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Abgebrannte Hollywood-Stars

Von der Oscar-Statue bis zur goldenen Zahnbrücke der Oma - Zimmelmann, der Besitzer eines Pfandhauses in Hollywood, hat schon viele Kostbarkeiten zu Gesicht bekommen.

Denn bereits etliche Berühmtheiten suchten ihr Pfandleihhaus „Beverly Loan & Co.“ in Los Angeles’ Nobelviertel Beverly Hills auf, um magere Zeiten zu überdauern. Unter den illustren Kunden des Geschäfts befindet sich auch der eine oder andere Hollywood-Star, wenn er oder sie gerade mal wieder eine Schönheitsoperation oder die horrende Rechnung des Scheidungsanwalts bezahlen muss.

Jeanne Zimmelmanns Geschäft ist keiner dieser schmierigen Läden an der Bahnhofsecke. In den blitzblank polierten Schaufenstern ihres luxuriösen Ateliers glitzern Schätze aus aller Welt miteinander um die Wette. Juwelenbesetzte Dolche, mit Jade verzierte Schwerter und eine mit Diamantensplittern gefüllte Sanduhr sind nur einige der zahlreichen Kostbarkeiten, welche die Kunden des Leihhauses als Sicherheit für ein bisschen Bargeld hinterlassen haben. Größtenteils würden die Gegenstände nach ein paar Wochen wieder eingelöst, sagt Jeanne Zimmmelmann, die das Unternehmen seit 16 Jahren leitet. „Die meisten Leute hier haben nur ein kurzfristiges Liquiditätsproblem – vielleicht haben sie ein bisschen zu viel eingekauft.“

Das seit 65 Jahren bestehende Haus genießt einen ausgezeichneten Ruf – und ist daher auch in Hollywood bekannt. Einige der prominentesten Schauspieler der Welt, sagt Zimmelmann, wären schon zu ihr gekommen um ihr für ein paar tausend geliehene Dollar Verlobungsringe oder sogar ihre Oscars als Sicherheit dazulassen. Es gibt viele gute Gründe, warum die nur scheinbar reichen Stars ihr Tafelsilber verpfänden. Einige müssen einfach nur magere Zeiten überbrücken. Anderen verlangt es nach etwas Silikon, um das nicht mehr ganz so taufrische Äußere wieder in Form zu bringen; ein Face-Lifting beispielsweise koste etwa 10.000 bis 15.000 Dollar (10.127 – 15.190 Euro), berichtet die Pfandleiherin. Wieder anderen wachsen ihre horrenden Scheidungskosten über den Kopf. Schließlich sind Prominenten-Anwälte alles andere als billig – und oftmals muss dem oder der Teuersten auch noch Unterhalt bezahlt werden.

Manchmal könnten es die Stars nach einer Trennung gar nicht erwarten, den wertvollen Schmuck für immer loszuwerden, sagt Jeanne Zimmelmann. Hat der ursprüngliche Eigentümer seine Wertgegenstände aus diesem oder aus anderen Gründen auch zwei Wochen nach dem vereinbarten Rückzahldatum noch nicht eingelöst, schickt ihm Jeanne Zimmelmann einen Brief und kündigt die Vollstreckung an. Zehn Tage später geht das gute Stück in ihr Eigentum über. Für das Leihhaus ist dies ein lohnendes Geschäft – denn üblicherweise übersteigt der Wert des verpfändeten Gegenstandes die geliehene Summe um das Anderthalb- bis Dreifache.

Das wohl ungewöhnlichste Objekt in den Schauräumen des Leihhauses ist eine goldene Zahnbrücke. „Ich wollte sie zuerst nicht anfassen, aber der Kunde sagte: ’Keine Angst, meine Großmutter ist schon ein paar Jahre lang tot’“, berichtet Zimmelmann. Einem anderen Kunden habe sie die stolze Summe von 600.000 Dollar geliehen, als ihr dieser einen 65-karätigen Diamantring auf die Ladentheke legte. Ansonsten jedoch verlaufe das Geschäft weitaus weniger spektakulär.

Nur eine einzige Frage will Zimmelmann partout nicht beantworten:
Die nach der Identität ihrer Kunden. „Diskretion ist eine der Säulen unseres Geschäfts“, sagte sie. „Egal, ob sie tot oder lebendig sind, Namen werde ich niemals nennen. Und es gibt große Namen“. Im Gegensatz zu früher lohnt es sich für Neugierige jedoch nicht, den Prominenten vor dem Geschäft aufzulauern, wenn sie dieses mit dunklen Sonnenbrillen auf der Nase und den Händen voller Juwelen betreten:
Heutzutage schicken Hollywood-Stars ihre Agenten vorbei.

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