Schulen erhalten Wahlmöglichkeit bei Deutschförderung
Als "außerordentlich" eingestuft werden jene Schülerinnen und Schüler, die nicht ausreichend Deutsch beherrschen, um dem Unterricht zu folgen. Im Schuljahr 2024/25 waren das knapp 50.000 Kinder und Jugendliche, etwas mehr als 40.000 davon besuchten eine Volksschule. Seit 2018 gibt es für diese ein noch von der ÖVP-FPÖ-Regierung eingeführtes Fördermodell mit Deutschförderklassen und Deutschförderkursen. Im aktuellen Regierungsprogramm haben ÖVP, SPÖ und NEOS vereinbart, dieses weiterzuentwickeln und die Zahl der Planstellen für die Deutschförderung aufzustocken.
Wiederkehr: Förderung hat nicht ausreichend funktioniert
Letzteres ist bereits passiert, ab dem laufenden Schuljahr sind dafür 1.300 Stellen reserviert. Die autonome Wahlmöglichkeit für die Schulen soll nun die Weiterentwicklung darstellen. "Angesichts der hohen Anzahl an Kindern, die immer noch nicht ausreichend Deutsch können, müssen wir feststellen, dass die Deutschförderung der vergangenen Jahre nicht ausreichend funktioniert hat", so Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) in einer Aussendung. "Aus zwei Gründen: Es gab zu wenig Mittel - das haben wir verbessert, indem wir die Anzahl der Deutschförderkräfte verdoppelt haben. Zweitens gab es eine aus dem Ministerium zentral gesteuerte Vorgabe an alle Schulen, wie die Deutschförderung genau auszusehen hat. Das funktioniert nicht ausreichend, weil jede Schule anders ist, die Schülerinnen und Schüler sind anders."
Die Schule kann daher entweder das bisherige Modell beibehalten oder schulautonom ein eigenes entwickeln. Im autonomen Modell gelten dann die bisherigen Ressourcen zwar als Grundlage - die Schulen können aber z.B. statt eigener Deutschförderklassen auch integrative Modelle wählen, bei denen die Förderung im Rahmen der Regelklasse stattfindet. Dafür müssen sie ein Konzept erarbeiten, das die organisatorische und pädagogische Umsetzung, die Qualifikation der unterrichtenden Lehrpersonen, sowie die geplante Wirkungs- und Erfolgsmessung der gesetzten Maßnahmen beschreibt. Das Bildungsministerium stellt dafür Qualitätskriterien zur Verfügung und bietet Schulungsangebote bzw. eine Implementierungsbegleitung an.
Begrüßt wird die Änderung von der SPÖ: Die Wahlmöglichkeit öffne "die Tür für integrative Modelle, in denen außerordentliche Schüler:innen verstärkt gemeinsam mit ordentlichen Schüler:innen unterrichtet werden", so Bildungssprecher Heinrich Himmer in einer Aussendung. Das entspreche einer langjährigen SPÖ-Forderung. "Die Wissenschaft sagt uns ganz klar, dass der Zweitspracherwerb am besten funktioniert, wenn viel Kontakt mit Erstsprachlern besteht." Ganz anders die FPÖ: Der Wiener Klubobmann Maximilian Krauss spricht sich klar gegen gemischte Klassen aus, in denen Kinder mit und ohne Deutschkenntnissen gemeinsam unterrichtet werden. "Diese Praxis schadet allen. Jenen, die schon Deutsch können, genauso wie jenen, die es erst lernen müssen. Der Unterricht verkommt zum Spracherziehungsexperiment, und das Bildungsniveau sinkt weiter."
Derzeit nur wenig integrative Deutschförderung
Integrative Deutschförderung kommt derzeit in Österreich vergleichsweise selten vor. Zuletzt wurden laut Zahlen des Bildungsministeriums 82 Prozent der außerordentlichen Schüler in separaten Klassen oder Gruppen in Deutsch gefördert. Das entspricht auch der aktuellen Vorgabe: Ab acht betroffenen Schülern am Standort muss eine separate Förderklasse bzw. -gruppe eingerichtet werden.
Bei den 2018/19 eingeführten Deutschförderklassen werden Schüler, die die Unterrichtssprache nicht gut genug beherrschen und deshalb als außerordentliche Schüler eingestuft werden, maximal zwei Jahre lang bis zu 20 Stunden pro Woche in eigenen Klassen in Deutsch gefördert. Nur Fächer wie Werken, Musik oder Turnen verbringen sie mit ihrer Stammklasse. Deutschförderklassen sind nur für Kinder der ersten Schulstufe bzw. gerade in Österreich angekommene Quereinsteiger vorgesehen. Idee der separaten Förderklassen ist eine umfassende Deutschförderung, damit die Schüler schnell in den Regelunterricht wechseln können.
(APA)
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