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AK warnt vor absolutem Pflege-Notstand

AK-Präsident Heinzle schlägt Alarm
AK-Präsident Heinzle schlägt Alarm ©Canva / VOL.AT
AK-Präsident Heinzle schlägt Alarm und behauptet, dass die GÖG-Studie auf falschen Annahmen basiert.

Als „Schönwetterstudie mit falschen Annahmen“ bezeichnet AK-Präsident Bernhard Heinzle jene Vorarlberg-Studie der Gesundheit Österreich Gmbh (GÖG), nach welcher der Pflegekräftebedarf für die Jahre bis 2030 definiert werden soll. Der tatsächliche Ausbildungsbedarf sei in Wirklichkeit weit höher. „Mit den aktuellen Ausbildungsständen erreichen wir nicht einmal die geschönten Zahlen der Studie“, kritisiert Heinzle, der drei zentrale Forderungen nennt:

  • Bessere Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter in der Pflege
  • viel mehr Ausbildungsplätze
  • Umsetzung des AK-Modells für pflegende Angehörige

Die aktuellen Berichte zur Pflege in Vorarlberg lesen sich für die AK "wie ein Gruselroman": 200 Betten in der Langzeitpflege wegen fehlender Mitarbeiter nicht belegt, 100 Betten sind es in den Spitälern. Am LKH Rankweil stehen 50 Betten leer, Psychiatriepatienten müssten deswegen vorzeitig entlassen werden.

AK will bessere Rahmenbedingungen

„Die aktuelle Situation in der Pflege führt dazu, dass die Kolleginnen und Kollegen unter totaler Überforderung leiden“, sagt AK-Präsident Heinzle. Heinzle fordert deshalb, dass die Diplom-Ausbildung an den Krankenpflegeschulen noch mindestens zehn Jahre weitergeführt wird.

"Schönwetter-Studie"?

Die Österreich-Studie der GÖG 2021 ortet bis 2030 einen Bedarf von 75.700 Pflegekräften, das wären für Vorarlberg rund 3.400. In der GÖG-Studie für Vorarlberg sinkt dieser für denselben Zeitraum auf nur 2.415. „Das kann so nicht der Realität entsprechen“, ist AK-Direktor Rainer Keckeis überzeugt. Er verweist darauf, dass in der Studie angenommen wird, dass es keine Berufsabbrecher gibt und alle bis zur gesetzlichen Alterspension arbeiten. Die Realität sehe aber anders aus

Man registriere bereits jetzt Notrufe aus den Spitälern, immer wieder würden sich auch Patienten beklagen, berichter der AK-Direktor. Allein die Zeitspanne von 2020 bis 2023 ergebe einen Ausbildungsrückstand von mindestens 200 Pflegekräften.

Skill-Grade-Mix

Bis 2030 benötigt Vorarlberg laut GÖG-Studie 2021 im gehobenen Dienst (FH-Studiengang bzw. DGKP) zusätzlich 1321 Pflegekräfte. Dazu kommen noch 280 Pflegefachassistentinnen. Weil sich das nicht ausgeht, versuche man mit dem „Skill-Grade-Mix“ zu tricksen, lautet der Vorwurf der AK. Das diene dazu, dass Tätigkeiten, die vorher allein vom gehobenen Dienst ausgeführt wurden, nach unten delegiert werden können. Damit würde sich die Zahl der notwendigen Kräfte beim gehobenen Dienst von 1321 auf 880 reduzieren, jene der Pflegefachassistentinnen von 280 auf 1.068 erhöhen. „Das wird so aber nicht funktionieren“, sagt Keckeis.

Forderungen der Arbeiterkammer

  • bessere Rahmenbedingungen für die bereits in der Pflege arbeitenden Menschen (Dienstplansicherheit, keine geteilten Dienste, Einhaltung des höheren Pflegeschlüssels, Skill-Grade-Mix der den gesetzlichen Vorschriften entspricht und Pflegekräfte nicht überfordert, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Kinderbetreuungsangebote usw.).
  • Mehr Ausbildungsplätze speziell für die gehobenen Dienste (Diplom-Ausbildung an den Krankenpflegeschulen mindestens noch zehn Jahre weiterführen)
  • Umsetzung des AK-Modells zur Anstellung pflegender Angehöriger

Rüscher verweist auf Maßnahmenpaket

Gesundheitslandesrätin Martin Rüscher verweist bei der angespannten Situation in der psychiatrischen Versorgung auf ein Maßnahmenpaket des Landes Vorarlberg. Das Land Vorarlberg bemühe sich intensiv, der angespannten Situation – insbesondere am Landeskrankenhaus Rankweil – zu begegnen „Wir sind uns der Herausforderungen sehr bewusst. Es wurden und werden vielfältige Maßnahmen gesetzt, die aber großteils Zeit brauchen, um zu wirken.“

2021 und 2022 wurde ein Basis-Ausbildungslehrgang in Schloss Hofen für Psychiatriepflege durchgeführt, um allen Interessierten eine rasche Qualifizierung zu ermöglichen. Darüber hinaus sei mit der aus Bundes- und Landesmitteln finanzierten Pflege-Ausbildungsförderung ein wichtiger Schritt gesetzt worden, um dringend benötigtes Fachpersonal für die Pflegebetreuung zu gewinnen.

(VOL.AT)

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