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Österreich profitierte im US-Export kaum von Vorzieheffekten

Wifo und wiiw erwarten erst 2026 wieder Exportplus
Wifo und wiiw erwarten erst 2026 wieder Exportplus ©APA/AFP
Österreich hat im US-Zollstreit weniger stark von Vorzieheffekten profitiert als andere EU-Länder. US-Firmen hatten sich wegen der Zolldrohungen von Präsident Donald Trump zwar viele Waren auf Lager gelegt, das betraf allerdings vor allem Konsumgüter und nicht Investitionsgüter wie Maschinen, auf die Österreichs Exportwirtschaft stark spezialisiert ist, wie Wirtschaftsforscher von Wifo und wiiw in einer Studie zum heimischen Export analysieren.

Österreichs Ausfuhren in die USA brachen im ersten Halbjahr 2025 um 14,4 Prozent ein. Österreichs Exportwirtschaft habe im ersten Halbjahr 2025 aufgrund ihrer starken Spezialisierung auf Maschinenbauprodukte nicht so stark von der durch Zollerwartungen bedingten vorgezogenen hohen Importnachfrage aus den USA profitieren können wie andere Länder, heißt es in dem Mitte Oktober veröffentlichten Update zum Jahresgutachten des Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft (FIW).

Vorzieheffekte im unsicheren Umfeld der erratischen US-Zollpolitik betrafen demnach Konsumgüter, Vor- und Zwischenprodukte sowie chemische und pharmazeutische Waren stärker als Maschinen- und Investitionsgüter mit deutlich längeren Produktionsvorlaufzeiten und höheren Investitionsrisiken.

Minus 20 Prozent bei Maschinen und minus 30 Prozent bei Medikamenten

Dieses Muster spiegle sich auch in der österreichischen Exportentwicklung mit den USA wider. Die Exporte von konsumnahen Fertigwaren stiegen um 9,1 Prozent und jene von bearbeiteten Waren um 7,8 Prozent. Negativ betroffen waren hingegen vor allem die für die österreichischen USA-Exporte besonders wichtigen Maschinenausfuhren mit einem Minus von 20,4 Prozent.

Noch stärker, um 30,3 Prozent, brachen die Exporte von pharmazeutischen Erzeugnissen ein. Die Studie verweist dazu allerdings auf außergewöhnlich hohe Zuwächse der Pharma-Exporte Anfang 2024. Diese haben sich in der Folge aber abgeschwächt und blieben bis zum Ende des ersten Halbjahres 2025 deutlich unter den Wachstumsraten des Vorjahres.

Indirekt habe Österreich etwas am kräftigen Anstieg der Pharma-Exporte aus Irland in die USA partizipieren können, allerdings weniger stark als bei den direkten Lieferungen in die USA 2024.

Zölle wirken erst verzögert

Die Ökonomen von Wifo und wiiw rechnen nicht damit, dass sich Österreichs Exportwirtschaft rasch erholt. Während die Weltwirtschaft bis Mitte des Jahres durch vorgezogene Importe der USA vor Inkrafttreten höherer Zölle noch gestützt wurde, werde das nun höhere globale Zollniveau den Welthandel zunehmend belasten.

"Unsere Analysen zeigen 2025 weiterhin Gegenwind für die Warenausfuhr. Erst 2026 ist mit einer leichten Belebung zu rechnen. Ein etwas geringerer Kostendruck und eine Erholung der Investitionsnachfrage in Europa sowie die erwartete bessere Wirtschaftsentwicklung in Deutschland dürften im kommenden Jahr begrenzte Impulse liefern", erklärte Yvonne Wolfmayr, Wifo-Ökonomin und Ko-Autorin des FIW-Jahresgutachtens, am Montag in einer Aussendung.

Nach einem realen Rückgang der Exporte um 4,0 Prozent 2024 rechnet das FIW für 2025 mit einem weiteren Einbruch von 1,1 Prozent und erst für 2026 wieder mit einem realen Zuwachs von 0,7 Prozent.

Die Unsicherheit bleibt jedoch hoch. "Die erratische US-Zollpolitik erhöht die Unsicherheit und schwächt den regelbasierten Welthandel. Trotz des jüngsten EU-US-Abkommens bleibt das Risiko neuer Konflikte hoch - mit potenziell spürbaren Folgen für Österreichs stark vernetzte Industrie", sagte Ko-Autor Robert Stehrer, wissenschaftlicher Direktor des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).

(APA)

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