Schau in Wien zeigt menschliche Figuren aus Obst und Gemüse
Den als Heinrich Rosenberg in Deutschland geborenen Künstler, der einige Zeit in Paris im Filmstudio Pathé gearbeitet hat, zwang der Nationalsozialismus 1934 in die Emigration nach London. Dort stand ihm, sich nun Rox nennend, anstelle eines weitläufigen Ateliers nur mehr ein Küchentisch zur Verfügung. Schon bei Filmproduktionen hatte er festgestellt, "dass Obst und Gemüse so viel Basis für menschliche Figuren anbieten", sagte Vollmer am Dienstag im Gespräch mit der APA. "Dann kam noch dazu, dass er gut fotografieren konnte."
Inspiration in Geschäften und Märkten
Statt früher mit Holz und Ton zu arbeiten, setzte Rox seine Figuren nun aus Obst, Gemüse und Knetmasse zusammen. "Nachdem ich mich für meine erste Obstkampagne entschieden hatte, durchstreifte ich Geschäfte und Märkte nach Inspiration", wird Rox im Pressetext zur Ausstellung zitiert. "Die Lauchfrau hat mich auf den ersten Blick beeindruckt. Ich hatte nie Zweifel daran, dass sie dazu geboren war, eine Dame zu werden." Bei Rox wurde etwa eine Melone zum Wal, der ein Kanu aus Banane mit einem Ruderer mit Orangenkopf übers Wasser trägt.
Für das Kinderbuch "Tommy Apple and his Adventures in Banana-Land" fertigte Rox die "Illustrationen", eigentlich Fotos seiner Schöpfungen. Statt der Tradition der Vermenschlichung von Tieren zu folgen, machte er hier Gurken, Paradeiser und Karotten zu Darstellern. Wegen des enormen Erfolges erschien der Folgeband mit Abenteuer im Banana-Land, da war Rox bereits nach Amerika übersiedelt. Beide Bände sind in der Schau mit dem entsprechenden Titel "Banana Circus" vertreten.
Ironische Kommentare aus Karfiol und Rotkraut
In den USA wurden Magazine auf Rox aufmerksam. Sie druckten etwa seine Arbeiten als ironische Kommentare zur zeitgenössischen Mode: Karfiol wird zum Unterrock, Rotkraut zum Abendkleid, eine Selleriestange mutiert zur Rückenpartie. Im Photoinstitut laden Originalseiten von Zeitschriften wie "Life" und "Harper's Bazaar" zum Schmunzeln ein. Ein ganzes Orchester aus Obst und Gemüse steuerte Rox für den Film "Heiße Rhythmen in Chicago" ("Strike Up the Band") mit Judy Garland bei (YouTube: ). Auch hier zeigt sich Rox' feiner Humor, wenn etwa einem Musiker mit Nusskopf ein Nussknacker als Harfe dient.
Der Kölner Vollmer stieß "bei einer Suche nach etwas ganz Anderem" auf eine Postkarte, die einen Elefanten aus Karotten zeigte und Henry Rox als Urheber angab. Er sei neugierig geworden: "Ich wühlte weiter und nach drei, vier Jahren hatte ich seine Lebensgeschichte und sehr viele Bilder gefunden", so Vollmer zur APA. Bei den Recherchen traf er die letzte Verwandte des Künstlers, die ihm eine kleine Kiste mit Fotos überließ. "Banana Circus" präsentiert daher auch Originalabzüge, "alles andere ist nur mehr in gedruckter Form vorhanden. Es gibt keine Negative, keine Dias, das ist alles weg."
(S E R V I C E - "Banana Circus: Henry Rox' Fotoskulpturen" im Photoinstitut Bonartes, Wien 1, Seilerstätte 22, 3.12.25-6.2.26, Besichtigung unter Voranmeldung Telefon 0043/1/2360293-40 oder info@bonartes.org möglich; )
(APA)
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