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Amsterdam und das Wasser

Amsterdam und Wasser, zwei Begriffe die seit Jahrhunderten untrennbar miteinander verbunden sind. Dem Wasser verdankt Amsterdam auch seine große Blüte im 17. Jahrhundert, als Amsterdam durch den Handel über den Seeweg die wohlhabendste Stadt Europas wurde.

Die Grachten aus diesem Goldenen Jahrhundert machten Amsterdam erst richtig berühmt. Als Zeugnis sind hier noch immer die reich verzierten Kaufmannshäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu sehen. Die schönsten Fassaden und alle Brücken sind abends beleuchtet. Das ganze Jahr über bieten die Grachten einen lebendigen Anblick, dank der zahllosen Boote, die den ganzen Tag über und bis in die späten Nachtstunden hinein an- und ablegen. Einen besonderen Platz auf dem Amsterdamer Programm nehmen die Veranstaltungen ein, die in und auf dem Wasser stattfinden. So leben die Amsterdamer das ganze Jahr mit ihren bevorzugten Element: dem Wasser. 

Eine Wasserreiche Geschichte
An der Stelle, an der der Fluss die Amstel in die ehemalige Zuiderzee (nun das “IJ”) mündet, haben sich ungefähr im Jahr 1200 die ersten Bewohner niedergelassen. Sie fanden ein fischreiches Gebiet vor und außerdem war die strategische Lage im Hinblick auf Handel und Verkehr von Vorteil. Aber das Wasser sorgte nicht nur für Wohlstand; es war andererseits auch der größte Feind der ersten Amsterdamer. Die Zuiderzee wurde bei Sturm zu einem wilden Meer und manchmal konnten die Deiche, die die Bewohner angelegt hatten, den sich aufstauenden Wassermassen nicht standhalten. Oft wurden ihre Häuser mit dem gesamten Hausrat vom Meer verschlungen. Heute hat Amsterdam glücklicherweise nicht mehr eine so dramatische Beziehung zum Wasser. Die Amsterdamer haben mittlerweile gelernt, wie sie mit dem Wasser umgehen müssen, aber das innige Band der Stadt mit dem Wasser gibt es noch immer. Das wird jeder Besucher bald feststellen können. Bei einem Spaziergang durch die Amsterdamer Innenstadt lässt sich das Wasser auch wirklich nicht übersehen. Man braucht nur ein bisschen herumzuspazieren und ehe man es sich versieht ist man über eine der zahlreichen historischen Brücken auf die andere Seite der zahlreichen Grachten gekommen. Kein Wunder, wenn man in einer Stadt mit tausend Brücken und 160 Grachten ist. Inzwischen sind sicherlich viele Rundfahrtboote und andere Wasserfahrzeuge an Ihnen vorübergezogen und vielleicht sogar ein paar Tretboote. Und bald werden Sie auch sehen, dass die Amsterdamer nicht nur am, sondern auch auf dem Wasser wohnen. Hunderte, manchmal bunt bemalte Hausboote beweisen, dass hier kein einziger Quadratmeter ungenützt bleibt. Andere Beweise, welche Rolle das Wasser in Amsterdam spielt, sind beispielsweise der Blumenmarkt auf dem Singel, der vom Wasser aus geführt wird, das Nederlands Scheepvaart Museum, das ganz von Wasser umgeben ist, und die zahlreichen historischen Schiffe im nautischen Viertel. Als Besucher kann man auch Zeuge besonderer Veranstaltungen auf dem Wasser sein, angefangen von Grachtenkonzerten bis zu Drachenbootrennen und Ruderwettkämpfen. Manchmal hat man etwas weniger Glück, denn auch ein waschechter holländischer Regenguss kann das erste Wasser sein, das man in Amsterdam zu Gesicht bekommt… 

Nach Wie vor Reger Verkehr auf den Amsterdamer Grachten
Amsterdam ist die wasserreichste Stadt Europas. Ein ganzes Netz von Grachten und kleinen Kanälen unterteilt die Innenstadt in ungefähr neunzig kleine Inseln, die durch charakteristische Brücken miteinander verbunden werden. Am berühmtesten ist der Grachtengürtel, in Form eines Halbmonds, der im 17. Jahrhundert rundum den mittelalterlichen Singel angelegt wurde. Amsterdam war damals die mächtigste Handelsstadt der Welt und die Grachten eigneten sich ausgezeichnet dazu, um die Handelsgüter, die hier aus aller Welt eintrafen, zu den Lagerhäusern zu transportieren. Außerdem boten sie den reichen Kaufleuten und Regenten genügend Platz, um ihren Reichtum in den schön verzierten Giebeln zum Ausdruck zu bringen. Der angesehenste Teil der Grachten wurde die “Gouden Bocht” (goldene Biegung) in der Herengracht. Die ältesten Grachten, wie der Singel und die Kloveniersburgwal, waren jedoch ursprünglich dazu bestimmt, die Stadt vor unerwünschten Eindringlingen zu schützen.

Offene Abwasserleitungen
Jahrhundertelang hatten die Amsterdamer Grachten auch noch eine weniger hygienische Funktion: die stark befahrenen Wasserstraßen der Stadt dienten nämlich gleichzeitig als offene Abwasserkanäle. Wohnhäuser und Fabriken leiteten das Abwasser in die Grachten ab und auch Müll, Schlachtabfall und allen Unrat, der auf den Märkten liegen geblieben war, wurde in die Grachten geworfen. Der deutsche Pastor F.W. Dethmar, der 1838 Amsterdam besuchte, ging daher mit hocherhobener Nase durch die Stadt. In seinem Reisebericht schreibt er: “Der Fremde, der die in blaue Nebel gehüllte Stadt betrachtet, und im Herbst ihre unangenehmen Dünste einatmet, wird sie ohne zu zögern zum ungesündesten Ort der Welt erklären.” Heutzutage sind die Grachten ziemlich sauber, obwohl die grüne Färbung des Wassers – die durch Algen entsteht – vielleicht anderes vermuten lässt. Es heißt, dass die Grachten im Durchschnitt drei Meter tief sind, aber viele Amsterdamer sind davon überzeugt, dass sie weit weniger tief sind. Einem hartnäckigen Gerücht zufolge, kann man von dieser Angabe ruhig zwei Meter abziehen: einen Meter für den Schlick, der sich gebildet hat und einen Meter für alle kaputten Fahrräder, die im Laufe der Jahre in den Grachten gelandet sind… 
Zu Ihrer Beruhigung: aufmerksame Spaziergänger werden auf ihrem Rundgang entlang der Grachten häufig Baggerschiffe bei der Arbeit sehen, die dafür sorgen, dass die Wassertiefe auf akzeptablem Niveau bleibt. 

Amsterdam reinigt die Grachten jede Nacht
Wer abends an den Grachten entlang geht und ein bisschen Glück hat, wird vielleicht Zeuge eines einmaligen Phänomens, das einen weniger bekannten Aspekt der Beziehung Amsterdams zum Wasser darstellt. Zwischen 19.00 und 20.30 Uhr werden seit Menschen Gedenken jeden Abend zahlreiche Schleusen in der Amsterdamer Innenstadt geschlossen, die für die Erneuerung des Grachtenwassers sorgen. Meist geschieht dies noch mit der Hand. Zum Beispiel bei den Schleusen an der Amstel, gegenüber dem Theater Carré, oder bei der Haarlemmersluis im Singel. Zwei Männer drehen mit großen Holzrädern (den “Schubpressen”) die verschiedenen Schleusen zu. Wenn diese Arbeit beendet ist, so ungefähr um 20.30 Uhr, dann wird an der Ostseite der Stadt, auf der Insel Zeeburg, ein riesiges Schöpfwerk in Betrieb gesetzt. In einer Nacht pumpt das Schöpfwerk ca. 600.000 Kubikmeter Wasser aus dem IJsselmeer in die Amsterdamer Grachten. Damit das Wasser schneller aus den Grachten strömt, bleiben an der Westseite der Stadt einige Schleusen offen. Durch diese Schleusen wird das Grachtenwasser in das IJ gestaut (jener Teil des Hafens zwischen IJsselmeer und Nordseekanal), und strömt danach durch den Nordseekanal in die Nordsee. Auf diese Weise wird nach ungefähr drei Tagen die gesamte Wassermenge der Amsterdamer Grachten erneuert. Das ‘entwässern’ der Grachten geschieht sieben Tage in der Woche, 52 Wochen im Jahr. Nur in den Wintermonaten, wenn die Grachten zugefroren sind, werden diese Arbeiten manchmal stillgelegt. Wenn es drei Tage lang ordentlich friert, dann ist das Eis auf den Grachten gerade fest genug, damit die vielen Liebhaber des Schlittschuhlaufes sich ihre Eisen unterschnallen können. Einige Grachten, wie die Keizersgracht, werden dann für den gesamten Schifffahrtsverkehr gesperrt. Diese Art des holländischen Wintersports bietet ein einmaliges Schauspiel.

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