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Alicia Keys: "Passe in gar kein Format"

©AP
US-Sängerin Alicia Keys spielt in der Liga populärer Musiker ganz vorne mit - ohne große Star-Allüren.
Alicia Keys rockt jede Bühne
Offizielles Video zu "Doesn't Mean Anything"

Die neue Platte ist so anders als die drei Vorgänger-Alben. Was ist in Ihrem Leben passiert?

Keys: Grundsätzlich geht es schon darum, wer ich bin. Meine Gefühle haben sich nicht geändert. Es ist anders, weil ich anders bin, weil ich erwachsener geworden bin, weil ich mir neue Klangwelten angehört habe, weil ich mit neuen Keyboards und so etwas herumexperimentiert und eine neue Klangwelt geschaffen habe. Es ist anders, weil die Melodie praller, stärker und besser ist.

Wie haben Sie dieses Wechselspiel zwischen einfachen und komplexen Klängen geschafft?

Keys: Ein Lied wie “Doesnt Mean Anything” hat ein sehr reines und minimalistisches Gefühl. Das liebe ich, weil es den Liedern und der Stimme die nötige Kraft gibt und auch der Melodie die angemessene Aufmerksamkeit schenkt. Andererseits ist in Liedern wie “Wait Til You See My Smile” zum Beispiel das Klavier die Grundlinie, begleitet von Bewegungen und vielen anderen Musikfarben. Ich mag nie, ein Album überzuproduzieren, zu sehr einzugrenzen. Das letzte, was man einbaut, aber an der richtigen Stelle, fühlt sich immer offener an.

Die Texte Ihrer neuen Lieder klingen aber eingeschlossener. Warum?

Keys: Ich lebe mit mir mehr in Frieden, bin stärker mit mir im Reinen. Lieder und Musik bilden immer einen Moment ab. Denken Sie nur an die vielen schönen und hässlichen Momente, die Sie an einem Tag haben.

Manche Lieder sind depressiv. Welche düsteren Momente gab es?

Keys: Ich habe mich in letzter Zeit viel selbst beobachtet. Diese starken Gefühle brechen natürlich beim Liederschreiben aus. Manchmal verstehen die Leute aber nicht, wie ich es meine. In “How It Feels To Fly” heißt es “Wenn ich den Himmel berühren kann, riskiere ich, zu fallen, nur um zu wissen, wie sich das Fallen anfühlt”. Das habe ich jemandem vorgespielt und der sagte, es ziehe einen he­runter. Für mich ist so etwas ein Segen, weil es eine Chance ist, etwas zu tun, was man nie zuvor gemacht hat. Oder “Doesnt Mean Anything”: Leute fragen mich, ob es um Herz-Schmerz oder Trennung geht. Eigentlich geht es nur um die Wertschätzung seiner Freunde, weil sie für einen da sind. Wenn sie weg sind, hat es nichts zu bedeuten. Für mich ist das ein toller Moment, mich zu erinnern.

Vor drei Jahren ist Ihre Großmutter gestorben. Wie stark schwingen die Erinnerungen an sie mit, wenn Sie das Lied singen?

Keys: Es ist nie einfach, wenn man jemanden verliert, den man aus tiefstem Herzen liebt, der Teil von einem ist. Der Verlust hat aber auch einen Entwicklungsprozess in mir ausgelöst. Veränderungen im Leben sind nicht immer bequem. Aber es ist so wie die Verwandlung in einen Schmetterling. Man muss aus dem Kokon ausbrechen. Ich habe mich jetzt bestimmt halb aus dem Kokon geschält.

Welche Elemente der Freiheit haben Sie dabei gefunden?

Keys: Ich habe einfach die Fähigkeit entdeckt, vielen Dingen gegenüber aufgeschlossener zu sein, in gewisser Weise weniger ernst zu sein. Das ist vielleicht nicht das beste Wort. Ich meine sorgenfreier. Und das kommt in der Musik durch. Sie fühlt sich experimenteller an, ein wenig selbstbewusster. Sie vermittelt dieses Gefühl für den Reiz des Momentes und der Spontaneität. Alle diese Elemente geben Freiheit.

Die Auszeichnungen sind doch bestimmt auch Belastungen in Ihrer Freiheit. Welche Erwartungen stellen Sie sich selbst?

Keys: Erstmal fühle ich mich sehr souverän dafür, ein großartiges Album produziert zu haben. Die Leute werden spüren, wie viel Zeit, Energie und von mir da drinsteckt. Ich mag es nicht, ohne Grund ein Album zu produzieren. Ich will, dass meine Musik zeitlos ist, ohne dass sie mit der Zeit geht. Die Leute denken immer, in welchen Stil sie meine Lieder einordnen können. Diese Frage höre ich, seitdem ich damit angefangen habe, Musik zu machen. Ich passe in gar kein Format, was ich liebe und was großartig ist.

Wie waren die Aufnahmen des Liedes “Put It In A Love Song” mit der R&B-Diva Beyoncé?

Keys: Sie ist so eine nette Dame. Wir sind sehr gute Freunde. Wir hatten den Song im selben Studio aufgenommen und dabei so viel Spaß und Energie. Aber diese Einordnung! Pop, Rock, R&B – ich hasse das, was soll das? Musik ist so grenzenlos. Der Künstler ist der Musikstil. Das sieht man doch an Aretha Franklin oder Nina Simone. Die beiden Frauen halfen mir so dermaßen, meinen Stil zu finden.

Dank Ihrer Mutter lernten sie den Stil von Beethoven und Mozart. Wie wichtig ist die Klassik für Ihre Musik?

Keys: Klassikmusik ist offensichtlich so wichtig für meinen Stil. Das ganze Klavierspiel baut auf Klassik auf. Der Einfluss liegt in so viel Schönheit klassischer Stücke. Deshalb sehe ich Musik als Musik – und nicht als Definition.

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