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Afghanistan: Gewalt nimmt zu

Bei einem Selbstmordanschlag in der ostafghanischen Stadt Khost sind am Sonntag zehn Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden - Taliban stellen Paris Ultimatum für Truppenabzug.

Der in eine Polizeiuniform gekleidete Angreifer sei mit einem Motorrad in einen Markt gefahren und habe sich dort in die Luft gesprengt, sagte der stellvertretende Geheimdienstchef in der Provinz, Mira Jan, der Nachrichtenagentur AFP. Eine Stunde zuvor war einige Meter entfernt eine Bombe in einem Geschäft detoniert, in dem Kunden Musik auf ihre Handys laden konnten.

Unterdessen haben die mutmaßlichen Geiselnehmer von zwei Franzosen in Afghanistan der Regierung in Paris ein Ultimatum zum Abzug der französischen Soldaten aus dem Land gestellt. Frankreichs Truppen müssten Afghanistan innerhalb einer Woche verlassen, forderten die radikalislamischen Taliban am Freitagabend auf einer ihrer Internetseiten. Zudem müsse die Regierung in Kabul bald zu der verlangten Freilassung von Taliban-Häftlingen Stellung nehmen. Die Geiseln, eine Frau und ein Mann, arbeiten für die Hilfsorganisation Terre d’enfance. Sie waren vor zweieinhalb Wochen mit drei afghanischen Helfern im Südosten des Landes verschleppt worden.

Die meisten der Opfer des Anschlags in Khost vom Sonntag waren nach Angaben des Leiters der örtlichen Gesundheitsbehörde Gul Mohammad Mohammadi Zivilisten. Vier der Verletzten lägen im Koma. Hinter dem Anschlag steckten nicht die aufständischen Taliban, sondern eine private Fehde zwischen zwei verfeindeten Gruppen.

Wenige Stunden vor dem Anschlag war eine in einem Fotoapparat versteckte Bombe in einem Geschäft auf dem Markt hochgegangen. Dabei wurden ein Mann getötet und sieben verletzt. Khost an der Grenze zu Pakistan wurde jüngst von mehreren Anschlägen der Taliban hart getroffen. Am 14. April sprengte sich ein Selbstmordattentäter vor einem Polizeiquartier in die Luft und tötete acht Menschen.

In der Nachbarprovinz Paktia griffen mutmaßliche Taliban am Sonntagmorgen Polizisten in einem Hinterhalt an. Bei dem Gefecht seien fünf Angreifer und ein Polizist getötet worden, sagte ein Regierungssprecher.

Die Taliban sind im Süden und Osten des Landes am stärksten. An der Grenze zu Pakistan liefern sie sich dort Gefechte mit den NATO-geführten Truppen. Ein Kommandant der Islamisten sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Freitagabend, Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar habe seine Anhänger dabei zu noch mehr Selbstmordanschlägen auf ausländische und einheimische Soldaten aufgerufen. Unschuldige Zivilisten müssten aber verschont bleiben. Auch die NATO hatte in den vergangenen Tagen erklärt, es müsse vermehrt mit Selbstmordanschlägen gerechnet werden. Dies sei aber eher ein Zeichen von Verzweiflung, da es der Gruppe an echter militärischer Kraft fehle, hieß es bei der Militärallianz.

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