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"Der größte Skandal seit Hillarys E-Mails": Trump-Kritiker Bolton angeklagt

John Bolton war von 2018 bis 2019 Nationaler Sicherheitsberater unter US-Präsident Donald Trump.
John Bolton war von 2018 bis 2019 Nationaler Sicherheitsberater unter US-Präsident Donald Trump. ©APA/AFP
Der frühere Nationale Sicherheitsberater und Kritiker von US-Präsident Donald Trump, John Bolton, ist angeklagt worden.

Ihm wird vorgeworfen, geheime Informationen unrechtmäßig weitergegeben und aufbewahrt zu haben. Eine Geschworenenjury erhob Anklage, das US-Justizministerium bestätigte die Vorwürfe am Donnerstag.

FBI beschlagnahmte geheime Unterlagen

Dem 75-jährigen Ex-Berater wird konkret zur Last gelegt, sensible Informationen über private Online-Kanäle an Familienmitglieder ohne Sicherheitsfreigabe verschickt zu haben. Darunter sollen laut Anklage auch streng geheime Informationen zu geplanten Angriffen, ausländischen Gegnern und internationalen Beziehungen gewesen sein.

Zudem habe Bolton entsprechende Unterlagen in seinem Haus aufbewahrt. Das FBI hatte bereits im August 2025 Boltons Wohnhaus in Bethesda und sein Büro in Washington durchsucht. Dabei wurden Dokumente und elektronische Daten beschlagnahmt.

Justiz und FBI begründen Vorgehen gegen Bolton

US-Justizministerin Pam Bondi erklärte in einer Aussendung, jeder, der eine Machtposition missbrauche und die nationale Sicherheit gefährde, werde zur Rechenschaft gezogen. Auch FBI-Chef Kash Patel äußerte sich zur Anklage: Die Ermittlungen hätten ergeben, dass Bolton streng geheime Inhalte über persönliche Konten geteilt habe. Dies verstoße direkt gegen Bundesgesetze.

Zitat aus Hacker-Mail sorgt für Aufsehen

Der Fall bekam zusätzliche Brisanz durch eine gehackte E-Mail, die Bolton im Sommer 2021 erreichte. Der mutmaßliche Hacker mit Verbindungen zur iranischen Regierung schrieb: "Das könnte der größte Skandal seit Hillarys E-Mails sein, aber diesmal auf Seite der Republikaner." Und weiter: "Kontaktieren Sie mich, bevor es zu spät ist." Ein Vertreter Boltons leitete die Nachricht an das FBI weiter.

Anwalt: "Keine unrechtmäßige Weitergabe"

Boltons Anwalt Abbe Lowell wies die Vorwürfe am Donnerstag zurück. Die zugrunde liegenden Fakten seien bereits vor Jahren geklärt worden, sagte er laut CNN. Es handle sich um persönliche Aufzeichnungen, die nicht als geheim eingestuft seien und nur mit Boltons Familie geteilt worden seien. Dem FBI seien diese Inhalte seit 2021 bekannt. Man sei zuversichtlich, erneut beweisen zu können, dass kein Gesetzesverstoß vorliege.

Politischer Kontext: Dritter Fall gegen Trump-Kritiker

Die Anklage gegen Bolton ist der dritte Fall innerhalb weniger Wochen, in dem prominente Kritiker Trumps ins Visier der Justiz geraten. Zuvor hatten bereits Ermittlungen gegen Ex-FBI-Direktor James Comey und die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James für Aufsehen gesorgt. Beide gelten als politische Gegner des Ex-Präsidenten.

Trump hatte im Wahlkampf mehrfach angekündigt, gegen seine Widersacher vorzugehen, und seine Justizministerin Bondi gedrängt, entsprechende Ermittlungen zu forcieren. Kritiker befürchten, dass politische Motive eine Rolle spielen könnten. Trump selbst sprach von "Gerechtigkeit".

Vom Sicherheitsberater zum scharfen Kritiker

John Bolton war von April 2018 bis September 2019 Nationaler Sicherheitsberater im Weißen Haus. Nach einem Zerwürfnis mit Trump legte er sein Amt nieder und wurde zu einem seiner schärfsten parteiinternen Kritiker. In seinen Memoiren, die 2020 erschienen, bezeichnete Bolton Trump unter anderem als amtsunfähig.

Vorwurf politisch motivierter Strafverfolgung

Bolton selbst erklärte, er sei das neueste Ziel eines politisch motivierten Rachefeldzugs. Sein Buch sei von zuständigen Behörden geprüft worden und das FBI sei frühzeitig über den E-Mail-Hack informiert gewesen.

Während der Amtszeit von Präsident Joe Biden sei es zu keiner Anklage gekommen. "Dann kam Trump 2, der verkörpert, was Joseph Stalins Geheimdienstchef einmal sagte: ‚Zeig mir den Mann, und ich zeige dir das Verbrechen‘", so Bolton. Die Anklage sei ein Versuch, kritische Stimmen mundtot zu machen.

(VOL.AT)

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