Schon beim Betreten der Wohnung in Dornbirn wird klar: Hier lebt jemand, der an Türrahmen gewöhnt ist, oder besser gesagt daran, sie regelmäßig mitzunehmen. "Ich stoße wirklich ständig an", lacht Noah Hupmann, der neue Center der Raiffeisen Dornbirn Lions. 2,20 Meter, College-Ausbildung in den USA, europäische Wurzeln, der 24-Jährige fällt überall auf.
In seinen vier Wänden, die er mit zwei Teamkollegen teilt, wirkt er trotzdem angekommen. "Die Jungs sind super. Wir kochen zusammen, spielen Spiele, das hilft mir sehr beim Einleben in Europa."
Wenn das Bett zu kurz und der Tag zu lang ist
Hupmann wohnt seit einem halben Jahr in Dornbirn, die Wohnung wurde vom Club organisiert. Viel Zeit verbringt er hier aber nicht. Sein Tag beginnt früh: Frühstück, dann Training von 9 bis 10 Uhr. Kurz danach ist er wieder daheim, gemeinsames Mittagessen mit den Mitbewohnern inklusive. "Am Nachmittag haben wir Krafttraining und abends nochmal Basketball. So 14 bis 16 Stunden pro Woche bin ich in der Halle", erzählt er.
Dass die Wohnung nicht für Menschen seiner Größe gemacht ist, nimmt er mit Humor. Sein Bett misst die üblichen zwei Meter, für ihn also klar zu kurz. Ein längeres hätte er problemlos bekommen, doch Hupmann lehnte ab. "Ich bin es mein ganzes Leben lang gewohnt, dass Betten zu klein sind", sagt er. "Irgendwann arrangiert man sich damit, und für mich fühlt sich das inzwischen völlig normal an." In der WG übernimmt jeder seine eigene Wäsche, geputzt wird gemeinsam. "Wir sind ein gutes Team, auch außerhalb des Courts."
Einkaufen im XXL-Format
Weiter geht es für den 2,20-Meter-Mann in die Dornbirner Innenstadt. Denn ein gewöhnlicher Einkaufsbummel wird für Hupmann schnell zur Herausforderung. Kleidung in passenden Maßen ist selten zu finden, besonders Hosen und Schuhe.
Die Regale enden für ihn, lange bevor die Größen beginnen, die er braucht. "Ich habe irgendwann aufgehört, in Läden zu suchen", sagt er. Online zu bestellen sei zwar auch nicht perfekt, aber dennoch die beste Chance. Auf der Straße fällt er natürlich auf. Manche drehen sich um, manche bleiben überrascht stehen. Hupmann nimmt es gelassen: "Ich kenne es nicht anders."
Seitlich sitzen, sonst geht es nicht
Sein Alltag im Ländle spielt sich auch viel im Bus ab. Egal ob Training, Einkauf oder Freizeit, Hupmann erledigt fast alles mit den Öffis. Bequem ist das allerdings nicht: Die Sitzreihen sind zu eng, die Beinfreiheit knapp bemessen. Meistens setzt er sich seitlich, um überhaupt genügend Platz zu finden.
Trotz aller Enge schätzt er das Busfahren hier. Vor allem im Vergleich zu den USA, wo öffentlicher Verkehr vielerorts kaum existiert. In der Messestadt nutzt er die Fahrten, um Musik zu hören oder aus dem Fenster zu schauen, kleine Momente der Ruhe zwischen zwei Trainingseinheiten. "Es ist wirklich schön hier", sagt er. "Ich mag die Landschaft."
Wo Größe zur Stärke wird
In der Trainingshalle findet Hupmann schließlich jenen Ort, an dem seine Körpergröße keinen Nachteil darstellt, sondern zur vollen Wirkung kommt. Zwischen den Körben und mit einem Basketball in der Hand wirkt er zum ersten Mal am Tag nicht eingeengt, sondern vollkommen in seinem Element. Hier kennt er jede Bewegung, jeden Ablauf, die Halle ist sein vertrautes Terrain.
Zweimal täglich wird trainiert: Krafttraining, Wurfeinheiten, taktische Sequenzen – der Alltag eines Profis ist klar strukturiert. Besonders in der Defensive fühlt sich der 2,20-Meter-Center wohl. Rebounds, Blocks, Präsenz unter dem Korb: Bereiche, in denen seine Stärken liegen. "Da kann ich meinen Körper am besten einsetzen."
Auch emotional bleibt die Halle für ihn ein besonderer Ort, denn sie verbindet ihn mit seinem Vater. Sascha Hupmann, der 2020 im Alter von 49 Jahren verstorben ist, war einst selbst ein prägender Center im europäischen Basketball, unter anderem für Alba Berlin und TVG Trier. Zudem absolvierte er 67 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft. "Ich glaube, er wäre stolz, wenn er mich sehen könnte", so Noah abschließend.
(VOL.AT)
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