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Alltag in China

Dalian Downtown
Dalian Downtown ©Erwin Häusle
Dalian

Dalian ist eine Stadt und Halbinsel, liegt im Nordosten von China und gehört zur Provinz Liaoning. Dalian hat etwas mehr als 6 Millionen Einwohner und ist eine aufstrebende Industriestadt. Durch die optimale Anbindung an das Meer mit mehreren Häfen ist es ein idealer Standort für Firmen aller Art, die in China Fuss fassen wollen.Nachdem sich unsere Firma dort angesiedelt hat, habe ich mich vor 3-einhalb Jahren entschieden, dort für eine bestimmte Zeit zu Arbeiten. Aus ursprünglich 2 Jahren werden es voraussichtlich ingesamt 5 Jahre, die ich in China verbringen werde.

Wenn man in China lebt, dann ist es natürlich etwas anderes, als wie wenn man als Tourist das Land und die Sehenswürdigkeiten kennen lernt. Man wird mit den örtlichen Gepflogenheiten vertraut, lernt die Menschen besser kennen und sieht auch Strassen und Orte, die man als Tourist nie zu Gesicht bekommt. Wenn man in Dalian ankommt, ist man zu allererst überrascht, weil man von China ein ganz anderes Bild vor Augen hat, als es tatsächlich ist. Es ist, als wenn man in Paris, London oder Chicago den Flughafen verlässt. Moderne Architektur, erstaunlich viele neue Autos auf den Strassen in allen Grössenordnungen, Taxis ohne Ende, moderne Strassen und fast immer schönes Wetter.

Gewöhnungsbedürftig ist die Fahrweise der Chinesen. Es gibt zwar Verkehrsregeln wie bei uns nur halt mit dem Unterschied, dass man sich nicht daran hält. Polizei sieht man eigentlich nur am Morgen und am Abend an den grösseren Kreuzungen, wenn alle zur Arbeit oder halt wieder nach Hause fahren. Man könnte fast meinen, dass hier noch das Recht des Grösseren gilt … aber es passieren trotzdem erstaunlich wenig Unfälle und wenn, dann sind es leichtere Blechschäden, meistens wegen Nichtbeachtung der Vorrangregeln. Die Ampeln haben hier mehr als die Farben rot, grün und gelb. In Dalian gibt es zusätzlich noch die Farben, noch-nicht-lange-rot, war-doch-noch-grün, hellgrün, dunkelgrün und hellrot. Diese Farben gibt es natürlich nicht aber man könnte es meinen wenn man den Verkehr beobachtet. Eine weitere Besonderheit sind die Bodenmarkierungen. Sie sind im besten Fall Landschaftsmalerei ohne jegliche Bedeutung. Das heisst im Klartext, dass es zwar einen Zebrastreifen gibt aber kein Autofahrer auch nur ansatzweise daran denkt anzuhalten, wenn Fussgänger die Strasse überqueren wollen.

Die Menschen sind freundlich und vor allem neugierig. Sie wollen wissen woher man kommt, was man tut und ob es einem in China gefällt. Wenn sie dann hören, dass man aus Österreich kommt, dann heisst es gleich: “beautiful country, Vienna, good Music”. Man wird auch des öfteren gefragt, ob sie denn ein Foto gemeinsam mit einem machen dürfen und man kann dann auf relativ einfache Weise ein Lächeln auf deren Lippen zaubern.

Dalian gilt als die sauberste Stadt in China und ist auch als Touristenzentrum bekannt in China. Ich kann das bestätigen, wenn man sich an den Hauptplätzen aufhält und an den Touristenattraktionen. Wenn man aber in die zweite Strassenreihe geht oder etwas ausserhalb der Stadt, dann schaut es schon ein bisschen anders aus. Auf dem Gebiet Sauberkeit, Umweltschutz und Ressourcenverschwendung muss China noch gewaltig Aufholarbeit leisten. Durch die direkte Lage am Meer herrscht immer Wind und die ganzen Abgase verziehen sich ziemlich schnell. Da haben Megastädte wie Peking im Landesinneren mehr Probleme mit der Luftqualität.

Alles in Allem gefällt es mir gut hier in Dalian wobei es natürlich einem Vergleich mit Nenzing nicht standhalten kann. Hier lernt man es wieder zu schätzen, wenn man einfach den Wasserhahn aufdrehen kann und das kristallklare Wasser trinken kann. Oder die gute Luftqualität. Wenn man ohne Bedenken Wurst und Käse kaufen kann oder einfach ein Törtle. Wenn man das Glück hat in Vorarlberg leben zu dürfen, dann sollte man sein ganzes Leben lang dankbar dafür sein. Wenn man einmal ins Spital muss, dann werden die Gegensätze noch krasser. In der Heimat hat man die beste medizinische Versorgung inklusive Vollpension, wo man auch noch auswählen kann, was man gerne zu Essen hat. In China ist das ein wenig anders. Hier bekommt man gegen Vorauszahlung nur medizinische Versorgung. Den Rest muss man selber organisieren. Das heisst im Klartext, dass rund um die Uhr jemand von den Angehörigen am Krankenbett verbringen muss, um Essen oder Trinken herbeizuschaffen. Und wenn der Vorschuss aufgebraucht ist, heisst es nachzahlen oder das Krankenhaus verlassen.

Das sind nur ein paar Einzelheiten, die ich hier berichten kann aber ich freue mich jedesmal, wenn ich wieder in die Heimat fliegen kann und dort meinen Urlaub verbringen darf.

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