Leben im Wald: Familie in Italien droht Verlust des Sorgerechts
Die Kinder wurden am Donnerstag per Gerichtsbeschluss in ein geschütztes Heim in der Stadt Vasto gebracht. Die Minderjährigen sollen dort für eine Beobachtungsphase in einer pädagogischen Wohngruppe leben. Die Mutter darf sie begleiten, entschied ein Jugendgericht.
Die Entscheidung der Eltern, weit außerhalb des Ortes ohne Anschluss an Strom, Wasser und Gas zu leben, löste eine heftige Debatte in Italien aus - zwischen Befürwortern eines alternativen Lebensmodells und Kritikern, die die Lebensbedingungen der Kinder für unzureichend halten. Mehr als 13.000 Menschen unterzeichneten online eine Petition zugunsten der anglo-australischen Familie, die sich 2019 in Palmoli, einem Dorf mit rund 800 Einwohnern in der Provinz Chieti, niedergelassen hatte.
Eltern verteidigen ihren Lebensstil
Die Eltern verteidigten stets ihren Entschluss, ihre in Italien geborenen Kinder - ein achtjähriges Mädchen und sechsjährige Zwillinge - inmitten der Natur großzuziehen und ihnen Hausunterricht mit Hilfe einer privaten Lehrkraft zu erteilen. Die Behörden waren bereits im vergangenen Jahr auf die Familie aufmerksam geworden, nachdem die Kinder wegen einer Pilzvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Eine anschließende Kontrolle der Carabinieri führte zu einer Meldung an die Jugendstaatsanwaltschaft, die die elterliche Obsorge vorübergehend einschränkte - die Kinder blieben jedoch bei der Familie.
"Ich halte es für beschämend"
Mit einer neuen Entscheidung des Jugendgerichts der Stadt L'Aquila am Donnerstag mussten die drei Kinder nun in die vom Gericht bestimmte Einrichtung in der Stadt Vasto umziehen, während die Mutter an ihrer Seite bleiben kann. Die Eltern betonten öfters, ihre Lebensweise entspringe nicht aus Vernachlässigung, sondern aus dem Wunsch, naturnah zu leben und die Beziehung zu ihren Kindern sowie den zahlreichen Tieren auf ihrem Grundstück zu schützen. Sie reichten Einspruch gegen den Beschluss des Jugendgerichts ein.
Der Fall löste auch politische Reaktionen aus. Vizepremier und Lega-Chef Matteo Salvini kritisierte den Richterbeschluss. "Ich halte es für beschämend, dass sich der Staat erlaubt, in die private Erziehung und die persönlichen Lebensentscheidungen zweier Eltern einzugreifen, die in Italien ein gastfreundliches Land gefunden haben und denen nun ihre Kinder weggenommen werden." Regierungschefin Meloni besprach den Fall mit Justizminister Carlo Nordio. Dieser könnte bald Inspektoren nach L'Aquila entsenden, um zu prüfen, ob das Jugendgericht in diesem Fall nach den Gesetzen gehandelt hat.
(APA)
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