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Rekordansturm auf Gratis-Impfungen in Vorarlberg: "Ärzte haben verärgerte Patienten"

Vorarlberg hat mit Impfstoff-Engpässen zu kämpfen.
Vorarlberg hat mit Impfstoff-Engpässen zu kämpfen. ©Canva
Vorarlberg will impfen – aber die Impfstoffe gehen aus! Ordinationen melden Engpässe – die Nachfrage in Vorarlberg ist so hoch wie noch nie.

Impfkontingente

Die kostenlose Grippeimpfung ist in Vorarlberg derzeit stark gefragt. Zahlreiche Arztpraxen berichten von einer deutlich höheren Nachfrage als in den Vorjahren. In vielen Ordinationen sind die vom Bund bereitgestellten Impfstoffkontingente bereits aufgebraucht, Nachbestellungen sind zum Teil nicht mehr möglich.

"Seit Wochen keine Influenza-Impfstoffe mehr"

Laut der Impfkoordinatorin des Landes, Reyhan Tschiderer, wird die Influenza-Impfung heuer "sehr gut angenommen". Viele Arztpraxen hätten ihr berichtet, dass sie bereits seit Oktober keine Impfstoffe mehr verfügbar haben. Das Bestellsystem des Bundes sei laut Ärztekammer verbesserungswürdig. Tschiderer ergänzt: "Somit haben die Ärztinnen und Ärzte leider auch verärgerte Patienten, die sich oder ihre Kinder gerne impfen lassen möchten und keine Möglichkeit dazu mehr haben."

Für die Gesundheit sei die Impfung jedoch essenziell: Eine gute Durchimpfungsrate schütze vulnerable Gruppen und entlaste das Gesundheitssystem, betont die Impf-Referentin.

"Gerade jetzt sollte man sich impfen lassen"

Auch die Österreichische Gesundheitskasse bestätigt: Die Grippeimpfung erlebt heuer einen Run. 1,43 Millionen Impfdosen stehen österreichweit zur Verfügung – "fast zwölf Prozent mehr als im Vorjahr", teilt die ÖGK mit. Besonders groß sei die Nachfrage nach den Spezialimpfstoffen für Kinder und Senioren.

Ein Blick in den e-Impfpass zeigt, wie stark der Trend im Vergleich zum Vorjahr ist:
597.624 Einträge im gleichen Zeitraum 2024 –
698.784 Einträge heuer.

Dr. Andreas Krauter. ©Klaus Ranger

Chefarzt Dr. Andreas Krauter warnt dennoch davor, sich in Sicherheit zu wiegen. "Gerade jetzt sollte man sich impfen lassen, um rechtzeitig vor einer möglichen Grippewelle geschützt zu sein", erklärt er. Das Immunsystem brauche rund 14 Tage für den vollständigen Schutz. Besonders Menschen über 60, Schwangere und Risikopersonen sollten nicht warten.

Neben Influenza verzeichnen auch neue kostenlose Impfangebote – etwa gegen Gürtelrose und Pneumokokken – enormen Zulauf. Das steigende Bewusstsein für Risikogruppen sei deutlich spürbar.

Kostenloses Angebot erreicht viele Vorarlberger

Auch das Land bestätigt die steigenden Zahlen. Allein in der Impfordination des Landes Vorarlberg in Dornbirn wurden vergangene Woche 617 Personen geimpft – Tendenz steigend. Besonders Influenza- und Herpes-zoster-Impfungen seien gefragt.

Die Impfzahlen steigen Woche für Woche deutlich an, wobei besonders die Altersgruppe 60–79 die meisten Impfungen erhält und in Woche 46 den stärksten Anstieg zeigt. ©Land Vorarlberg

Kostenloses Angebot erreicht viele Menschen

Die Ärzte im Land haben bisher 39.004 Influenza-Dosen, 5786 Pneumokokken-Dosen und 4025 Herpes-zoster-Dosen bestellt. Das kostenlose Angebot scheint viele Menschen zu erreichen – vor allem jene, für die Impfkosten bisher eine Hürde darstellten.

Land hofft auf eine hohe Durchimpfungsrate

Die Bedeutung ist für das Land klar: Schon wenn nur zehn Prozent der Bevölkerung geimpft sind, können laut Berechnungen 100 bis 200 Spitalsaufenthalte und mögliche Todesfälle verhindert werden. Für die neue kostenlose Gürtelrose-Impfung rechnet das Land mit einer stark steigenden Durchimpfungsrate – denn die Impfung hätte bislang rund 500 Euro gekostet.

Die Influenza-Impfung dominiert klar das Gesamtgeschehen, während daneben vor allem SHINGRIX und einzelne mRNA-Impfstoffe (v. a. COMIRNA) stark nachgefragt werden. ©Land Vorarlberg

Indes läuft derzeit auch österreichweit eine große Impfkampagne des Bundes. In Vorarlberg wird das Angebot der Ärzte durch niederschwellige Aktionen in der Impfordination ergänzt – inklusive Beratung und Terminen für alle verfügbaren Impfstoffe.

Begriffsklärung und Hinweis

Medizinisch gesehen ist mit "Grippe" die Influenza gemeint – eine Virusinfektion, die plötzlich einsetzt und mit Fieber, Husten, Muskel- und Gliederschmerzen einhergeht. Im Alltag wird der Begriff jedoch oft mit einer einfachen Erkältung verwechselt. Die Influenza ist aber deutlich schwerwiegender und kann vor allem für ältere Menschen, chronisch Kranke und Schwangere gefährlich werden.

Hinweis:
Dieser Artikel dient ausschließlich der Information. Er stellt keine medizinische Empfehlung oder individuelle Beratung dar. Für persönliche Fragen zur Grippeimpfung oder gesundheitlichen Risiken wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder Ihre Gesundheitsberatungsstelle.

Mehr erfahren: Impfangebote und Impftermine

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