vorarlberg museum befasst sich 2026 mit dem Erinnern
Man verstehe Erinnerungskultur als zentrale Aufgabe eines Museums, man sei ein Ort des kollektiven Gedächtnisses. Das Erinnern zu hinterfragen sei "etwas, an dem wir dauernd dran bleiben sollten", so Kasper über den begonnenen Schwerpunkt, der sich neben Digitalisierung, der Sammlungsstrategie und neuen Vermittlungswegen als zentraler Fokus im heuer erarbeiteten Zukunftsbild 2030 herauskristallisierte. Zum Schwerpunkt gastiert von 9. Mai bis 29. August das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) mit der Schau "Baustelle Erinnerung | Hitler entsorgen". Diese befasst sich mit dem Umgang mit Objekten mit Bezug zum Nationalsozialismus, die sich etwa in privaten Nachlässen finden. Dazu wird eine "Sammelstelle" eingerichtet, in der die Bevölkerung solche Gegenstände zur Begutachtung bringen kann.
Kritische Untersuchung der eigenen Bestände
Das Haus wird in dieser Hinsicht auch auf die eigene Sammlung einen kritischen Blick werfen, im Fokus stünden etwa ideologische NS-Einflüsse in der Trachtensammlung, in der Kunst der 1930er- und 1940er-Jahre und im Umgang mit baulichem Erbe, etwa den Südtiroler Siedlungen, so Kasper. Es gebe dabei "kein Schwarz-Weiß, oft sind es auch Grauschattierungen". Man wolle Bewusstsein schaffen für Aspekte, die bisher wenig Beachtung fanden, und plane dazu vermehrt Dialogformate. Endlich angestoßen werden soll 2026 ein Projekt zur umfassenden Erforschung der NS-Zwangsarbeit in Vorarlberg, noch werde an der Finanzierung gearbeitet.
Schau über NS-Widerstand im ländlichen Raum
Wie die NS-Zeit über Generationen in Familien hineinwirkt, soll die Schau "Delphina und drei Deserteure" über die 1926 im Großen Walsertal geborene Widerständlerin Delphina Burtscher beleuchten. Die junge Bergbäuerin unterstützte zwei Brüder und ihren Verlobten, die sich ab 1943 als Deserteure im Walsertal versteckten. Durch Verrat verloren schließlich zwei der drei ihr Leben, Burtscher selbst wurde bis Kriegsende interniert. Sie starb 2008. Mit einer Graphic Novel, für die per Crowdfunding noch Gelder gesammelt werden, will man sich damit von 18. Juli bis 8. Februar 2027 dezidiert an jüngeres Publikum wenden. Das Vorarlberger Landestheater plant außerdem dazu ein Stück, das sich vor allem an Schulen richtet.
Ebenfalls mit dem Nationalsozialismus befasst sich 2026 die Schau von Lukas Birk, der im Atrium in "Topografie der Erinnerung" von 18. April bis 5. Juli den Zweiten Weltkrieg anhand von zehn Biografien in einer globalen Perspektive begreifbar macht. Als neues Format gründet das vorarlberg museum zum 7. Februar die "Ghörige Stube*", eine Art öffentliches Wohnzimmer, in dem man in intimerem Rahmen diskutieren, Inhalte vermitteln oder sich einfach nur aufhalten kann. Kommendes Jahr soll außerdem ein Interreg-Projekt starten, das sich mit dem Brauchtum des "Wintervertreibens" im Bodenseeraum befasst.
Froh über finanzielle "Basisausstattung"
Nicht nur angesichts knapper Kassen liegt Museumsdirektor Kasper viel an Vernetzung, wie er betonte. Die heuer gestartete "Museumsvernetzung Vorarlberg" sei in heutigen Zeiten nötig, er erlebe Synergien, Kooperation und Austausch als gegenseitige Stärkung. Budgetär erwarte man für 2026 keine unmittelbaren Kürzungen, man sei vielmehr froh über die Basisausstattung, "etwas mehr würde uns aber sehr helfen", so Kasper. Man versuche, sich stärker über Drittmittel Spielräume zu verschaffen.
(S E R V I C E - )
(APA)
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