Ganze 1880 Meter misst die Gemeindegrenze zwischen Hard und Bregenz. Sie verläuft entlang der Bregenzer Ach, verbunden durch zwei Brücken – eine für Autos, eine für Fußgänger und Radfahrer.
Im Alltag verbindet sie die Nachbarschaft, doch wenn sich die beiden Vorarlberger Handballhochburgen Alpla HC Hard und Bregenz Handball zum Derby gegenüberstehen, wird aus Nachbarschaft Rivalität. Am kommenden Samstag ist es wieder so weit: Das 107. Ländle-Derby steht bevor. Um 18 Uhr wird die Sporthalle am See für 60 Minuten zum Hexenkessel.

Ein Spiel, das unter die Haut geht
Und diese 60 Minuten haben es in sich. Für die Kapitäne Lukas Fritsch (Hard) und Claudio Svecak (Bregenz) ist es kein Spiel wie jedes andere. "Es ist ein Nachbarschaftsduell, wir sind die einzigen Vorarlberger Klubs in der Liga und die Halle ist immer extrem voll", sagt Fritsch. "Ganz viele Emotionen spielen mit, es geht um Prestige im Ländle. Es ist wahrscheinlich DAS Derby in Österreich", meint Svecak.
Der 23-jährige Rückraumspieler weiß, wovon er spricht, zwölfmal stand er bereits in einem Derby auf der Platte. Fritsch, gerade einmal 19 Jahre alt, bringt es trotz jungen Alters schon auf neun Derbys. Beide sprechen von Gänsehautmomenten, von der lauten Halle, vom Stolz, sich in diesem Spiel zu beweisen. "Man kennt viele der gegnerischen Spieler noch von früher, das macht das Ganze besonders", so Fritsch.

Schatten der Vergangenheit
Diesmal liegt ein Schatten auf dem Spiel: Es ist das erste Aufeinandertreffen der Teams seit jenem Vorfall mit Ivan Horvat und Markus Mahr, der europaweit Schlagzeilen machte. Die Stimmung zwischen den Klubs? Angespannt. Doch auf dem Spielfeld, versichern beide Kapitäne, spielt das keine Rolle mehr.
"Ich glaube nicht, dass das noch Thema ist. Für uns ist die Sache abgehakt", sagt Svecak. Auch Fritsch glaubt an einen Neuanfang: "Viele unserer Spieler waren damals gar nicht dabei. Man vergisst so etwas nie ganz, aber es ist nicht mehr so präsent."

Kampf statt Kalkül
Für die Spieler zählt am Samstag vor allem eines: der Kampf. Die Taktik rückt in den Hintergrund, es geht um Herz, Leidenschaft und pure Willenskraft. "Ich gehe über den Kampf ins Spiel, nicht über die Taktik", so Fritsch. Auch Svecak erwartet "60 Minuten Emotionen, Leidenschaft und Intensität".
Trotz aller sportlichen Vorbereitung – Videos schauen, Systeme analysieren – ist es die Atmosphäre, die dieses Derby prägt. "Unser Trainer sagt immer: Die Halle ist unser Instrument", verrät Fritsch. Am Samstag wird es ein lautes Orchester. Die Tribünen werden rot und gelb gefärbt. "Das ist kein richtiges Auswärtsspiel", meint Svecak.

Ein Spiel mit Geschichte und Zukunft
50 Derbys konnte Bregenz bisher für sich entscheiden, Hard deren 44. Zwölf Remis machen die Bilanz komplett. Doch Zahlen interessieren an diesem Abend niemanden. "Wir werden uns sehr gut vorbereiten und mit mehr Leidenschaft auftreten", kündigt Svecak an. Der nächste Derbysieg für Bregenz? Für ihn denkbar.
Fritsch hingegen ist überzeugt: "Nach dem durchwachsenen Saisonstart sind wir im Kopf jetzt richtig eingestellt und haben uns gefunden. Deshalb werden wir die Oberhand behalten."

Zwei Orte, ein Herzschlag
Das Derby zwischen Hard und Bregenz ist mehr als ein sportlicher Vergleich. Es ist ein Stück gelebte Vorarlberger Identität. 1880 Meter Nachbarschaft und 60 Minuten pure Rivalität. Es geht um Ehre, um Geschichte, um Leidenschaft. Und am Ende vielleicht auch um mehr als nur zwei Punkte in der Tabelle. Denn dieses Spiel ist einfach anders.
(VOL.AT)
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