Aufruf zu Protestmarsch gegen Drogengewalt in Marseille
"Wir müssen zu Tausenden die Stimme erheben, denn man kann nicht ein ganzes Volk töten, man kann nicht eine ganze Nation töten", betonte der Aktivist. Der Protestmarsch soll am Samstagnachmittag an dem Kreisverkehr in Marseille starten, an dem Kessacis jüngerer Bruder Mehdi (20) am vergangenen Donnerstag von einem Motorrad aus erschossen wurde.
Neben Marseilles Bürgermeister Benoît Payan haben weitere Politiker ihre Teilnahme angekündigt. Kessaci ist Gründer des Vereins Conscience, der von Drogenkriminalität und ihren Folgen betroffenen Familien beisteht. Damit ist er den Drogenbanden ein Dorn im Auge. Frankreichs Innenminister Laurent Nuñez sprach von einer "Einschüchterungstat".
Fahnder sehen "Spitze der organisierten Kriminalität" hinter Tat
Die Fahnder, die wegen bandenmäßigen Mordes ermitteln, gingen von einer Tat aus, die von der "Spitze der organisierten Kriminalität" begangen worden sei, sagte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau dem Sender France Info. Nach Informationen der Zeitung "Le Parisien" könnte als Auftraggeber hinter den tödlichen Schüssen der Chef der mächtigen Drogenbande DZ Mafia in Marseille stecken. Er wurde Anfang der Woche in Frankreichs neues Hochsicherheitsgefängnis für gefährliche Drogenkriminelle verlegt.
Angesichts der Schockwelle, die die kaltblütigen Schüsse in der Hafenstadt auslösten, besuchten Innenminister Nuñez und Justizminister Gérald Darmanin Marseille und kündigten ein energisches Durchgreifen gegen die Drogenbanden an. Die Drogenkriminalität sei eine Bedrohung, die für Frankreich "mindestens gleichwertig mit dem Terrorismus" sei, sagte der Justizminister. Nuñez sagte, die Tötung von Mehdi Kessaci sei "ein Verbrechen, das Angst verbreiten und die Republik und den Staat treffen soll".
Bewohner fühlen sich von Staat in Stich gelassen
Seit Jahren plagt schwere Drogenkriminalität mit tödlichen Abrechnungen konkurrierender Banden die Hochhausviertel von Marseille. Die Bewohner dieser sozialen Brennpunkte fühlen sich vom Staat im Stich gelassen. "Zu lange hat Frankreich zugelassen, dass sich der Drogenhandel ausbreitet. Weil er sich in Stadtvierteln abspielte, die niemand sehen wollte. Weil er Unglück unter Bürgern verbreitete, denen niemand zuhören wollte. Weil zu lange davon ausgegangen wurde, dass es Leben gibt, die nichts zählen und geopfert werden können", heißt es in dem Demonstrationsaufruf des Vereins Conscience. "Das muss sich ändern."
(APA/dpa)
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