Alpen-Hotspot: Wenn die Gratwanderung zur Völkerwanderung wird

Was einst ein Geheimtipp war, ist nun zu einem Paradebeispiel für Social-Media-getriebenen Übertourismus geworden.
Wander-Hype mit Nebenwirkungen
Die Tour startet mit mehreren Seilbahnfahrten ab dem Dorf Stoos im Kanton Schwyz und führt über einen spektakulären Gratweg, der in zwei bis drei Stunden gut zu bewältigen ist. Genau das scheint das Erfolgsrezept zu sein – auch für weniger geübte Wanderer. Und die lassen sich nicht zuletzt von beeindruckenden Fotos und Videos im Netz inspirieren: Der Hashtag #Fronalpstock zählt mittlerweile über 36.000 Beiträge auf Instagram – mehr als der beliebte Jochberg in Bayern.

Karawanen am Grat – sogar unter der Woche
Dass diese Hinweise offenbar nicht alle erreichen, zeigt eine Google-Rezension aus dem August 2025: "Es wäre ein schöner Weg, tolle Aussicht. Der Overtourism ist krass. Schlange stehen auf dem Wanderweg an einem Donnerstag. Daher NUR außerhalb der Hauptsaison", schreibt eine Besucherin – und teilt dazu ein Bild, das eher an eine Pilgerreise erinnert als an eine stille Bergtour. Der Bewertungsschnitt von 4,7 Sternen bei Google Maps bleibt dennoch hoch – Schönheit wiegt eben viel.
Doch die Wanderung hat es durchaus in sich: Sie ist als T3 auf der Skala des Schweizer Alpen-Clubs eingestuft – das bedeutet: alpine Anforderungen, Trittsicherheit, gute Ausrüstung und Kondition sind Pflicht. "Die Wanderung wird nach dem Schwierigkeitsgrad T3 der SAC-Skala eingestuft. Für die Begehung werden gute Wanderausrüstung, Trittsicherheit, Schuhe mit griffiger Sohle und gute Kondition dringend empfohlen", heißt es auf der offiziellen Website von Stoos.
Tourismus als zweischneidiges Schwert
In der Gemeinde Morschach, zu der Stoos gehört, ist man sich der Herausforderungen bewusst – und sieht auch die Chancen. "Er schafft Arbeitsplätze, unterstützt lokale Geschäfte und Restaurants und trägt zur Erweiterung des Angebots, wie Spielplätze und Grillstellen, bei", sagte eine Gemeindesprecherin 2024 gegenüber Blue News.
Und Bernadette Fassbind von der Alpwirtschaft Laui ergänzte gegenüber "20min.ch": "Wir hatten einen guten Sommer." Allerdings warnte sie auch: "Sie streicheln unsere Kühe, Rinder und machen Fotos, das ist gefährlich."
Noch keine Alarmstimmung in der Region
Trotz der steigenden Besucherzahlen bleibt die Mehrheit der Bevölkerung im Kanton Schwyz gelassen. Laut einer repräsentativen Umfrage von Bote der Urschweiz und March-Anzeiger/Höfner Volksblatt antworteten nur elf Prozent mit einem klaren "Ja" auf die Frage, ob gewisse Orte im Kanton von Übertourismus betroffen seien. Weitere 25 Prozent gaben "eher ja" an. Ganze 60 Prozent sahen hingegen keinen akuten Handlungsbedarf.
Zwischen Faszination und Verantwortung
Der Fronalpstock steht sinnbildlich für viele Naturschauplätze Europas, die durch soziale Medien zu globalen Sehnsuchtsorten wurden – mit allen Vor- und Nachteilen. Dass dieser Ort weiterhin zugänglich und zugleich geschützt bleibt, hängt nicht zuletzt vom Verhalten der Besucherinnen und Besucher ab. Natur will bestaunt, aber auch respektiert werden.
(VOL.AT)
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