Ausgesucht hat er sich dafür den Wiener Musikverein, getan hat er es gewohnt unprätentiös, bescheiden und ohne Allüren: Im Programm eingeklemmt zwischen Mozarts g-Moll-Symphonie und Schuberts Vierter, gespielt von den Wiener Philharmonikern unter Sir Charles Mackerras. Den Standing Ovations des Publikums entkam er dann aber doch nicht.
Dass sich der 77-jährige Brendel ausgerechnet den 83-jährigen Mackerras am Pult ausgesucht hat, war weder ein eitler Coup eines alternden Starpianisten, der noch einmal relativ jung aussehen will, noch eine letzte Pointe des augenzwinkernden Nebenerwerbslyrikers. Vielmehr war es ein musikalisch-intellektuelles Gipfeltreffen, gewürzt mit Charme, aber auch Disziplin. Und wenn es leicht angeht, bei “Jenamy” in den Wiener Schmalztopf zu langen, beweisen beide bis zum Schluss Charakterstärke.
Die Diät kam dafür umso geschmacksintensiver, Brendel und Mackerras zeigten sich als perfekte musikalische Verbündete. Was am Klavier noch nicht endgültig verhallt war, setzte das Orchester mit identer Stimme nahtlos fort. Höhepunkt: Der letzte Satz, das Rondeau, das im Zeitraffer nochmals einen Brendels bewegtes Konzertleben nachzuzeichnen schien, im Mittelteil gedankenverloren den Abgang etwas zu bedauern schien und in der Wiederholung ironisch gewürzt wurde. Für die stehenden Ovationen und den Jubel zum Abschied bedankte sich der Meister mit zwei Zugaben. Dann endete eine Ära.
Brendel war aber nicht der Einzige, der in der Pause bereits abgegangen war. Manche Besucher taten es ihm gleich, obwohl von Mackerras sicher keine üble Version von Schuberts “Tragischer” zu erwarten war. Angesichts der Tragik, nie wieder live zu Brendels Klavierspiel husten zu dürfen, geriet dieser Programmpunkt allerdings zur reinen Peripherie eines geglückten Konzerts.
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