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Alleine unter Frauen

Gunter Langener im Kindergarten
Gunter Langener im Kindergarten
In Bartholomäberg werden derzeit 32 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren betreut.

Mit der Kindergartenleiterin Carina Kessler arbeiten Ulli Juffinger und Edith Pointner Hand in Hand. Das eingespielte Team verstärkt seit kurzem der einzige männliche Kindergärtner des Landes, Gunter Langener, diplomierter Sozialpädagoge und Kindergärtner mit Herz und Seele.

VN Heimat:

Seit wann arbeiten Sie im Bartholomäberger Kindergarten?

Gunter Langener:

Seit Anfang des laufenden Kindergartenjahres. Die Gemeinde Bartholomäberg war auf der Suche nach einem Kindergartenpädagogen/Kindergartenpädagogin mit spezieller Ausbildung, da der Kindergarten um eine Integrationsgruppe erweitert wurde.

VN Heimat:

Gab es Akzeptanzprobleme, ein Mann im Kindergarten ist doch außergewöhnlich?

Gunter Langener:

Nein, keinesfalls. Die Eltern wurden bereits vor Kindergartenbeginn informiert, sodass der Überraschungseffekt ausblieb und die Eltern eigentlich nur neugierig waren. Auch bei meinen Mitarbeiterinnen bin ich als „männlicher“ Kindergärtner voll akzeptiert.

Carina Kessler, Kindergartenleiterin:

Gunter ist ein absoluter Teamplayer und hat sich wunderbar bei uns eingefügt. In unserem Team ist jeder gleichberechtigt und wird gleichwertig behandelt, egal ob Mann oder Frau. Zudem profitieren wir gegenseitig von unseren unterschiedlichen Ausbildungen, Gunter sieht durch seine verschiedenen Ausbildung viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel.

Ulli Juffinger:

Wir haben uns sehr gefreut, einen Arbeitskollegen zu bekommen und verstehen uns untereinander sehr gut. Es ist doch eine persönliche Angelegenheit, ob man mit einem Menschen gut zusammenarbeiten kann, oder nicht, egal ob Mann oder Frau.

Edith Pointner:

Nur an die tiefe Stimme musste ich mich anfangs gewöhnen. (lacht)

VN Heimat:

Wieso haben Sie diesen Berufsweg eingeschlagen?

Gunter Langener:

Eigentlich bin ich gelernter Schlosser, weil mein Vater der Meinung war, dass ich etwas „Vernünftiges“ lernen sollte. Ich habe diesen Beruf aber nie ausgeübt, sondern habe anschliessend an den Lehrabschluss die Krankenpflegeschule absolviert. Im Michaelshof in Rostock, einer evangelischen Pflege- und Fördereinrichtung für Menschen mit Behinderung gab es zu der Zeit eine Gruppe von autistischen Kindern im Alter von 2 bis 8 Jahren, für die eine männliche Bezugsperson gesucht wurde. Ich habe dann jahrelang diese Kindern betreut und mit ihnen gearbeitet, habe Autismusberatungen und Diagnostiken gemacht und parallel dazu die Ausbildung zum „Mitarbeiter der Kinderförderung“ gemacht, was zum heutigen Stand einem Jugendtherapeuten gleichkommt. Weiters habe ich auch Verhaltenstherapien und Kunsttherapien mit autistischen Kindern übernommen, dort kam mir mein Kunststudium zugute

VN Heimat:

Wie ging es dann weiter?

Gunter Langener:

Von 1995 bis 2003 war ich in der Amtsgerichtsbetreuung tätig, habe vor allem Diagnostiken durchgeführt, immer mit Kindern im Alter von 2 bis 8 Jahren. Von 1998 bis 2003 habe ich nebenberuflich mein Diplom als Sozialpädagoge gemacht.

VN Heimat:

Wie sind Sie dann ins Montafon gekommen?

Gunter Langener:

Durch Änderungen meiner persönlichen Lebensumstände war ich nach 2003 nicht mehr ganzjährig in der Kinder- und Familieberatung tätig, sondern habe während der Wintersaisonen als Koch im Montafon gearbeitet und hier meine Lebensgefährtin kennengelernt.

VN Heimat:

Sie sind derzeit Vorarlbergs einziger Kindergärtner. Warum glauben Sie, ist das so?

Gunter Langener:

Ich glaube, dass es an dem klassischen Männerbild liegt, der Mann sollte einen „vernünftigen“ Beruf erlernen und eine Familie ernähren können. Das ist auch in Deutschland so. Auch ich wurde von vielen meiner männlichen Bekannten anfangs sicherlich belächelt, weil ich dieses klassische Männerbild nicht erfülle. Erst wenn die Männer sehen, dass ich auch Fussball spielen kann (lacht), schwinden die Vorurteile.

VN Heimat:

Wir danken für das Gespräch!

 

 

Zur Person:

Name: Gunter Langener

Geb. Datum: 30.01.1963 in Deutschland

Familienstand: Lebensgemeinschaft

Hobbies: Fußball (Fußballtrainer der U7-Mannschaft in Bartholomäberg), Malen, Fotografieren, Schifahren

 

Quelle: Bitschnau Marita

Bartholomäberg

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