Offenbar Putschversuch nach Wahl in Guinea-Bissau
Die Ankündigung der Offiziere erfolgte einen Tag, bevor die Wahlkommission die vorläufigen Ergebnisse der hart umkämpften Präsidentschaftswahl bekanntgeben sollte. Nach der ersten Runde am Sonntag hatten sowohl Embaló als auch dessen Herausforderer Fernando Dias den Sieg für sich beansprucht. Ein Sprecher Embalós sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Unbekannte hätten die Wahlkommission angegriffen, um die Bekanntgabe der Wahlergebnisse zu verhindern. Er machte dafür Anhänger Dias' verantwortlich, ohne Belege vorzulegen. Der frühere Ministerpräsident Domingos Simoes Pereira, der Dias unterstützt, wies dies zurück. Dias habe nichts mit dem Vorfall zu tun und sei in Sicherheit.
Alle Grenzen geschlossen und Luftraum gesperrt
Ein Armeeoffizier erklärte im staatlichen Fernsehen, dass alle Grenzen geschlossen und auch der Luftraum gesperrt werden. Zudem gelte eine Ausgangssperre, bis die innenpolitische Lage geklärt sei. Medienberichten zufolge waren in der Hauptstadt Bissau zeitweise Schüsse zu hören. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.
Experten hatten einen knappen Ausgang der Wahl erwartet. Der ehemalige General Embaló strebte als erster amtierender Präsident des Landes seit drei Jahrzehnten eine Wiederwahl an. Dias wiederum wurde von der Unabhängigkeitspartei PAIGC unterstützt, die erstmals nicht mit einem eigenen Kandidaten antrat.
Neun Putsche und Putschversuche seit 1974
In Guinea-Bissau gab es seit der Unabhängigkeit von Portugal 1974 mindestens neun Putsche und Putschversuche. Embaló wurde 2020 erstmals Präsident. Er hat nach eigenen Angaben seitdem drei Putschversuche überstanden. Kritiker werfen ihm vor, Krisen als Vorwand für ein hartes Durchgreifen zu inszenieren. Ende 2023 hatte er das Parlament aufgelöst, seine Amtszeit ist seit Monaten abgelaufen. Kritiker werfen ihm vor, Oppositionelle, Journalisten und Menschenrechtler zu unterdrücken. Die wichtigste Oppositionspartei war von der Wahl ausgeschlossen und stützte den unabhängigen Kandidaten Dias.
Guinea-Bissau, mit rund 2,2 Millionen Einwohnern an der Atlantikküste gelegen, ist eines der ärmsten Länder der Welt. Der Tropenstaat gilt als wichtiger Kokain-Umschlagplatz im Drogenschmuggel nach Europa.
Staatsstreiche häufen sich seit einigen Jahren in West- und Zentralafrika. Mali, Burkina Faso, der Niger, Guinea, der Tschad und Gabun haben seit 2020 verfassungsfeindliche Machtübernahmen des Militärs erlebt. In mehreren anderen Ländern kam es zu Putschversuchen.
(APA/Reuters/dpa)
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