AA

Alles Silberstein

Der Ex-SPÖ-Berater bildet das mit Abstand stärkste Wahlkampfthema, wie eine „Google Trends“-Auswertung bestätigt. Vor allem für Kern ist das ein Riesenproblem. Zuletzt hat er jedoch versucht, auch Kurz hineinzuziehen.
Politik-Schlammschlacht eskaliert
ÖVP will SPÖ und Puller klagen
Causa Silberstein: Ein Überblick
Puller zur Dirty-Campaigning-Kampagne

Man sollte halt doch immer steigerungsfähig bleiben. Und zwar auch dann, wenn man glaubt, es gehe nicht mehr heftiger: Am 19. August stand an dieser Stelle, die Causa Silberstein sei im Hinblick auf die Nationalratswahl ein Super-GAU für SPÖ-Chef Christian Kern. Wenige Tage zuvor war dessen Berater Tal Silberstein in Israel verhaftet worden. Und dafür interessierte sich halb Österreich: Das war auch an den Google-Suchanfragen nach ihm ablesbar. Und das war nicht gut für Kern; es hing ihm nach. Folglich versuchte er, die Zusammenarbeit mit Silberstein als „Fehler“ abzutun und damit irgendwie abzuhaken.

Es sollte jedoch noch viel schlimmer kommen. Und war vor einer Woche, als die Tageszeitung „Die Presse“ und das Nachrichtenmagazin „Profil“ gleichermaßen aufdeckten, dass der Berater unter anderem auch Facebook-Seiten betreiben ließ, die nicht zuletzt der Diskreditierung von ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz dienten; zum Teil mit antisemitischem Inhalt. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler trat zurück, Kern behauptete, von nichts gewusst zu haben.

Spannend zu sehen ist, wie sich das Thema in weiterer Folge für eine breitere Öffentlichkeit entwickelte. Womit wir zu den Suchanfragen im Internet kommen; das ist ein ziemlich aussagekräftiger Seismograph: Was Leute von heute beschäftigt, das googeln viele. Und zwar buchstäblich im Augenblick, um mehr dazu zu erfahren. Nachrichten, Hintergründe etc.

Wertet man nun auf Google Trends die Suchanfragen nach Silberstein, Kern und Kurz aus, dann gibt es ein bemerkenswertes Ergebnis: Alle drei haben Spitzenwerte am vergangenen Wochenende erreicht. Genau genommen am Sonntagabend gegen 23 Uhr. Wofür es aufgrund der zeitlichen Übereinstimmung nur eine Erklärung geben kann. Zu dieser Zeit lief die „Elefantenrunde“ auf ATV. Und da griff Kern die Causa Silberstein, die schon den Beginn der Auseinandersetzungen dominiert hatte, noch einmal auf, um Kurz eine dubiose Verwicklung zu unterstellen: „Sie haben beachtliches Insiderwissen.“ Kurz hatte erklärt, dass die Facebook-Seiten von zwölf Leuten betrieben worden seien. Was laut Kern noch nirgends gestanden ist, ihm letzten Endes jedoch den Vorwurf eintrug, die Täter-Opfer-Rolle umkehren zu wollen.

Wie auch immer: Der Umfang der Suchanfragen für Silberstein erreichte an diesem Sonntag das absolute Maximum. Wie viele es waren, gibt Google nicht bekannt. Der Anbieter weist dafür einen Indexwert von 100 aus, an dem sich alle anderen bemessen: Kern kam auf 81, Kurz auf 59, also etwas mehr als halb so viele Suchanfragen als Silberstein.
Dass das für alle drei sehr, sehr viele gewesen sein müssen, kann man daraus schließen, dass sie seit 1. August kaum in die Nähe davon gekommen sind: Silberstein erreichte anlässlich seiner Verhaftung am 14. August gemessen an seinem nunmehrigen Wert einen solchen von 61. Kern kam nie über 30 und Kurz erst infolge der jüngsten TV-Duelle auf bis zu 61. Da wurde er von sehr vielen Menschen gesehen und wurde denn auch entsprechend häufiger gegoogelt.

vol-silberstein-071017
vol-silberstein-071017

 

Die Google-Trends-Auswertung liefert ausschließlich eine Aussage darüber, was bei den Menschen ein erhöhtes Interesse auslöst. Aufgrund des negativen Kontextes, in dem Silberstein besonders für Kern steht, kann man jedoch davon ausgehen, dass das in diesem Fall nachteilig für ihn ist; zumal er das ja auch schon zugegeben hat, indem er von einem „Fehler“ gesprochen hat.

(dieSubstanz.at)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite