Beratung warnt vor Schulden für Weihnachtsgeschenke
"Es ist gesellschaftlich so, dass man sich sehr viel über Geschenke definiert. Konsum hat einfach einen gewissen Stellenwert und eine Wichtigkeit vor allem zu Weihnachten", so Mitterlehner. Viele Menschen könnten diesem Konsumdruck "einfach nicht widerstehen". Eltern wollen bzw. müssen ihre Kinder beschenken, das geht laut dem Experten oft nur über Ratenzahlung und Kreditgeschäfte. Er spricht von einem "Teufelskreis".
In den Wochen vor Weihnachten lockt der Handel mit einer Fülle an Angeboten auch für die Finanzierung der Geschenke. "Die Gefahr etwa bei Ratenzahlung ist nicht, wenn ich sie einmal nutze, da verliere ich wahrscheinlich nicht den Überblick", erklärt Mitterlehner. "Schwierig wird es, wenn ich das mehrfach oder jedes Jahr mache", fügt er hinzu. Ratengeschäfte liefen oft über drei Jahre - das bedeute, für das heurige "Weihnachten zahle ich noch im nächsten und übernächsten Jahr" - eine "gefährliche Mixtur", so Mitterlehner.
Beratungsanfragen auf hohem Niveau
Seit etwa 2022 sind die Anfragen bei den staatlich anerkannten Schuldenberatungen auf hohem Niveau. Die durchschnittliche Schuldenhöhe in den Beratungen beträgt laut Mitterlehner rund 60.000 Euro - wobei das nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ist, sondern nur die Menschen, die auch zur Beratung kommen, umfasst. Wie es sein kann, dass jemand so hohe Schulden anhäuft? Rund zwei Drittel dieser Schulden bestünden "sehr oft aus Zinsen, Inkasso, Gerichts- und Anwaltskosten", erklärt der Experte. Laut einer Studie würden sich Schulden, die man nicht bezahlt, binnen acht Jahren verdreifachen.
Als Hauptgrund für die Überschuldung nennt Mitterlehner Arbeitslosigkeit und Einkommensverminderung. Während die Anzahl der Beratungen sich auf relativ hohem Niveau befindet, stagnieren die "Regelungen, sprich Privatkonkurse", betont der ASB-Chef. "Viele Menschen haben Schuldenprobleme, aber viele können sich nicht einmal einen Privatkonkurs leisten", erklärt der Experte. Damit kämpfen vor allem Menschen mit geringem Einkommen, die nicht zuletzt aufgrund der hohen Inflation bereits stark unter Druck stehen.
Wenn das Konto ständig im Minus ist
Zeit sich an eine Schulden-Beratungsstelle zu wenden, ist laut Mitterlehner, wenn "das Konto ständig im Minus ist, wenn Lohnexekutionen da sind, wenn eine Miete offenbleibt, kein Geld für Lebensmittel am Ende des Monats übrig bleibt". Um dem Schuldenberg entgegenzuwirken, braucht es Mitterlehner zufolge "gute und frühe" Finanzbildung. In Richtung Bundesregierung sagt der ASB-Chef, Schuldenberatungen müssten entsprechend mit Fördermitteln ausgestattet werden - "es wäre kontraproduktiv, Schuldenberatungen auszudünnen".
(APA)
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