Nikolaus von Myra – was über den Bischof wirklich bekannt ist
Doch hinter der Figur, die alljährlich am 6. Dezember durch Straßen, Schulen und Wohnzimmer zieht, steht eine historische Persönlichkeit, die im 4. Jahrhundert in Lykien wirkte – einer Region im heutigen Südwesten der Türkei.
Wer war dieser Mann wirklich?
Geboren wurde Nikolaus zwischen 270 und 286 in der Stadt Patara, in einer damals griechischsprachigen Gegend des Römischen Reiches. Myra, wo er später als Bischof wirkte, ist heute ein unscheinbarer Ort namens Demre, etwa 100 Kilometer südwestlich von Antalya. Über das Leben des historischen Nikolaus gibt es nur wenige gesicherte Fakten – und doch ist seine Wirkung bis heute spürbar.
Vom Kloster zur Folterkammer
Der Überlieferung nach wurde Nikolaus bereits mit 19 Jahren von seinem Onkel, ebenfalls Bischof von Myra, zum Priester geweiht. Bald darauf übernahm er die Leitung des Klosters Sion nahe seiner Heimatstadt. Doch seine Glaubensüberzeugung brachte ihn in Gefahr: Während der Christenverfolgung um das Jahr 310 wurde er gefangen genommen und gefoltert – ein Schicksal, das er mit vielen frühen Christen teilte.
Ein Bischof mit offenem Herzen
Was Nikolaus von anderen unterscheidet, ist nicht nur seine Standhaftigkeit im Glauben, sondern auch seine Großzügigkeit. Sein ererbtes Vermögen soll er vollständig unter den Armen verteilt haben – eine Tat, die selbst von prominenten Kirchenvätern wie Ambrosius von Mailand und Basilius von Caesarea als historisch glaubwürdig angesehen wird.
Teilnehmer am Konzil von Nicäa?
Ein besonders spannendes Kapitel ist seine angebliche Teilnahme am ersten Konzil von Nicäa im Jahr 325. Dort, so berichten unter anderem der Heilige Andreas von Kreta und ein Mönch namens Johannes aus dem Studitenkloster in Konstantinopel, soll Nikolaus in hitziger Debatte dem Ketzer Arius eine Ohrfeige verpasst haben.
Historisch belegt ist seine Teilnahme zwar nicht eindeutig – sein Name fehlt auf einigen Listen, taucht aber auf sechs von sechzehn überlieferten Teilnehmerverzeichnissen auf. Es ist also durchaus möglich, dass er zu den 318 Konzilsvätern gehörte.
Mehr als ein Legendenheiliger
Nikolaus’ Ruf als Wundertäter und Wohltäter hat unzählige Legenden hervorgebracht – vom Kornwunder bis zur Rettung unschuldig Verurteilter. Doch selbst wenn man diese Erzählungen beiseitelässt, bleibt das Bild eines Mannes, der durch Güte, Mut und Mitgefühl zum Vorbild wurde.
Am 6. Dezember gedenken Christen weltweit dieses Heiligen – nicht nur mit Mandarinen und Nüssen, sondern auch mit dem Bewusstsein, dass echter Einfluss oft im Stillen geschieht.
(VOL.AT)
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