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"Alles gegen Österreich"

Der Kampf Österreich gegen den Rest der Ski-Welt ist nach dem Chaos-Slalom von Park City am Sonntag um ein weiteres unrühmliches Kapitel reicher.

So unumstritten der fünfte Weltcup-Sieg des Finnen Kalle Palander war, die Ausbootung des zweitplatzierten Rainer Schönfelder sorgte für stundenlange Diskussionen und wird die FIS noch weiter beschäftigen. Die vom Italiener Enrico Valle angeführte Beschwerde-Kommission soll noch diese Woche den ÖSV-Protest behandeln. Schönfelder war im ersten Lauf von einem gestürzten Pistenarbeiter irritiert worden und darauf hin selbst zu Fall gekommen. Wegen “Behinderung” durfte der Kärntner noch einmal starten, egalisierte die Bestzeit von Palander und wurde schließlich mit 2/100 Rückstand Zweiter.

Gleich zehn Nationen hatten aber zwischen den Durchgängen gegen den Re-Start Schönfelders protestiert, aus Zeitmangel wurde dieser erst nach dem Rennende behandelt. Und auf Grund einer “neuen Beweislage” dann entschieden, dass der Österreicher zu Unrecht den ersten Lauf wiederholt hätte. Ein Fall, der frappierend an den Disqualifikations-Skandal von Karl Schranz beim olympischen Nebelslalom 1968 erinnert.

Der prompte Gegenprotest des ÖSV muss nun von der Beschwerde-Kommission der FIS behandelt werden. Von diesem Urteil hängen alle Platzierungen hinter Sieger Palander ab. Wird für Schönfelder entschieden, fliegt Michael Walchhofer wieder aus der Wertung. Der Salzburger hatte als 31. nur provisorisch zum zweiten Lauf antreten dürfen.

Was den ÖSV so ärgerte war, dass die dreiköpfige Jury mit FIS-Renndirektor Günther Hujara (GER), dem Österreicher Hans Grogl und US-Rennchef J. Clifford zunächst mit 3:0 für und am Ende doch wieder gegen Schönfelder entschieden hatte. Vor allem aber, dass gleich zehn Nationen gegen den Re-Start Schönfelders protestiert hatten. “Wenn es gegen Österreich geht, sind sich offenbar alle einig,” lautete die bittere Erkenntnis von Alpinchef Hans Pum.

Der Protest stützt sich auf Artikel 623.1.1 der FIS-Regeln, wo es u.a. heißt, dass ein behinderter Läufer sofort anzuhalten habe. Schönfelder war aber bis zum Sturz noch einige Tore gefahren. “Offenbar sind die Punkte so wichtig und einige Trainer so unter Druck, dass jede Fairness über Bord geworfen wird”, sagte Herrenchef Toni Giger. “Das Motto heißt offenbar alles gegen Österreich.” Sauer war vor allem Schönfelder. “Der Weltcup sollte professionell ablaufen, aber bei so etwas stellt sich der Sport in Frage. Wozu brauchen wir noch einen Renndirektor. Das ist alles sehr komisch”, sagte der Kärntner.

Hujara, der schon mehrmals unpopuläre Entscheidungen gegen Österreich gefällt und zuletzt auch wegen der “Rückstufung” von Hermann Maier in den Startlisten vom ÖSV heftig kritisiert worden war, verteidigte seine Entscheidung. “Zwischen den Durchgängen war wenig Zeit. Nach der Befragung von Personen, die nahe am Geschehen waren, ergab sich aber eine neue Beweislage und damit für die Jury eine andere Situation. Deshalb wurde die Entscheidung rückgängig gemacht.” Es sei auf jeden Fall keine persönliche Geschichte Hujara gegen Österreich.

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