Erneut Gefechte zwischen Afghanistan und Pakistan

Bei den Angriffen auf afghanisches Staatsgebiet habe es sich um "Präzisionsangriffe" insbesondere auf Verstecke der Taliban gehandelt, hieß es aus pakistanischen Sicherheitskreisen. Demnach wurden allein in der Grenzstadt Spin Boldak im Süden Afghanistans "zwischen 15 und 20 afghanische Taliban" getötet. Auf afghanischer Seite war von zwei getöteten und mehr als 100 verletzten Zivilisten die Rede.
In Kabul stieg nach den Explosionen eine schwarze Rauchwolke auf, zahlreiche Rettungswagen fuhren durch die Stadt und Sicherheitskräfte der Taliban riegelten das Stadtzentrum ab. Nach Angaben des Taliban-Sprechers Zabihullah Mujahid explodierten ein Öltank und ein Stromtransformator.
48-stündige Feuerpause vereinbart
Kurz darauf gaben sowohl die pakistanische Regierung als auch die afghanischen Machthaber das vorläufige Ende der Kämpfe bekannt. Die "vorübergehende Feuerpause" gelte von 18.00 Uhr pakistanischer Zeit (15.00 Uhr MESZ) für 48 Stunden, erklärte das Außenministerium in Islamabad. In dieser Zeit würden sich beide Parteien "redlich um eine Beilegung" des "komplexen, aber lösbaren Problems" bemühen.
Taliban-Sprecher Mujahid schrieb im Onlinedienst X, die Machthaber in Kabul hätten "allen Kräften" angeordnet, die Feuerpause einzuhalten. Der Konflikt zwischen Afghanistan und Pakistan war in der vergangenen Woche eskaliert, bei Gefechten an der gemeinsamen Grenze gab es Dutzende Tote und Verletzte auf beiden Seiten.
Schlüsselfigur widerlegt Berichte über Tod
Eine Schlüsselfigur im Grenzkrieg widerlegte mit der Veröffentlichung eines Videos Berichte über seine Tötung. Der Anführer der pakistanischen Taliban, Noor Wali Mehsud, sagte in der am Donnerstag veröffentlichten Aufnahme: "Der Jihad bringt den Nationen Freiheit und Würde, andernfalls bleiben sie Sklaven." In pakistanischen Sicherheitskreisen hieß es, man habe am 9. Oktober in der afghanischen Hauptstadt Kabul einen gepanzerten Toyota Land Cruiser aus der Luft angegriffen, in dem Mehsud vermutet wurde.
Mit Mehsud ist eine Reizfigur für Pakistan und einer der Gründe der Spannungen mit Afghanistan noch am Leben. Die Regierung in Islamabad wirft dem Nachbarland vor, dem Anführer der Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) und seinen ranghohen Kommandanten Unterschlupf zu gewähren. In dem Video sagte Mehsud allerdings, er befinde sich in Pakistan. Die afghanischen Taliban bestreiten, pakistanische Extremisten zu beherbergen. Sie werfen Islamabad ihrerseits vor, dem örtlichen Ableger der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) Schutz zu bieten, dem gefährlichsten Gegner der afghanischen Taliban.
Mehsud hatte die Führung der TTP 2018 übernommen, nachdem seine drei Vorgänger bei US-Drohnenangriffen getötet worden waren. Er hat die Gruppe neu belebt und verfeindete Fraktionen vereint. Zudem änderte er die Strategie und wies die TTP an, nur noch das Militär und die Polizei anzugreifen. Der Angriff in Kabul, der Mehsud töten sollte, erfolgte nach einem Hinterhalt auf einen pakistanischen Armee-Konvoi, zu dem sich die TTP bekannt hatte.
(APA/Reuters)
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