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Trump hofft auf Ende des Ukraine-Kriegs ohne Tomahawks

Verhältnis der beiden wird immer besser
Verhältnis der beiden wird immer besser ©APA/AFP
Im Ringen um ein Ende des Ukraine-Kriegs bevorzugt US-Präsident Donald Trump andere Wege als die Bereitstellung von Tomahawk-Marschflugkörpern für die Ukraine. Hoffentlich könne man den Krieg beenden, ohne über diese Waffen nachdenken zu müssen, sagte er bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Danach vermieden beide das Thema. Laut Medienberichten hat Trump Selenskyj in dem Gespräch die Freigabe verweigert.

Selenskyj hofft allerdings weiterhin eine Zusage für die Lieferung der weitreichenden US-Marschflugkörper. "Unsere Teams arbeiten daran", sagte er nach dem Treffen im NBC-Format "Meet the Press with Kristen Welker". "Es ist gut, dass Präsident Trump nicht Nein gesagt hat, aber heute auch nicht Ja gesagt hat." Er könne keine weiteren Details nennen.

Sowohl das Portal "Axios" als auch der TV-Sender CNN berichteten unter Berufung auf informierte Quellen, dass das - von Trump als "herzlich" dargestellte - Treffen schwierig war. Das Gespräch sei "nicht einfach" gewesen, zitierte "Axios" eine Quelle. Eine andere Quelle habe es gar als "schlecht" bezeichnet. Stellenweise sei die mehrstündige Zusammenkunft "etwas emotional" geworden. Laut CNN-Informationen ist die Diskussion angespannt, offen und zeitweise "unangenehm" verlaufen.

Trump war schon länger hin- und hergerissen

Selenskyj war mit dem Plan nach Washington gereist, die USA erneut um die Lieferung der weitreichenden Tomahawk-Präzisionswaffe zu bitten. Mit ihrer Hilfe könnte Kiew eine offensivere Rolle im Krieg spielen. Die ukrainische Armee könnte die Marschflugkörper weit nach Russland hineinschießen. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg. 

Trump war beim Thema Tomahawks schon länger hin- und hergerissen. Er zeigte sich bereit, über die Waffen zu reden, hatte aber zugleich mehrfach betont, die USA brauchten die Tomahawks auch selbst. Nach russischen Angaben hatte sich Präsident Wladimir Putin bei seinem jüngsten Telefonat mit Trump gegen die Lieferung der Tomahawks ausgesprochen.

Zum Auftakt des Treffens mit Selenskyj am Freitag meinte der US-Präsident, es wäre "uns viel lieber, wenn sie keine Tomahawks benötigen würden". In seinem ersten Post nach dem Gespräch - auf Truth Social - erwähnte er die Tomahawks mit keinem Wort. Selenskyj verwies bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen auf eine Bitte der US-Seite, das Thema nicht weiter öffentlich zu diskutieren. "Die USA wollen keine Eskalation", begründete der Ukrainer diese Bitte. Dennoch sei das Thema zumindest für ihn nicht vom Tisch. "Wir müssen daran noch mehr arbeiten", betonte er.

Trump fordert Kriegsende

Die Treffen nannte Trump auf der Plattform Truth Social "herzlich". Und er forderte Russland und die Ukraine auf, den Krieg zu beenden. Sie "sollten dort aufhören, wo sie sind", es sei genug Blut vergossen worden. Es sei an der Zeit, das Töten zu stoppen und einen "Deal" zu machen.

Dem stimmte Selenskyj, von Journalisten befragt, sofort zu. "Wir müssen dort aufhören, wo wir gerade sind und danach werden wir reden", sagte der Ukrainer. Doch fügte er hinzu: "Beide Seiten müssen stoppen, doch das ist eine Frage an Putin, denn wir haben den Krieg nicht begonnen."

Keine öffentlichen Differenzen beim dritten Treffen

Es ist der dritte Besuch des ukrainischen Präsidenten in diesem Jahr im Weißen Haus. Mitte August hatten sich beide Staatsoberhäupter zuletzt getroffen - in entspannterer Atmosphäre, nachdem das erste Gespräch in Washington im Februar in einem beispiellosen Eklat geendet war. Vor laufenden Kameras hatten der US-Präsident und sein Vize JD Vance den ukrainischen Staatschef damals brüsk zurechtgewiesen - Selenskyj reiste danach früher ab als geplant.

Das jetzige Treffen verlief zumindest nach außen hin ohne Differenzen und in freundlicher Atmosphäre. Trump lobte Selenskyj zu Beginn der Zusammenkunft für seine Stärke. Es sei ihm eine Ehre, mit einem sehr starken Staatschef zusammenzukommen, sagte Trump. Selenskyj habe viel durchgemacht und die USA hätten es mit ihm durchgemacht. Man verstehe sich sehr gut, betonte Trump.

Trump: Zweiertreffen mit Putin, aber in Kontakt mit Selenskyj

Der US-Präsident kündigte bei dem Treffen an, sich bald in Ungarn voraussichtlich mit Putin zu zweit und damit ohne direkte Beteiligung der Ukraine zu treffen. Zugleich wolle er aber mit Selenskyj in Kontakt stehen. Es gebe "viel böses Blut" zwischen Moskau und Kiew. Bereits im August hatten sich Trump und Putin in Alaska getroffen - ohne Selenskyj und ohne greifbares Ergebnis. 

Erst am Donnerstag hatten Putin und Trump miteinander telefoniert. Nach dem Gespräch hatte der Republikaner dann ein Treffen beider Staatschefs "wahrscheinlich in den nächsten zwei Wochen" in Budapest in Aussicht gestellt.

Trump sieht sich als Vermittler im Ukraine-Krieg

Trump versuchte schon lange, als Vermittler im Ukraine-Krieg zu intervenieren, bisher ohne größeren Erfolg. Ursprünglich hatte Trump nach dem Alaska-Treffen anvisiert, dass es in den Verhandlungen um ein Ende der Kämpfe zu einem Dreiertreffen von ihm, Putin und Selenskyj kommt - doch das fand nie statt.

Russland hatte den Krieg im Februar 2022 mit einem Angriff auf die Ukraine begonnen. Seitdem dauern die Kämpfe unerbittlich an.

(APA/dpa/Reuters)

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