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Amoklauf in Nenzing jährt sich zum dritten Mal

Das Festgelände in Nenzing am Tag nach dem Amoklauf.
Das Festgelände in Nenzing am Tag nach dem Amoklauf. ©VOL.AT/Roland Paulitsch
Der Amoklauf eines 27-Jährigen bei einem Fest eines Motorradklubs in Nenzing hat vor drei Jahren Österreich erschüttert. Das ehemalige Mitglied des Skinhead-Neonazi-Netzwerks "Blood and Honour" schoss mit einer nachgebauten Kalaschnikow wahllos in die Menge und tötete dabei zwei Festbesucher.

Tat erschütterte Nenzing

Der 27-jährige Täter geriet beim Fest in der Nacht auf den 22. Mai 2016 wegen einer Nichtigkeit in Streit mit seiner Partnerin – woraufhin er die Feier verließ, nach Hause fuhr und zwei bis drei Stunden später mit zwei Langwaffen im Fahrzeug gegen 3.00 Uhr wieder zum Festplatz außerhalb der Gemeinde zurückkehrte. Nach einer neuerlichen Auseinandersetzung mit seiner Freundin holte er eines der Gewehre aus dem Wagen und eröffnete das Feuer auf die etwa 80 Meter entfernte Menge. Der 27-Jährige schoss ein 30 Patronen-Magazin leer, im Kugelhagel kamen ein 48-jähriger Mann aus Nenzing und ein 33-Jähriger aus Lustenau ums Leben. Weitere zwölf Personen wurden durch Streif-, Steck- und Durchschüsse schwer verletzt.

Täter beging Selbstmord

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Mehrere Mitglieder des lokalen Motorradklubs “The Lords” – der das Fest im vergangenen Jahr zum 30. Mal veranstaltete – gingen auf den achtfach vorbestraften Amokläufer zu und sprachen mit ihm, woraufhin sich der 27-Jährige mit einem Schuss in den Mund selbst tötete. Gegen den Mann hatte seit 2004 ein Waffenverbot bestanden. Woher die illegalen Waffen stammten, ist bis heute unbekannt.

Bessere Kontrolle zum Waffenverbot gibt es nicht

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Die Ermittlungen zum Fall sind längst abgeschlossen, eine Anklage gab es nicht, wie Heinz Rusch (Sprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch) auf APA-Anfrage ein Jahr nach der Tat erklärte. Die Dunkelziffer bei illegalem Waffenbesitz sei “extrem schwierig” abzuschätzen, “weil es keinerlei Anhaltspunkte gibt”, sagte Chefermittler Norbert Schwendinger. Präventiv habe die Polizei praktisch keine Handhabe. “Hat jemand eine illegale Waffe – gerade eine Pistole – kann er sie überall verstecken”, schilderte Schwendinger das Problem. Eine bessere Kontrolle von Waffenverboten – wie nach dem Amoklauf von vielen Seiten gefordert – gebe es noch nicht. Zwar würde Schwendinger Maßnahmen begrüßen, er erinnerte aber auch an die Schwierigkeit der Durchführung. “Nur weil einer ein Waffenverbot hat, kann man nicht alle drei bis vier Wochen bei ihm anklopfen und kontrollieren”, formulierte Schwendinger überspitzt. Das gehe an der Realität vorbei.

“Sind an einer viel größeren Katastrophe vorbeigeschrammt”

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VOL-live/Sebastian Goop ©VOL-live/Sebastian Goop

Nenzings Bürgermeister Florian Kasseroler schilderte ein Jahr später gegenüber der APA, dass die Vorkommnisse jener Nacht nachwirkten und nicht vergessen seien. “Natürlich wird der Amoklauf immer wieder thematisiert, gerade jetzt auch wegen des Jahrestags”, sagte der Bürgermeister. Im Rückblick werde angesichts der vielen abgefeuerten Schüsse bewusst, “dass wir an einer noch viel größeren Katastrophe vorbeigeschrammt sind”.

Gedenkfahrt “Gegen die Gewalt”

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Ihre Solidarität mit den Opfern zeigten im Jahr nach der Tat die Vorarlberger Biker, indem sie wenige Tage nach dem Amoklauf zu einer “Fahrt gegen die Gewalt” aufriefen. 1.500 Zweiradfahrer folgten der Einladung, am Unglücksort wurden ein Kranz niedergelegt, Kerzen angezündet und ein “Vaterunser” gebetet.

VOL.AT war 2017 live vor Ort.

Ein vom lokalen Motorradclub “The Lords” ausgerichtetes Fest wie in den 30 Jahren zuvor wird hingegen nie mehr stattfinden. Die 30. Ausgabe sei immer auch als letzte geplant gewesen, sagte Halbeisen.

(apa)

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