"Fleder.Strauss": Crash-Kurs zum Strauss-Jahr im Odeon
Es ist eine etwas seltsame Grundidee, die Max Kaufmann und Ernst Kurt Weigel für diesen gemeinsamen Abend entwickelt haben, und die einen rasch an eine berühmte Flugzeugtragödie erinnert, als 1972 ein Flugzeug in den Anden abstürzte und Insassen 72 Tage in Eis und Schnee überlebten. Auch in "Fleder.Strauss" kommt es zu Kannibalismus. Es ist eine von vielen Ideen, die insgesamt ein paar zu viel sind.
Der Musiker als der einzige Passagier
Dabei hat das Stück, das das Beste aus zwei theatralen Welten zu verbinden sucht und originell mit dem Einchecken und den Sicherheitsdemonstrationen zweier Flugbegleiterinnen beginnt, einiges an Positivem zu bieten. So haben Max Kaufmann und Eva Grün den eindrucksvollen Torso eines gecrashten Flugzeugs auf die Bühne gebaut. Durch die offenen Kabinentüre sieht man Musiker Bernhard Fleischmann als einzigen verbliebenen Passagier an den Reglern seiner Sound-Maschinen.
Was man den Abend zu hören bekommt, ist abwechslungsreich, sind teilweise Kompositionen von Mario Bergamasco, der Strauss und andere weiterverarbeitet und dann auch noch von Fleischmann verfremdet wird. Klingt gut und lässt einen immer wieder auch die Originale erahnen - wobei nicht nur Johann, sondern auch Richard Strauss zu Ehren kommt. Dass nicht nur der Donauwalzer, sondern auch "Also sprach Zarathustra" von Stanley Kubrick in "2001: A Space Odyssey" prominent eingesetzt wurde, gibt auch den dazugehörigen Affen Gelegenheit zu einem Auftritt.
Viele Ideen aneinander gereiht
Womit wir bei einem der Gründe sind, warum der Abend nicht abhebt, sondern am Boden bleibt und seine Längen hat: Allzu viele Szenen wirken von unterschiedlichen Ausgangspunkten erarbeitet und dann ohne rechte Entwicklung und Erzählung aneinandergereiht. Da bekommt ein autoritärer Regisseur beim Drill seines Ensembles ebenso seinen großen Auftritt wie Johann Strauss Vater beim Hadern mit seinem Sohn: "Die Donau is' ja gar nicht blau - und im Wienerwald gibt's kane G'schichten!" Berührend wird diese Szene durch den Umstand, dass diese Rolle von Erwin Piplits gespielt wird, dem Gründer des Serapions Theaters und Vater von Max Kaufmann.
Hier hätte sich ein in die Tiefe gehender Handlungsstrang etablieren lassen, war doch die angespannte Vater-Sohn-Beziehung prägend für die frühen Jahre des Walzerkönigs, der sich an dem Abend auch sonst einiges anhören muss - etwa von seinem Bruder Eduard ("Danke, Edi, für den Input!"), der später auch für das Verbrennen des Notenarchivs der Familie sorgt. "Burn, Schani, Burn!", lautet sein Echo auf die vom Bruder mit heißen Rhythmen und der Parole "Party Party! Ficki Ficki!" ostentativ befeuerte Lebenslust. In diesen Momenten wirkt "Fleder.Strauss", als spekulierte man mit einem zweiten D: "Fledder.Strauss".
Strauss-Jahr im Sinkflug
Am Ende werden die Wrackteile wieder mühsam zusammengebaut, nimmt das Ensemble in den zerfetzten Flugzeugsitzen Platz und hofft, den Albtraum einfach auf den Jetlag zurückführen zu können. Auch so mancher Zuschauer ist nicht unglücklich, dass sich das Abenteuer dieses Strauss-Jahres allmählich dem Ende zuneigt und der Sinkflug begonnen hat. Vielleicht gelingt doch noch eine sanfte Landung.
(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)
(S E R V I C E - "Fleder.Strauss - Ein Künstler Innen Leben", Konzept & Regie: Max Kaufmann & Ernst Kurt Weigel, Musik: Mario Bergamasco & Bernhard Fleischmann, Live Set: Bernhard Fleischmann, Bühne: Max Kaufmann & Eva Grün, Kostüme: Mirjam Mercedes Salzer, Julia Suttner, Lena Tänzer, Sam Van Esbroeck und Kaja Leierer, Choreografie: Leonie Wahl. Eine Koproduktion von Serapions Theater und das.bernhard.ensemble in Kooperation mit Johann Strauss 2025 Wien. Weitere Vorstellungen im Odeon: 27.-29.11., 3.-6., 9.-12., 20., 27., 30., 31.12., sowie 6.-10., 13.-17.1.2026, )
(APA)
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