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Familienpower auf zwei Rädern

Marcel Schnetzer feiert kommendes Wochenende bei der Hallenradsport-ÖM in Koblach ein überraschendes Comeback, während Bruder Patrick zeitgleich um seinen nächsten Radballtitel kämpft.

Noch im August 2023 hatte Marcel das Kapitel Kunstradsport für sich abgeschlossen. Nach der WM in Glasgow wechselte er in die Trainerrolle, war aber raus aus dem Wettkampfbetrieb. Doch die Leidenschaft ließ ihn nicht los.

Marcel Schnetzer bei der Kunstrad-WM in Glasgow ©Drew Kaplan

Ein Comeback, das niemand plante

Am Samstag steht der 29-Jährige nun in der Sporthalle Koblach bei der Österreichischen Hallenradsport-Meisterschaft wieder am Start. Zwischen 8:30 und 19 Uhr wird in den Disziplinen Kunstrad und Radball in den Kategorien Schüler, Junioren und Elite um nationale Titel gekämpft. "Ich bin nie ganz weg gewesen", sagt Marcel.

Marcel Schnetzer feiert in Koblach sein Comeback. ©Monika Schrott

Als Trainer des RC Höchst war er ständig in der Halle, sprang gelegentlich aufs Rad und merkte schnell: "Es funktioniert noch erstaunlich gut." Besonders seine Partnerin, die amtierende deutsche Zweier-Kunstradfahren-Weltmeisterin Antonia Bärk, gab ihm den nötigen Rückhalt: "Der Impuls kam von mir, aber sie hat mich voll motiviert."

Liebe, die auf zwei Rädern begann

Dass Marcel seine Lebensgefährtin beim Kunstradfahren kennengelernt hat, scheint fast zwangsläufig. "Reiner Zufall", schmunzelt er. "Aber in unserem Sport kennt jeder jeden, man verbringt viel Zeit miteinander."

So auch sein Bruder Patrick: Der achtfache Radball-Weltmeister hat die dreifache Kunstrad-Weltmeisterin Nadja Thürmer geheiratet. "Nein, ich glaube nicht, dass er mir da etwas abgeschaut hat, es ist einfach passiert."

Die Brüder wuchsen sportlich eng verbunden auf. Vater Andreas ist Präsident des österreichischen Kunstradverbands, Mutter Margot war viele Jahre Trainerin. "Wir hatten alle denselben Fokus, das hat geholfen", sagt Marcel. Rivalität? Keine Spur. "Wir haben uns gegenseitig angespornt." Patrick ergänzt: "Dass Marcel zurückkommt, war fast logisch. Er war nie wirklich raus."

Der Ehrgeiz ist geblieben

Der Wettkampf in Koblach ist für Marcel mehr als ein Wiedereinstieg. Drei Wochen später wartet bereits die Weltmeisterschaft in Göppingen, im Dezember das Weltcup-Finale. Ziele gibt es also genug. "Ich habe viele Titel gewonnen, aber dieser Start ist besonders", sagt er.

Der letzte nationale Titel gewann Schnetzer 2022 im Einer. Seine Trainerrolle bei Clubkollegin Lorena Schneider (24) bleibt bestehen: "Wir trainieren oft zur selben Zeit. Jetzt eben miteinander."

Lorena Schneider wird von Marcel Schnetzer trainiert. ©Günter Nicolussi

Als Trainer hat Marcel seinen Blick geschärft: "Als Athlet hast du alles selbst in der Hand, als Coach gibst du ab – das war neu für mich. Aber ich habe gelernt, das zu schätzen."

Titelverteidiger mit Vaterrolle

Während Marcel sein Comeback feiert, kämpft Patrick um seine elfte Goldmedaille bei den Staatsmeisterschaften. Der 31-jährige Routinier des RV Dornbirn zählt zu den erfolgreichsten Radballern der Welt: acht WM-Titel, neun Gesamtweltcupsiege, sieben EM-Goldmedaillen, eine Karriere mit Seltenheitswert.

Patrick Schnetzer zählt zu den besten Radballern der Welt. ©Drew Kaplan

Seit 2020 spielt er mit Stefan Feurstein, vergangene Woche gewann das Duo den Weltcup in Chemnitz (GER). Gemeinsam gehen sie am Samstag als Titelverteidiger an den Start.

Privat ist Patrick ebenso gefordert: Im März wurde er Vater eines Sohnes: "Die Balance zwischen Sport, Familie und Beruf ist herausfordernd, aber ich genieße es." Obwohl er bereits alles gewonnen hat, denkt er nicht ans Aufhören: "Solange ich Freude habe, mache ich weiter."

(VOL.AT)

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