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Abu Ghraib: 279 Bilder veröffentlicht

Zwei Jahre nach Bekanntwerden des Folter- und Misshandlungsskandals von Abu Ghraib hat das US-Online-Magazin salon.com 279 Fotos und 19 Videos aus dem US-Militärgefängnis veröffentlicht.

Zu den schockierenden Aufnahmen gehören erstmals auch Bilder, die Häftlinge mit Schuss- oder Bisswunden, Frauen mit entblößten Oberkörper und mit Fäkalien beschmierte Iraker zeigen.

Es handelt sich um die bislang umfangreichste, öffentlich zugängliche Dokumentation über den Misshandlungsskandal im US- Militärgefängnis Abu Ghraib bei Bagdad zwischen Ende 2003 und Anfang 2004. Die Bilddokumente stammen nach Angaben des Online-Magazins von einem Armeeangehörigen, der sowohl in Abu Ghraib diente als auch mit der Arbeit der Militärermittler vom „Criminal Investigation Command“ (CID) vertraut ist. Das Medienunternehmen salon.com wurde 1995 gegründet, hat seinen Sitz in San Francisco und eine weit gehend liberale Ausrichtung.

Zum besseren Verständnis haben die Autoren die Akte „The Abu Ghraib Files“ in neun Kapitel und eine zusätzliche Video-Rubrik unterteilt. Die einzelnen Sektionen lauten: „Schnittwunden“, „Elektrokabel“, „geistig verwirrt“, „Arbeitshunde“, „Standardverfahren“ und „sexuelle Erniedrigung“. Jeder Rubrik folgt die Warnung: Die Fotos enthalten beunruhigende Abbildungen von Gewalt, Missbrauch und Erniedrigung. Zu jedem Bild haben die Autoren hinzugefügt, welche Angehörigen der US-Armee zu sehen sind und wer die Aufnahmen wann gemacht hat.

Auf den Bildern finden sich viele bekannte Gesichter, wie beispielsweise das der US-Soldatin Lynndie England, die inzwischen zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Mit dem Bild, das England mit einer Leine um den Hals eines am Boden liegenden, nackten Häftlings zeigt, wurde sie zum Symbol des Folterskandals, der weltweit für Abscheu und Proteste sorgte.

Zu den bekannten Aufnahmen zählt auch der „Eis-Mann“. Der irakische Gefangene Mandel al-Jamadi starb während eines Verhörs durch einen Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA. Danach ließen sich die beiden US-Soldaten Sabrina Harman und Charles Graner mit dem Toten ablichten.

Im Zuge des Abu-Ghraib-Skandals sind sieben US-Soldaten angeklagt und verurteilt worden. Die für die Aufsicht der Gefängnisse im Irak zuständige Generalin Janis Karpinski wurde degradiert. Derzeit muss sich einer von zwei angeklagten Hundeführern vor einem Militärgericht in Fort Meade in Maryland verantworten. Die US-Armee hat in der vergangenen Woche angekündigt, dass sie das berüchtigte Militärgefängnis rund 30 Kilometer westlich von Bagdad schließen möchte.

Häftling gestorben

In dem berüchtigten US-Militärgefängnis Abu Ghraib bei Bagdad ist ein junger Häftling unter bisher ungeklärten Umständen gestorben. Die US-Armee berichtete am Donnerstag, der 24 Jahre alte Iraker sei am Mittwoch ohnmächtig aufgefunden worden. Er sei offensichtlich eines „natürlichen Todes gestorben“.

Die US-Regierung hatte angekündigt, sie wolle das Gefängnis, das wegen der Misshandlung von Häftlingen durch US-Soldaten international in die Schlagzeilen geraten war, demnächst schließen und die Gefangenen in ein anderes amerikanisches Militärgefängnis im Irak bringen. Die US-Armee berichtete weiters, Aufständische hätten am Mittwoch südwestlich von Bagdad einen ihrer Soldaten getötet.

In Bagdad waren alle öffentlichen Einrichtungen am Donnerstag geschlossen, und es herrschte Fahrverbot. Damit wollten die Sicherheitskräfte Anschläge während der ersten Sitzung des neuen irakischen Parlaments verhindern.

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