kanada. In den heimischen Alpen gibts vielleicht mehr Lifte aber auch mehr Skifahrer, die sich vor dem Lift anstellen. Die Alternative heißt Heli-Skiing in Kanada. Da gehört dann einer Gruppe von rund vierzig Schnee-Freaks ein Gebiet, das fast so groß wie Vorarlberg ist. Also: ab in den wilden Westen, wo das Land riesig, die Berge noch größer und die Skimöglichkeiten schier unbegrenzt scheinen überhaupt dann, wenn man als Ersatz für einen renommierten Skiort wie etwa Whistler eine Lodge im hintersten Winkel des letzten Tals wählt, die nur mehr per Helikopter erreichbar ist. Und von der man die Pisten besser gesagt die unverspurten, jungfräulichen Tiefschneehänge auch nur so erreicht.
Spezielle Arrangements
Dazu muss man wohl keinen Skifahrer überreden. Für mögliche mitteleuropäische Interessenten dieser Winteralternative hat sich der Reiseveranstalter Kuoni auf dieses Angebot spezialisiert und bietet die Arrangements von Canadian Mountain Holidays (CMH) an. Diese vom Österreicher Hans Gmoser in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts gegründete Kette von Lodges und zugehörigem Bergangebot im Sommer wie im Winter bietet zehn verschiedene Destinationen in der kanadischen Wildnis an. Und wenn man dann noch ins CMH-Stammhaus, der Bugaboo-Lodge im äußersten Südosten der Provinz British Columbia, reist, ist schon die Vorfreude ein besonderes Erlebnis.
Superlative in Kanada
Dem kann man nur zustimmen. Heli-Skiing in Kanada verdient alle Superlative dieser Welt und ist als Erlebnis der Extraklasse wärmstens zu empfehlen. Das gilt selbstverständlich auch dann, wenn man die zwei Bretter, welche die Winterwelt bedeuten,www gegen ein Snowboard eintauscht. Boarder und Skifahrer sind auf denselben Hängen unterwegs, fahren in gemischten Gruppen. Aber es gibt zwei entscheidende Hindernisse auf dem Weg dorthin. Und die wollen wir erwähnen, bevor wir grenzenlos ins Schwärmen über Schnee, Freiheit und Abenteuer kommen.
Da wären einmal die lieben Finanzen. Der Basispreis von umgerechnet gut 3000 Euro pro Person für vier Tage entspricht schon einmal rund dem Dreifachen, was man in Österreich für ein wöchentliches Skivergnügen ausgibt. Dazu kommt die Anreise; per Lufthansa beispielsweise nach Calgary um knapp 1000 Euro. Und es summieren sich zusätzliche Höhenmeter, wenn man sein Kontingent an Hubschrauberflügen verbraucht hat. Da zahlt man per tausend Höhenmeter 110,25 kanadische Dollar Aufpreis.
Und es gibt noch einen zweiten entscheidenden Grund, sich die Reise zweimal zu überlegen. Heli-Skiing ist in dieser Form, wie sie in Kanada praktiziert wird, nichts für Warmduscher, Genussskifahrer, Sonnenanbeter. Denn Heli-Skiing bedeutet hier keinen einmaligen Flug auf irgendeinen abgeschiedenen Gipfel, sondern pro Tag rund 15 Flüge und Abfahrten.
Stress schon beim Start
Der Heli wartet nicht wie ein gemütlicher Lift. Die Mitfahrer die Gruppe auch nicht, der Guide nur in den seltensten Fällen. Es gilt, Höhenmeter zu bewältigen erstens, weil der Heli dem Betreiber nur Geld einbringt, wenn er in der Luft ist. Zweitens weil zwischen vielen Stammgästen ein Wettbewerb tobt, wer die meisten Höhenmeter schafft.
Per Bus und Heli gehts vom rund fünf Stunden entfernten Calgary in der Provinz Alberta in die Bugaboo-Mountains in British Columbia. Punkt vierzehn Uhr folgt der Abflug in der ersten Gruppe. Der Hubschrauber landet knapp drei Meter vor der auf ihren Knien andächtig und ängstlich kauernden 13-Mann-und- Frau-Gruppe, bläst dich richtiggehend weg. Weil der Pilot selbstverständlich Motor und Rotor nicht abstellt, heißts bei Orkanstärke raus aus dem ohrenbetäubend lärmenden Blechmonster, auf dem Boden ein paar Meter wegkriechen und warten, bis das Ding abhebt. Pausen gibt es keine: Ski an, der Guide sagt, welchen Run wir runterfahren und wie viel Leute wir sind. Schließlich müssen wir das wissen, falls wir doch vielleicht in einer Lawine aufwachen.
Plötzliche Erleuchtung
Das Skifahren ist wirklich etwas Besonderes. Der Schnee unter den Skiern ist eine einzige, überall homogene Masse weißer Staub. Du gleitest über Mugel und bleibst im Pulver. Alles wird extrem leicht, alles oder zumindest der Ski dreht sich praktisch wie von allein. In den Bugaboos, mitten in den Columbian Mountains, dreihundert Kilometer von Calgary entfernt, ist man der König im Schnee. Und das ist erst der erste (Halb-)Tag: Zwischen zwei und fünf Uhr nachmittags geht es sechsmal rauf und runter; immer so um die 600 Höhenmeter. Das kostet auch Kraft. Aber Vorsicht: Manch einer fällt danach in ein tiefes, tiefes Loch voller Depressionen. Denn kein anderer Skiurlaub, kein anderer Berg kann es ab sofort mit dem gerade erlebten Traum in Weiß aufnehmen.
4,4
Einwohner pro Quadratkilometer, das ist die Bevölkerungsdichte von British Columbia, der südwestlichsten Provinz Kanadas. In den Rocky Mountains und den Columbian Mountains gibt es zahlreiche Skigebiete sowohl konventionell mit Liften erschlossen als auch nur per Helikopter erreichbar.
Erlebnis der Extraklasse
Kanada. Unberührte Tiefschneepisten gepaart mit einer atemberaubenden Landschaft Heli-Skiing ist für Skifahrer und Snowboarder ein Erlebnis der Extraklasse. Doch Vorsicht, der ultimative Skispaß ist nur etwas für geübte Wintersportler, denn pro Tag stehen rund 15 Flüge und Abfahrten auf dem Programm. Da braucht es durchtrainierte Oberschenkel und eine gute Kondition. Auch finanziell ist so eine Reise ein Kraftakt fast 3100 Euro für vier Tage fallen an.
Heliskiing-Tarife nach Reisezeit und Zielen
und Ziel unterscheiden sich die Heliskiing-Tarife. Unsere Preisbeispiele entstammen dem Kuoni-CMH-Katalog für die Bugaboo-Lodge und sind auf Basis der Unterbringung im Doppelzimmer pro Person je nach Reisezeit und Reisedauer gerechnet.
So zahlt man für vier Tage (inklusive 17.500 Höhenmeter Helikopterflug) im März 2010 4890 kanadische Dollar, beziehungsweise für sieben Tage (inkl. 30.500 Höhenmeter Helikopterflug) zwischen Jänner und März 2010 11.040 kanadische Dollar. Zusätzliche 1000 Höhenmeter kosten 110,25 kanadische Dollar.
Alle Preise enthalten: Sämtliche Mahlzeiten, Imbisse und nichtalkoholische Getränke, Unterkunft und Inanspruchnahme aller Freizeit-Einrichtungen, den begleiteten Transport vom Flughafen Calgary ins Skigebiet und zurück, die Begleitung von geprüften Bergführern und Ski-Guides, die Benutzung spezieller Tiefschnee- Skis und Lawinenausrüstung (Snowboarder sollten ihre eigene Ausrüstung mitbringen), alle Steuern.
Alle erdenklichen Annehmlichkeiten
Nach dem Pulverspaß warten Sauna, Whirlpool und ab halb acht Uhr Dinner, einem Luxusrestaurant ebenbürtig. Dazwischen können die Gäste noch ihre Mails checken, Handys haben keinen Empfang.
Ein Orkan beim Helikopter-Start
Eisbrocken fliegen durch die Luft, feiner Schneestaub dringt durch die feinsten Ritzen des Anoraks, die man vorher noch nie gespürt hat. Bei Start und Landung herrscht akute Schneesturm-Gefahr.
Pausen gibt es dabei nicht viele
Die Tiefschneefreaks wollen nur eines Ski fahren. Es gilt, möglichst viele Hänge zu bewältigen. In der Pause gönnt man dem Körper zwecks Ersatzkalorien Chicken Wings, Ripperln und Käse.
Reiseinfos
Anreise: Zum Beispiel mit Lufthansa über München oder Frankfurt direkt nach Vancouver oder Calgary (Provinz Alberta; diese Destination liegt für die meisten Skigebiete näher), Preise ab ca. 700 Euro.
Tipps: Canadian Mountain Holidays (CMH) betreut in Kanada zehn Lodges Adamans, Bobbie Burns, Bugaboos, Cariboos, Galena, Gothics, Monashees, Revelstoke, Kootnenay, Valemount. Es werden neben Packages auch individuelle Reisen zusammengestellt.
Infos: CMH Heli-Skiing, www.canadianmountainholidays.com, PO Box 1660, Banff, Alberta, T1L1J6 Canada, Tel. (+1 – 403) 762-7100. Kuoni bietet als Reisebüro beziehungsweise Veranstalter CMH für Mitteleuropa an. Info: Franz Reitlingergasse 5, 1220 Wien, Tel. (01) 51333300; Internet www.kuoni.at oder www.heliskiing-cmh.com.
VN-C. Jörg
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