Prozess zu Anschlag am Wiener Zentralfriedhof abberaumt
Offen ist, welche Ermittlungsschritte nun gesetzt werden, um den aktuellen Aufenthaltsort des 27-Jährigen herauszufinden. Zur Frage, ob allenfalls ein Haftbefehl angedacht ist, gab sich die Justiz bedeckt.
Der wegen Vermögensdelikten vorbestrafte Angeklagte soll den Vorraum der Zeremonienhalle mit einem Brandbeschleuniger abgefackelt haben, nachdem er über eine eineinhalb Meter hohe Außenmauer geklettert und in einen Nebenraum des Kuppelhauses gelangt war. Der Vorraum der Zeremonienhalle beim Tor IV brannte aus. Davor oder danach soll der Mann auch die Außenmauern mit Hakenkreuzen und rechtsextremen Schriftzügen verunstaltet haben. Der Sachschaden belief sich der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) zufolge auf eine hohe sechsstellige Summe. Die Vorhalle wurde komplett zerstört und musste wiederhergestellt, die Innenauskleidung der Zeremonienhalle instandgesetzt werden. Unter anderem verbrannten ein Thoraschrein ohne Thorarollen sowie wertvolle, zum Teil sehr alte Bücher, die unwiederbringlich verloren gingen.
Angeklagter hat bisher Tatbeteiligung bestritten
Der 27-Jährige hat bisher jedwede Beteiligung am nächtlichen antisemitischen Brandanschlag bestritten. Er wird jedoch von am Tatort sichergestellten Spuren, einem DNA-Gutachten und den Ergebnissen einer Rufdatenauswertung belastet. Der Österreicher türkischer Abstammung war nach umfangreichen Ermittlungen des Landeskriminalamts (LKA) und des Wiener Landesamts für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) als dringend Tatverdächtiger ausgeforscht worden. Die Verfassungsschutzbehörden hatten den Mann nach gesicherten APA-Informationen bis dahin nicht am Radar. Er dürfte nicht in einschlägigen antisemitischen bzw. rechtsextremen Kreisen verkehrt haben.
(APA)
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