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Alle Jahre wieder: "Need for Speed Most Wanted"

Die Need for Speed Serie hält sich nunmehr schon seit Jahren auf dem Markt, jedes Jahr pünktlich zum Fest beehrt uns EA mit einer Neuauflage, die sich meist nur marginal vom Vorjahres Prequel abhebt. Need for Speed Most Wanted: Da erwarten Fans und Kenner Verfolgungsjagden mit der Polizei und eine tolle Neuauflage des ersten Titels dieser Art. Sind die Erwartungen zu hoch gesteckt?

Wo Fleisch drauf steht, ist normalerweise Fleisch drin, auch kein noch so schmackhaftes Tofuwürstchen. Wo Most Wanted auf einem Need for Speed drauf steht, sollte auch die Polizei als unbarmherziger Jäger der Pistenrowdys nicht fehlen. Doch wo das namensgebende Need for Speed vor Jahren trotz ruckliger Performance Bestnoten einheimsen konnte, versagt dieses äh, Need for Speed auf ganzer Linie. Doch von Anfang an:

Flottes Rennspiel zwischen den Stühlen

Need for Speed Most Wanted sollte den Geist des guten alten Prequels übernehmen, verpackt in eine hübsche, zeitgemäße Präsentation und somit wieder einmal ein Höhepunkt im alljährlichen  Need for Speed before Christmas sale darstellen. Heraus gekommen ist ein flottes Rennspiel, das wenig von Need for Speed, noch weniger von Most Wanted hat aber dafür mit einer ordentlichen Prise Burnout gewürzt wurde. Überhaupt ist der Titel mehr ein Best of verschiedenster Rennspieltypen, ohne allerdings deren Klasse in irgendeinem Bereich außer bei der technischen Präsentation zu erreichen. Denn schön ist das neue Need for Speed Most Wanted auf jeden Fall, auch einigermaßen flüssig und ohne gröbere technische Macken, wenn man zu grobem Aliasing und vereinzelten Pop Ups absieht. Der Sound geht OK, wenn auch der Soundtrack nicht jedermanns Geschmack ist. 

Der Inhalt des Spiels ist rasch erklärt: Der Spieler muss sich einen schlechten Ruf bei der Polizei erarbeiten – je höher das Fahndungslevel, desto höher steigt der Spieler oder besser gesagt sein Auto bei der Community der illegalen Racer auf. Speed Points sammelt man durch Zerstörungswut, gewonnene Rennen oder dem erfolgreichen Fight gegen Verfolger der Polizei, die mit Straßensperren und Nagelbändern zwar schweres Geschütz auffahren, abseits davon aber nicht vergleichsweise an die Aggressivität oder den Skill des Ur-Most Wanted heran kommen.

Wer crasht, gewinnt

Story? Zwischensequenzen? Tuning mit sichtbaren Auswirkungen, Lackierungen, Vinyls, eine Bindung ans liebgewonnene weil toll aufgetunete Gefährt? Personen? Auswirkungen? Fehlanzeige. Dafür können jede Menge Gefährte frei gespielt, äh, freigecrasht werden. Denn nach einem gewonnenen Rennen gegen einen Opponenten, gegen den man erst antreten kann, wenn ein gewisses Bad Points Level erreicht ist, gehört dessen Wagen einem selbst. Zuvor muss man ihn in einer kleinen Sequenz zu Schrott crashen.

Die Events reichen von klassischen Rennen  zu Verfolgungsjagden mit der Polizei bis hin zu der Herausforderung, bei einer vorgegebenen Strecke eine bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeit zu erreichen. Die durch die Rennen gewonnenen Upgrades schaltet man dann gemütlich frei, während man mit hundertfünfzig Sachen über den Asphalt brettert. Optisch tut sich leider an den Boliden gar nix, selbst das Fahrverhalten ändert sich nicht wesentlich, nur dass die Karre besser beschleunigt, oder mehr aushält.

Schwammige Steuerung

Aushalten ist sowieso eines der wichtigsten Dinge, die der fahrbare Untersatz in der Stadt Fairhaven mit ihren engen Straßen und scharfen Kurven samt zum Teil nerviger, wenn auch hübscher Blendeffekte beherrschen sollte. Denn besonders die in Richtung Schnelligkeit getuneten Renner explodieren beim kleinsten Crash. Also wer oft die Bande küsst, oder zu oft angerempelt wird, beißt bald vor Frust ins Gamepad, mit dem sich das Game auch auf dem PC am besten spielen lässt. Zudem ist das Fahrverhalten zwar arcadig, aber die Boliden lassen sich nur sehr schwammig über die schwierigen Kurse bewegen. 

Nach einigen Rennen muss man zwingend auf einen besseren fahrbaren Untersatz wechseln, um mithalten zu können. Ein immer besseres Auftunen eines liebgewonnenen Vehikels entfällt somit – Spaßbremsen-Alarm! Die Original Lizenzen der Hersteller, die offenbar nicht gerne sehen, wie ihre Autos zerlegt werden, verhindern übrigens schöne Effekte nach Crashs. Nach einem kurzen Abflug in Zeitlupe steht die Karre schon wieder mit ein paar kleinen Beulen auf der Strecke und weiter geht’s.

Mit den Freunden matchen

Im Mehrspielermodus versucht Need for Speed Most Wanted durch das Auto Log zu glänzen, das groß beworben wird. Erfahrene Erfolge werden umgehend auf den Server übertragen, so weiß man immer, wo man selbst oder auch seine Freunde stehen. Das soll und kann auch für spaßige Herausforderung sorgen. Allerdings übertreibt es EA dann auch mit ständigen Updates und Listen, mit denen man mitten im Spiel bombardiert wird. Das umfasst auch das Erreichen der begehrten Speedpoints, die nicht nur durch gewonnene Rennen sondern auch durch sonst irgendwelche Ereignisse im eigenen Spiel ausgelöst werden. 

Prinzipiell und obskurerweise ist das neue Need for Speed Most Wanted ein schlechteres Burnout Paradise in aktueller Verpackung. So gesehen, könnte auch Burnout Paradise 2 auf der Verpackung stehen, was wahrscheinlich ehrlicher wäre. Doch scheint es eben Tradition, jedes Jahr zur Weihnachszeit ein NFS abzuliefern.

Fazit: 

Vielleicht ist das tolle Forza Horizon auch Schuld daran, dass man die Erwartungen an einen neuen Need for Speed Titel so hoch schraubte. Oder die Tatsache, dass mit Criterion Games ein erfahrener Entwickler am neuen Most Wanted schraubte. Doch Fans des Spielprinzips des Katz und Maus Spiels mit der Polizei werden lange Gesichter machen – wie auch die Fans der früheren Need for Speed Titel mit Tuningmöglichkeiten bis zum Exzess.

Eher fühlen sich Burnout-Fans hier zuhause, wenngleich das gute alte Burnout  Paradise das zwar ältere, aber bessere Spiel ist. EA sollte künftig entweder mehr Zeit und Geld in ein richtig gutes neues Need for Speed stecken, oder einfach die Serie langsam zu Grabe tragen. Need for Speed Most Wanted 2012 ist ein leidlich gutes Rennspiel, aber nicht mehr. Kein Ruhmesblatt für die Edel-Spieleschmiede Criterion.

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