Richter James Pohl gab eine entsprechende Anweisung während einer Anhörung zu einem zweiten Prozess, in dem sich drei weitere US-Soldaten vor einem Militärgericht in Bagdad wegen Foltervorwürfen verantworten müssen. Pohl lehnte außerdem einen Antrag der Vereidigung ab, den Prozess außerhalb des Irak fortzusetzen.
Einen Monat nach dem ersten Urteil wegen Misshandlungen irakischer Häftlinge müssen sich in Bagdad Feldwebel Javal Davis, Unteroffizier Charles Graner und Stabsunteroffizier Ivan Frederick verantworten. Sie waren als Aufseher in Abu Ghraib bei Bagdad eingesetzt, das im Mittelpunkt des Folterskandals steht. Davis Anwalt Scott Dunn forderte eine neue Anhörung zu den Vorwürfen gegen seinen Mandaten. Zur Begründung erklärte er, wegen der unsicheren Lage im Irak habe er keine Zeugen vernehmen können. Er wollte einen Häftling in Abu Ghraib befragen. Weiter beklagte er, er habe keine Kopie eines Berichts über den Skandal erhalten, den der Generalmajor Antonio Taguba verfasste. Das Gericht lehnte den Antrag ab.
Die Angeklagten in dem zweiten Prozess müssen mit höheren Strafen rechnen als der kooperationswillige und geständige Militärpolizist Jeremy Sivits, der am 19. Mai zu einem Jahr Haft verurteilt und aus der Armee ausgeschlossen wurde. Graner wird vorgeworfen, mehreren Häftlingen auf Hände und Füße getreten und sie geschlagen zu haben. In einem Fall soll ein Gefangener bewusstlos geworden sein. Graner drohen bis zu 24 Jahre Haft. Frederick soll Häftlinge sexuell genötigt und einen von ihnen an Stromkabel angeschlossen haben. Er habe dann dem Iraker gesagt, er werde unter Strom gesetzt, wenn er eine falsche Bewegung mache. Frederick könnte eine maximale Haftstrafe von 16 Jahren erhalten. Davis soll die Gefangenen ebenfalls misshandelt haben. Ihm drohen dafür achteinhalb Jahre Haft. Alle könnten unehrenhaft aus den Streitkräften entlassen werden.
Am (morgigen) Dienstag folgt eine Anhörung im Prozess gegen die ebenfalls angeklagte Soldatin Lynndie England, die aber nicht in Bagdad, sondern in Fort Bragg im US-Staat North Carolina stattfinden wird.
Die im April bekannt gewordenen Folterungen – unter anderem wurden nackte Gefangene zu menschlichen Pyramiden aufgeschichtet, zu sexuellen Handlungen genötigt, Hunde wurden auf sie gehetzt – hatten einen weltweiten Sturm der Entrüstung ausgelöst. Außerdem ruinierten sie das Ansehen der US-Besatzungstruppen im Irak gänzlich.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.