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Ambros und Fendrich im Austropop-Museum

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Ambros & Fendrich: Nach dem tragischen Tod von Georg Danzer der Rest von "Austria 3" sorgten am Dienstag in der Stadthalle für Stimmung.

Vom “Zentralfriedhof” bis zum “Hofa”, von “Es lebe der Sport” bis zum “Bergwerk”: Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich haben am Dienstagabend mit den allergrößten Hits des Austropop das Publikum der Wiener Stadthalle in selige Zeiten zurückentführt. Es sei “keine Wiedergeburt des Austropop, denn dieser war nie tot”, rief Fendrich am Ende eines vier Stunden langen Abends in der zwar bei weitem nicht ausverkauften, aber gut gefüllten Wiener Stadthalle. Doch der bedingungslose Rückgriff auf zum Großteil Jahrzehnte alte Hits hat eine andere Sprache gesprochen – wie auch Willi Resetarits am eigenen Leib erfahren musste.

“Der Toni hat sich wirklich bemüht!” So wohlwollend wie treffend fasste Ambros den Auftritt von Toni Polster zu Beginn des Abends zusammen. An die kurze Performance des Ex-Kickers und, ebenso wie der später auftretende Hans Krankl, Mitglieds des veranstaltenden “Ball-Künstler”-Vereins kann man ohnehin nur auf zwei Arten herangehen: Entweder als Polster-Fan, der trotz der schwachen Nummern und der eigentümlichen Showelemente gerne sein Idol sieht, egal, wobei. Etwa dabei, mit mehreren Pseudo-Bodyguards mit Sonnenbrille (darunter Ex-Judoka Peter Seisenbacher) im Schlepptau singend durch die Stadthalle zu stolzieren. Die anderen werden es als einen der wohl bisher skurrilsten Auftritte im Roland Rainer-Bau empfunden haben.

Doch dann war das erste Mal feiern angesagt, obwohl Ambros bauchfrei auf die Bühne kam: “Wolferl” gab dem Publikum das, was es wollte. Und das war ein Gassenhauer nach dem anderen. “Es ist ein Kurzprogramm, aber wir tun unser Allerletztes”, so der leicht zynische, aber eigentlich scheinbar gut gelaunte Ambros. “Wir sind wie die Türken, wir kämpfen bis zum Schluss.” Aufgeboten hat er “Lieder aus Urzeiten”, mit dabei in der Veteranen-Riege: “Zwickt’s mi”, die “Blume aus dem Gemeindebau” und “A Mensch möcht i bleibn”. Gemeinsam mit Krankl (“Zwar ein Rapidler, aber der einzige Fußballer, der singen kann”, sagte Ambros trotz seines vorherigen Lobs für Polster) wurde mit “Lass Mi Amoi No D’Sunn Aufgehn Sehn” des vor einem Jahr gestorbenen Georg Danzers gedacht. Das Publikum war begeistert, Ambros spulte ausnahmslos Riesenhits ab: Feierlaune beim Austropop-Schnellimbiss, auch wenn “Skifoan” fehlte.

Gegen das Diktat der größten Hits leistete gestern nur einer Widerstand: Willi Resetarits stellte sich einen Tisch und ein Weinglas auf die Bühne und sang mit seiner Band kroatische Volkslieder ebenso wie seine zarte Musik-Mischung aus Wien, die die hiesige Menschen-Melange aus aller Herren Ländern berücksichtigt. Das Publikum jedoch hatte keinen Sinn für Musik, die über die Mitsing- und Wohlfühl-Schwelle schielt. Pfiffe, blöde Kommentare und “Raini! Raini!”-Rufe nahmen immer mehr zu, bevor sich Resetarits so elegant wie eigentlich bedrückend aus der Affäre zog: Krankl kam als “Westbahn-Hansi” auf die Bühne und ermöglichte so das Abspulen einiger Songs vom “Ostbahn-Kurti”. Resetarits, der als letzterer nicht mehr auftreten will, wurde so zum hinter einer Sonnenbrille versteckten Gast auf der eigenen Bühne. Da war wieder Feier-Laune bei den Fans angesagt, und bei so manchem im Publikum wohl auch eine gewisse Tristesse über die Ohnmacht vor der Masse.

Dieser beugte sich dann Fendrich ebenso weit wie zuvor schon Ambros, der übrigens zwar Resetarits, aber nicht seinen ehemaligen “Austria 3”-Kollegen Fendrich ankündigte und somit jenen, die ein etwaiges Zerwürfnis der beiden interessiert, einen weiteren Infohappen lieferte. Vom Beginn mit “Es lebe der Sport” (dessen eigentlich sportkritischer Zynismus trotz EURO 2008-Umfeld vom Publikum hinweggesungen wurde) ausgehend besuchte er die “Strada del Sole” ebenso wie “Macho, Macho”, “Blond” und die “Schickeria”. Dass der Austropop vielleicht doch nicht ganz so fit ist wie Fendrich beschwor, darüber stimmte das Publikum eindeutig ab: Bei neueren Nummern wie “Soy Tu Vida”, die Fendrich einstreute, setzte es sich postwendend hin, um bei den alten Hits wieder aufzuspringen.

Ein paar Minuten vor halb eins in der Früh war es dann soweit: Bei “I Am From Austria” fielen einander melancholisch mitsingende Männer in die Arme, Hände wurden in die Luft gereckt und Pärchen schwelgten trotz vorzeitigem EURO-Ausscheiden des Nationalteams in der Landesliebe. Beinahe wäre es nicht dazu gekommen, angesichts der fortgeschrittenen Stunde nützten die Stadthallen-Verantwortlichen laut Fendrich die erste Gelegenheit, um beim Abgang Fendrichs vor der Zugabe dem Bühnengeschehen den Strom abzudrehen. “Sie haben ihn wieder aufgedreht”, so Fendrich, der dann doch noch seine Zugaben absolvieren konnte. Und somit den Besuch im Austropop-Museum beendete.

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