus dem Hamsterbau, in dem ihr euch hübsch eingerichtet habt und irgendetwas sammelt darin. Im Innern halbpervers, im Äußern mittelbrav, hütet ihr eure Zunge wohlweislich, um jederzeit das für euch Vorteilhafte herauslassen zu können.

Ihr seid die Vorteilsschweiger. Ihr gefällt euch in der von euch selbst entwickelten Objektivität des Jachtbesitzers, der über die Heimathafenmitte nicht hinauskommt und nur ein Ziel kennt: möglichst zeitgerecht umzudrehen, um wieder das angestammte Plätzchen seines Lieblingsservers einnehmen zu können. Ihr kennt das Land so platt wie es euch kennt. Ihr bringt nichts zusammen, weil ihr nie den Mut gehabt habt, etwas auseinanderzunehmen. Gern gebt ihr dem reichen Prasser ein Zeichen des Friedens. Eure Hand ist Wachs, ihr seid unfähig, etwas anzugreifen.

Ihr teilt mit den Konformisten das Röhrchen, aus dem ihr gemeinsam den Orangensaft der Vernissagen zutzelt, der euch in die Nähe der Vorderen bringt. Geizhälse seid ihr überdies. Ihr kaut eure Standardwörter, bis sie kraftlos versinken im Speichel eurer Giftgoschen, deren Gift nicht stärker ist als ein Verlängerter Koffein enthält. Ihr maßt euch an, über andere herzuziehen, um euren Neid auf die Wagenden loszuwerden, die euch immer wieder in den Hamsterbau schicken. Ihr glaubt zu allem und jedem eure Meinung abgeben zu müssen.
Ihr seid die ungenießbare Frucht Generationen Angepasster. Ihr seid die Restmenge des Übrigen. Ihr macht das Kreuz.

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