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"Adler" sichern sich Gold im Team

Österreichs Skispringer haben am Samstag für den zweiten Weltmeister-Titel für den ÖSV bei der 47. Nordischen WM gesorgt. Steckbriefe | Reaktionen | Loitzl alleiniger Rekord-Weltmeister | Bilder

Das Quartett Wolfgang Loitzl, Martin Koch, Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer war vom ersten bis zum achten und letzten Sprung an der Spitze und siegte in souveräner Manier mit 1.034,3 Punkten und 33,5 Zählern Vorsprung auf Norwegen. Rang drei ging überraschend an Japan (981,2 Punkte).

Die vom Vortag schwer angeschlagenen ÖSV-“Adler” haben am Samstag in eindrucksvoller Manier bewiesen, dass sie derzeit die besten Skispringer der Welt sind. Der nunmehr sechsfache Weltmeister (!) Loitzl begann mit einem 131-m-Satz und sorgte gleich von Beginn an für den nötigen Punktepolster, auch von seinen Teamkollegen fiel keiner ab. Auch im zweiten Durchgang startete der 29-jährige Steirer wieder mit der Höchstweite von 136 Metern und Gregor Schlierenzauer vollendete mit seinen 123 Metern den Run zum sechsten Mannschafts-Gold bei Nordischen Weltmeisterschaften für Österreich.

“Ich freue mich unwahrscheinlich. Das Lob geht an die ganze Mannschaft”, jubelte Cheftrainer Alexander Pointner. “Für uns ist es natürlich auch eine große Genugtuung. Gestern sind wir am Boden gelegen und es hat ein paar gegeben, die noch draufgetreten sind.” Doch Pointners Quartett hat die richtige Antwort gegeben, abgesehen von möglichen Änderungen bei den Wetterbedingungen gab es aber keinen Zweifel am Titel für die ÖSV-Equipe.

Startspringer Loitzl, der eine inoffizielle Einzelwertung (aber verschiedene Anlaufluken) am Samstag gewonnen hätte, freute sich: “Ich fühle mich in der Rolle als erster Springer sehr wohl, ich habe auch alle Titel in dieser Rolle geholt. Das ist mir im ersten und im zweiten Durchgang geglückt. Ich bin hochzufrieden mit dieser WM, alles ist voll aufgegangen.”

Gleiches galt freilich auch für Schlierenzauer, dem der Abbruch nach dem ersten Durchgang am Vortag als Vierter – nur eineinhalb Meter von Gold entfernt – besonders wehgetan hatte. “Es ist eine große Genugtuung nach gestern. Es war auch heute wieder schwer zu springen, aber es hat sich durch die zwei Durchgänge relativiert”, sagte der Tiroler Leader im Gesamt-Weltcup, der auch mit seinem “Top-Speed” an diesem Tag zufrieden war. “Gezittert haben wir schon, aber nicht gezweifelt. Wir waren felsenfest davon überzeugt, dass wir es schaffen. Wir haben unser Konzept durchgezogen und haben es allen gezeigt. Das gibt mir noch einmal den nötigen Kick, und ich werde im Weltcup noch einmal voll angreifen”, versprach er.

Für den Doppel-Olympiasieger Morgenstern, der sich einen Einzel-WM-Titel hier zum großen Ziel gesetzt hatte, war dieses Gold ein gewisser Trost. “Man kann die Vergangenheit nicht gutmachen, wenn man Fehler macht. Aber das ist vorbei. Wir haben heute im Team eine super Leistung geboten. Das war eine grandiose Leistung”, sagte der Kärntner, der zugab, dass er nicht die besten Sprünge gezeigt hatte.

Sein engerer Landsmann Martin Koch hat nach Team-Gold bei den Olympischen Spielen 2006 und Skiflug-Team-Gold 2008 nun auch seine erste Goldene bei Nordischen Titelkämpfen. “Ich bin in die WM hineingegangen, und habe gewusst, wenn ich eine Einzelmedaille machen will, muss ich sensationell sein. Aber das war auch Weltklasse heute.”

Die ÖSV-Adler haben damit ihre Dominanz in Teambewerben seit 2005 fortgesetzt: 2005 in Oberstdorf, als auf beiden Schanzen WM-Titel für die Mannschaft vergeben wurden, gewann Österreich beide Bewerbe, 2006 kürte sich die ÖSV-Equipe zum Olympiasieger, 2007 gab es auch in Sapporo Mannschafts-Gold und 2008 wurde bei der Skiflug-WM der Team-Titel eingeheimst. Und Wolfgang Loitzl hat sich mit seiner insgesamt sechsten WM-Goldmedaille zum erfolgreichsten Skispringer bei Weltmeisterschaften aller Zeiten gekürt. Nach Gold und Silber auf der Normalschanze durch Loitzl und Schlierenzauer war es die dritte Medaille für den ÖSV bei diesen Titelkämpfen.

Enttäuschend endete der Bewerb für die zum Medaillenkreis zählenden Deutschen (10.) und Russen (9.), die schon nach dem ersten Durchgang ausgeschieden sind.

Für die Skispringer geht es nach einer sicher ausgiebigen Medaillenfeier Sonntag früh mit dem Team-Bus nach Hause. Auf den Lorbeeren ausruhen können sie sich nicht und auch die Pause ist kurz: Schon am kommenden Wochenende geht es mit dem Weltcup in Lahti zur Nordischen Tournee. Die Saison endet am 22. März in Planica, hoffentlich mit einem Gesamt-Weltcupsieg von Gregor Schlierenzauer.

 

Die Ergebnisliste:

1. Österreich 1.034,3 Punkte (Wolfgang Loitzl 131,0 m/136,0, Martin
Koch 121,0/134,0, Thomas Morgenstern 123,0/123,0, Gregor
Schlierenzauer 127,5/123,0)

2. Norwegen 1.000,8 (Anders Bardal 128,0/133,0, Tom Hilde
122,0/129,0, Johan Remen Evensen 118,5/129,0, Anders Jacobsen
126,5/117,5)

3. Japan 981,2 (Shohei Tochimoto 123,5/127,0, Takanobu Okabe
127,0/135,0, Daiki Ito 118,5/123,5, Noriaki Kasai 122,0/120,0)

4. Polen 972,1 (Kamil Stoch 123,0/126,0, Lukasz Rutkowski
121,0/123,0, Stefan Hula 127,0/125,0, Adam Malysz 121,0/123,5)

5. Tschechien 963,3 (Lukas Hlava 120,0/125,0, Ondrej Vaculik
118,5/123,5, Jakub Janda 125,5/129,0, Roman Koudelka 124,0/118,0)

6. Finnland 947,5 (Matti Hautamäki 128,5/131,5, Kalle Keituri
119,5/124,5, Ville Larinto 118,5/125,5, Harri Olli 121,0/108,5)

7. Slowenien 914,6 (Mitja Meznar 117,0/115,0, Jernej Damjan
122,0/130,5, Robert Hrgota 116,5/117,5, Robert Kranjec 123,0/123,0)

8. Frankreich 874,5 (Vincent Descombes Sevoie 120,5/120,5, Alexandre
Mabboux 113,0/112,0, David Lazzaroni 116,0/115,5, Emmanuel Chedal
122,5/122,5)

Nicht im Finale:
9. Russland 431,1 (Denis Kornilow, Pawel Karelin, Ilja Rosliakow,
Dmitri Wassiljew)
10. Deutschland 427,4 (Michael Neumayer, Stephan Hocke, Michael
Uhrmann, Martin Schmitt)
11. Italien 394,6 (Roberto Dellasega, Andrea Morassi, Alessio de
Crignis, Sebastian Colloredo)
12. Kasachstan 385,9 (Iwan Karaulow, Alex Korolew, Nikolai Karpenko,
Radik Schaparow)

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