Immerhin 1.500 Fans fanden sich trotz Kälte oder FM4 Geburtstagsfest am Samstagabend im Gasometer ein.
Sie wurden dafür belohnt, denn Frank Turner zeigte sich in Bestform – und zwar nicht nur, weil er das Wienerische Wort “ur” gelernt hatte: “Mein Deutsch ist ur perfekt”, grinste er über das ganze Gesicht. Er habe das Wort “ur” heute in Wien gelernt und sei begeistert davon. Das klinge doch nach Rock and Roll: “Urrrrrrr”, grölte der 34-Jährige und stimmte seinen nächsten Song an – wie eigentlich fast alle, eine eingängige Mischung aus Rock, Folk, Rockabilly, Hardcore, Singer-Songwriter und einem Schuss Punk-Attitüde.
Frank Turner ohne viele Ecken, aber mit viel Gefühl
offen und tolerant durch die Welt gehen, sich gegenseitig helfen, nach überstandenem Sturm das Gesicht in den nächsten Windstoß halten – das sind einige der Themen des Briten.
Die Hemdsärmel waren aufgekrempelt, es wurde gerackert, dazwischen im Kollektiv gehüpft “für Bowie und Lemmy”. Sogar als Kabarettist funktioniert Turner: Er brachte in einem Akustik-Solo-Teil ein schräges Lied über Gene Simmons von Kiss und dessen eigenartiges Hobby, Polaroids von allen Frauen zu sammeln, mit denen er schläft. Über zwei Stunden mag es manchmal offensichtlich geworden sein, dass nicht alle Songs Turners die Klasse von Gassenhauern wie “The Next Storm”, “Try This At Home”, “The Opnening Act Of Spring”, “Get Better” oder “Recovery” haben, doch dank der ambitionierten Performance blieb der Abend, der das bis dato größte Wien-Konzert von Frank Turner war, stets “ur”.
Auch seine Sleeping Souls lieferten eine perfekte Show ab, die nicht nur den Hausherrn gekonnt in Szene setzte, sondern vor allem von großem musikalischen Können zeigte. Selbiges galt übrigens auch für die beiden Voracts Skinny Lister und Will Varley – ganz große Empfehlung!
Und Wien sang “I Still Believe”
Und dann war da ja noch der Höhepunkt: “I Still Believe” wurde als Glaubensbekenntnis an den Rock and Roll (der uns am Ende des Tages vielleicht doch noch alle retten kann) im Chor zelebriert, um dann in “Four Simple Words” überzugehen und den letzten Kraftakt in Sachen Tanzen vom Publikum abzuverlangen.
Das Leben ist schön – trotz allem. Und wenn man droht, das zu vergessen, gibt es Frank Turner als mahnend-singenden Erinnerer. Und es tut gut, von ihm wachgerüttelt zu werden.
(Red./APA)
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