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Absage in Lech

Die Liebe von Lech zum Ski-Weltcup war von kurzer Dauer. Die im Jänner auf der Kriegerhornstrecke geplanten Damenrennen wurden am Donnerstag abgesagt.

Das Organisationskomitee geriet in die Mühlen unterschiedliche Interessen von Gemeinde und den Eigentümer des Zielraums. “Übrig bleiben lauter Verlierer und eine verpasste Chance”. Abfahrts-Olympiasieger Patrick Ortlieb brachte die Misere auf den Punkt. Private Interessen und politische Verquickungen ließen das OK unter Stefan Jochum resignieren. “Der hohe finanzielle Aufwand von rund 400.000 Euro war nur mit einem längerfristigen Zehnjahresvertrag vertretbar,” erläutert Jochum. Die Vereinbarungen waren eigentlich unter Dach und Fach, aber der Zielraumeigentümer, die Familie Schneider, verknüpfte ihre Zusagen mit einer Entscheidung in einem angestrebten Raumplanungsentschädigungsverfahren. Bürgermeister Muxel tut vor allem das OK leid: “Da wurde sehr viel Energie und Herzblut investiert. Der Schaden für Lech und Vorarlberg ist sehr groß.”

“Zu hoch gepokert und dann verloren”
Bis zur letzten Minute hat sich der Gemeindevorstand dafür eingesetzt, dass in Lech die für Jänner 2004 geplanten Damenweltcuprennen doch noch durchgeführt werden können. Die Zugeständnisse, die man dafür einem Grundeigentümer machen hätte müssen, waren der Gemeindevertretung aber schlussendlich zu hoch. “Die Gemeindevertretung hat sich klar dagegen ausgesprochen, dass man soviel Geld für nur eine Veranstaltung ausgibt”, so Vizebürgermeister Stefan Schneider. Ursprünglich waren laut dem Lecher Weltcup-Organisationschef Stefan Jochum insgesamt fünf Veranstaltungen auf zehn Jahre hinaus geplant gewesen. Doch die Grundeigentümer des Zielraumes gaben laut Schneider erst nach langem Hin und Her und nur für das erste Rennen grünes Licht. Die Grundbesitzer wollten von der Gemeinde bis zuletzt möglichst viele Zugeständnisse in Sachen Flächenumwidmung erwirken, um unter dem Zielraum eine Tiefgarage bauen zu können. “Der Grundbesitzer hat zu hoch gepokert, mit seinem unendlichen Taktieren erreicht, dass die Gemeinde bei den vielen geforderten Zusatzvereinbarungen passen musste,” resümiert Schneider.

Der finanzielle Schaden für die Absage des Rennens fällt auch auf die sich querstellenden Grundbesitzer zurück: “Neben Entschädigungszahlungen entgeht der Hoteliersfamilie dadurch auch ein bereits zugesichertes Exklusivrecht auf die Bewirtung im Zielraum”, so OK-Chef Stefan Jochum. Für ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel war die Lech-Geschichte auf jeden Fall eine Lehre. “Wir haben extrem für Lech gekämpft und nun wurden Zusagen einfach nicht eingehalten. Auf so etwas lassen wir uns sicher nicht mehr ein.”

Suche nach Alternativen
Nach dem – vorläufigen – Aus von Lech rät Christian Knauth, Direktor Kommunikation im Internationalen Skiverband aus Bregenz, auf die Suche nach Alternativen zu gehen. “Ob das Montafon, Zürs oder der Bregenzerwald: es gibt einige Strecken in Vorarlberg, die Weltcuptauglichkeit erfahren könnten.” Damüls, das sich sebst in Spiel brachte, ist für Knauth aber keine Option: “Der Ort ist leider zu klein, die Anforderungen an die Infrastruktur nicht gegeben.”

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