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Droht der Nuss-Kakao-Creme der Preisschock – oder rettet China das Frühstück?

Italiens Haselnussernte ist eingebrochen, die Preise für Nusscremes und Nussschokolade ziehen deutlich an.
Italiens Haselnussernte ist eingebrochen, die Preise für Nusscremes und Nussschokolade ziehen deutlich an. ©CANVA/APA/AFP
Italiens Haselnussernte ist eingebrochen, die Preise für Nusscremes und Nussschokolade ziehen deutlich an. Hersteller suchen Ersatz – und könnten in China fündig werden.

Die Zeiten werden bitter für alle, die gerne süß frühstücken: Die Haselnussernte in Italien ist heuer dramatisch eingebrochen. Gerade einmal rund 70.000 Tonnen konnten laut Landwirtschaftsverbänden eingebracht werden – das ist nur etwa die Hälfte der durchschnittlichen Vorjahreserträge. Für Hersteller von Nuss-Nougat-Cremes wie Nutella oder Nudossi könnten die kommenden Monate damit wirtschaftlich herausfordernd werden – für Konsumentinnen und Konsumenten vor allem teurer.

Haselnuss-Misere in Italien trifft beliebte Markenprodukte

Italien zählt traditionell zu den wichtigsten Haselnuss-Lieferanten Europas. Die Früchte – auf Italienisch "nocciole" – sind ein zentraler Bestandteil vieler Brotaufstriche. Doch das Jahr 2025 brachte denkbar schlechte Bedingungen für den Anbau: ein milder Winter, heftige Regenfälle im Frühling, eine ausgedehnte Sommertrockenheit und nicht zuletzt ein gefräßiger Schädling, die Haselnusswanze, setzten den Pflanzen massiv zu. Die nationale Ernte sei "im freien Fall", warnt der Verband Confagricoltura.

Für Ferrero, den Hersteller der weltweit wohl bekanntesten Nusscreme Nutella, ist das durchaus ein Problem – auch wenn das Unternehmen auf Anfrage keine Details zur Preisentwicklung verraten will. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es lediglich: "Wir geben keine Auskunft zur Preisgestaltung." Klar ist aber: Ferrero verarbeitet jährlich rund eine halbe Million Tonnen Nutella – mit einem Haselnussanteil von 13 Prozent. Die Nachfrage bleibt hoch, besonders aus Deutschland, wo Nutella zu den Frühstücksklassikern zählt.

Preise ziehen an – Haselnussanteil entscheidend

Laut Ursula Schockemöhle von der Agrarmarktinformations-Gesellschaft (AMI) wird die Industrie auf jeden Fall mit höheren Produktionskosten konfrontiert: "Das wird sich voraussichtlich auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen." Besonders stark dürften die Preiserhöhungen dort spürbar sein, wo der Haselnussanteil hoch ist. Bei Nutella beträgt dieser vergleichsweise moderate 13 Prozent – anders bei der ostdeutschen Marke Nudossi, die mit stolzen 36 Prozent punktet, oder bei Baratti & Milano, wo sogar 51 Prozent Haselnuss enthalten sind.

©Roland Paulitsch

Die Preissteigerung ist längst im Supermarkt angekommen. Die Vergleichsplattform Smhaggle errechnete: Für ein 450-Gramm-Glas Nutella sind derzeit 3,79 Euro zu zahlen – das sind 27 Prozent mehr als noch 2022. Allein im Mai kletterte der Preis um 30 Cent. Die Konkurrenzmarke Nusspli wurde sogar um 37 Prozent teurer. Und auch die Tafel Ritter Sport Voll-Nuss legte kräftig zu – aktuell kostet sie 2,29 Euro, ein Plus von 65 Prozent.

Türkei, USA – oder China? Die Suche nach Ersatzquellen

Ferrero ist längst nicht mehr ausschließlich auf Italien angewiesen. Ein Großteil der Nüsse stammt inzwischen aus der Türkei, dem global größten Produzenten. Doch auch dort haben Wetterextreme – insbesondere Spätfröste – zu einem geringeren Ertrag geführt.

Was also tun? AMI-Expertin Schockemöhle sieht eine mögliche Lösung im Import aus Übersee: "Für den Einzelhandel in Deutschland sind die für türkische und italienische Haselnüsse aufgerufenen Preise zu hoch." Die USA könnten eine Alternative bieten, denn dort sei die Ernte gut ausgefallen. Doch auch ein Land rückt neu ins Blickfeld: China. Bislang eher für Walnüsse bekannt, könnten künftig auch chinesische Haselnüsse in heimischen Discountern landen.

Ob sich dadurch der drohende Preisanstieg verhindern lässt, bleibt offen. Fest steht: Die internationale Rohstoffkette reagiert empfindlich auf Ernteausfälle – und Haselnüsse sind dabei keine Ausnahme.

(VOL.AT)

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