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Gletscher überleben dank Lawinen wohl etwas länger

Schneezufuhr liefert laut Forschern Beitrag zur Massenbilanz
Schneezufuhr liefert laut Forschern Beitrag zur Massenbilanz ©APA/BERGRETTUNG/ALPINPOLIZEI
Lawinen tragen maßgeblich zum Überleben vieler Gletscher bei, insbesondere wenn diese klein sind. In manchen Regionen stammt mehr als ein Fünftel des Gletscherschnees aus Lawinen, wie eine neue globale Untersuchung unter Schweizer Leitung zeigt. "Ich hätte nie gedacht, dass dieser Effekt auch global so groß sein würde" sagte Marin Kneib, Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), laut einer Mitteilung des Instituts vom Mittwoch.

Die Forschenden haben nach Angaben der WSL erstmals für sämtliche rund 200.000 Gletscher weltweit abgeschätzt, wie stark Lawinen zur Schneezufuhr und damit zur Massenbilanz der Gletscher beitragen. In den Alpen stammen der im Fachblatt "Nature Communications" veröffentlichten Studie zufolge im Schnitt rund elf Prozent des Gletscherschnees aus Lawinen, im östlichen Himalaya etwa 19 Prozent und in Neuseeland sogar 22 Prozent. Bei einzelnen Gletschern kann der Anteil über 50 Prozent betragen. In flacheren Regionen wie Island oder Grönland spielen Lawinen hingegen kaum eine Rolle.

Keine Rettung der Gletscher

Besonders kleine Gletscher profitieren von Lawinen. Sie könnten dank Lawinen dem Klimawandel etwas länger standhalten als bisher prognostiziert. Die Forschenden sprechen jedoch nicht von einer Rettung, sondern lediglich von einer zeitlichen Verzögerung des Rückgangs. "Wir werden in den Alpen bis zum Jahr 2100 so oder so mehr als 80 Prozent des Eisvolumens des Jahres 2000 verlieren", sagte Kneib.

In anderen Regionen wie den tropischen Anden wirken Lawinen dagegen teils negativ. Dort rutschen große Schneemengen von steilen Gletscherflächen ab, bevor sie sich zu Eis verdichten können. Lawinen entfernen somit mehr Schnee, als sie nachliefern, was die Massenbilanz zusätzlich verschlechtert.

(APA/sda)

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