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Afghanistan: Offensive gegen die Taliban

Mehr als 2.500 Soldaten der NATO-Schutztruppe ISAF und Regierungstruppen haben am Montag im Süden Afghanistans eine Offensive gegen die Taliban begonnen.

Mit dem Vorstoß solle die Kontrolle der Regierung von Präsident Hamid Karzai über die Provinz Helmand gestärkt werden, teilten die Behörden mit. Bei schweren Kämpfen im bisher vergleichsweise ruhigen Westen Afghanistans sind laut der US-geführten Anti-Terrorkoalition in den vergangenen Tagen mehr als 130 Taliban-Milizen getötet worden. Im nördlichen Kunduz (Kundus) wurde ein einheimischer Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe Opfer eines Angriffs.

Die Operation „Silicon“ in Helmand wird von britischen Streitkräften geleitet. Der britische Oberstleutnant Stuart Carver erklärte, Ziel der Offensive sei das Sangin-Tal. Das Vorgehen sei Teil eines umfassenden Plans, die Autorität der Regierung in der gesamten Provinz wieder herzustellen. Laut Militärangaben sind 1.100 britische, 600 US-Soldaten sowie weitere aus den Niederlanden, Dänemark, Estland und Kanada beteiligt. Die afghanischen Streitkräfte haben mehr als 1.000 Mann entsandt. In Helmand wurden nach Angaben der US-geführten Anti-Terrorkoalition (Operation Enduring Freedom/OEF), die neben der NATO-Truppe ISAF in Afghanistan aktiv ist, rund 150 mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet, seit der Distrikt Sangin den Rebellen vor drei Wochen wieder abgenommen wurde. Die Extremisten in Westafghanistan seien bei zwei Angriffen mit Unterstützung aus der Luft in der westlichen Provinz Herat ausgeschaltet worden, hieß es in einer Erklärung des US-Militärs am Montag. In dem Gebiet kam es zu heftigen Protesten. Die Demonstranten warfen den Truppen vor, vor allem Zivilisten getötet zu haben. Die USA wiesen dies zurück.

Die Kämpfe dort konzentrierten sich den Angaben zufolge auf das Serkoh-Tal südlich des Shindand-Bezirks. Dort seien am Sonntag 87 Taliban und am Samstag weitere 49 getötet worden, darunter auch zwei Anführer der radikal-islamischen Miliz. Zudem sei ein US-Soldaten ums Leben gekommen. Zu Opfern unter afghanischen Soldaten wurden keine Angaben gemacht. In Shindand gingen als Reaktion auf die Angriffe Tausende auf die Straße und stürmten den Sitz der Regionalregierung. Die Polizei ging gegen die Demonstranten vor. Nach Angaben von Anrainern wurden mindestens 20 Menschen verletzt. Die Hochburgen der Taliban liegen im Süden und Osten des Landes, wo es bisher auch die schwersten Gefechte gab. Im Westen Afghanistans hat die Gewalt in den vergangenen Wochen zugenommen. In Ostafghanistan starben fünf Rebellen bei einem Luftangriff.

Nach dem Mord an einem einheimischen Mitarbeiter setzte die Deutsche Welthungerhilfe ihre Arbeit in der nordafghanischen Provinz Kunduz aus. „Man muss den Fakten mit zwei Morden binnen kurzer Zeit ins Gesicht sehen“, sagte Welthungerhilfe-Sprecher Ralph Dickerhof am Montag in Bonn. „Deshalb werden vorerst für eine Woche alle Arbeiten in der Provinz Kunduz eingestellt.“ Die Sicherheitslage werde neu bewertet. Ein afghanischer Fahrer der Organisation war am Sonntagabend erschossen worden. Vor knapp acht Wochen war in Nordafghanistan der deutsche Welthungerhilfe-Mitarbeiter Dieter Rübling ermordet worden.

Bewaffnete hätten am Sonntagabend in Kunduz einen von zwei Lastwagen der Organisation aufgehalten und den Fahrer zum Aussteigen gezwungen, sagte der Projektmanager der Welthungerhilfe in Kunduz, Joachim Bönisch. Der Mann sei dann mit fünf Schüssen getötet und der Lkw in Brand gesteckt worden. Der zweite Transporter sei nicht stehen geblieben. Die Leiche des afghanischen Fahrers sei vor dem Fahrzeug gefunden worden. Von zwei Arbeitern, die mit im Führerhaus gesessen hätten, fehle jede Spur. Nach Angaben der afghanischen Polizei wurden vier Verdächtige festgenommen.

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