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AK Vorarlberg: "Freiwilligkeit beim 12-Stunden-Tag ist nichts wert"

Auch zwei Monate nach Inkrafttreten bekämpft die Arbeiterkammer Vorarlberg das neue Arbeitszeitgesetz. Laut der AK ist nämlich die viel beschworene Freiwilligkeit gar nichts wert. Die Wirtschaftskammer Vorarlberg fordert mehr Sachlichkeit in der Diskussion rund ums Arbeitszeitgesetz.
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Derzeit würden immer mehr Fälle bekannt, wo Beschäftigte unter Druck gesetzt und die neuen Arbeitszeitregeln unterlaufen werden. Nach Fällen in Wien, Salzburg und Tirol, bei denen das Recht auf freiwillige Ablehnung von Überstunden teilweise systematisch umgangen werde, treten laut AK-Präsident Hubert Hämmerle jetzt auch im Ländle erste Probleme zutage. So schreibe beispielsweise eine besorgte Mutter: „Seit der Hoppla-Hopp-Einführung arbeitet mein Sohn als Maler, regelmäßig, jeden Tag zwischen 10 und 12 Stunden. Einschließlich Freitag. Sein Arbeitgeber nimmt das seither regelmäßig in Anspruch. Von wegen freiwillig oder ausnahmsweise. Für mich ist das Ausbeutung per Beschluss.“

AK richtet Hotline für Arbeitnehmer ein

Hämmerle sieht sich in seinen Warnungen vor den Auswirkungen des Arbeitszeitgesetzes bestätigt. „Es ist genau das, was wir befürchtet haben – ein Husch-Pfusch-Gesetz, das ohne irgendeine Begutachtung durchgepeitscht wurde und an dem man in den nächsten Jahren herumdoktern wird“, so der AK-Präsident. Die AK Vorarlberg richtet deshalb für ihre Mitglieder eine neue Hotline ein. Unter der Nummer 050/258-1260 erteilen ab sofort Arbeitsrechtsexperten Auskünfte zum Arbeitszeitgesetz und nehmen aktuelle Erfahrungen mit dem 12-Stunden-Tag entgegen.

WKV fordert Sachlichkeit

Christoph Jenny, Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg, fordert in der Diskussion um das Arbeitszeitgesetz mehr Sachlichkeit: „Den von AK-Präsident Hämmerle vorgebrachten Einzelbeispielen steht die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer gegenüber, die zufrieden mit ihrer Arbeit und ihrer Arbeitszeit sind.“

„Wenn der Präsident der Arbeiterkammer wegen des neuen Arbeitszeitgesetzes Alarm schlägt und dabei zwei Einzelbeispiele zitiert, widerspricht das der tatsächlichen Stimmung unter den heimischen Arbeitnehmern“, stellt Christoph Jenny, Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg, klar. „Gerade die Arbeiterkammer sollte wissen, dass die Arbeitszufriedenheit der Österreicher höher ist als je zuvor“, erklärt Jenny. Das bestätigt im Übrigen eine Studie der Arbeiterkammer Oberösterreich zum Arbeitsklimaindex. „Erstaunlich, dass die AK zu diesem Thema kein Wort über ihre eigene Erhebung unter österreichischen Arbeitnehmern verliert: So weist nämlich der Index für Arbeitszufriedenheit der AK Oberösterreich 2018 den höchsten Wert seit Beginn der Messungen im Jahr 1997 auf“, führt der Wirtschaftskammer-Direktor aus.

“Vorwürfe nicht gerechtfertigt”

Auch eine aktuelle Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Market unter 1000 Arbeitnehmern zur Zufriedenheit mit der Arbeitszeit zeigt: 87 Prozent der Befragten sind mit der Lage der Arbeitszeit – also von wann bis wann sie arbeiten – zufrieden: Das sind neun von zehn Beschäftigten. Zufriedenheit mit dem Ausmaß ihrer Arbeitszeit herrscht bei 82 Prozent vor. Ganze drei Viertel der befragten Arbeitnehmer sehen Vorteile in der Flexibilisierung der Arbeitszeit.

„Diese Fakten zeigen ganz klar, dass die Vorwürfe der Arbeiterkammer nicht gerechtfertigt sind; denn eine hohe Arbeitszufriedenheit zeigt, dass die Beschäftigten auch mit der Ausgestaltung ihrer Arbeitszeit zufrieden sind“, erklärt Jenny und appelliert für mehr Sachlichkeit: „Verstöße gegen das neue Arbeitszeitgesetz gehören geahndet, die Diskussion muss aber faktenbasiert ablaufen. Einzelbeispielen von Verfehlungen steht die überwiegende Mehrheit unselbstständig Beschäftigter gegenüber, die zufrieden mit ihrer Arbeit und ihrer Arbeitszeit sind.“

Arbeitszeit - Die neue Regelung
Arbeitszeit - Die neue Regelung ©APA

(Red.)

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