Warum Viehausstellungen abgesagt wurden, während Bauernbälle stattfinden

Im Ländle zeigt sich derzeit in mehreren Regionen ein ähnliches Bild: Während die traditionellen Bauernbälle wie gewohnt stattfinden, wurden einige Viehausstellungen abgesagt. Als Grund nennen Viehzuchtvereine Vorsichtsmaßnahmen im Zusammenhang mit TBC. VOL.AT hat Landesveterinär Norbert Greber gefragt, wie er die Situation einschätzt.

Kein Verbot, aber klare Empfehlung
Landesveterinär Norbert Greber stellt klar, dass es kein generelles Verbot für Viehausstellungen gegeben habe. Vielmehr habe man bereits Ende August gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer empfohlen, keine überregionalen Veranstaltungen durchzuführen – also keine Schauen, bei denen Tiere aus verschiedenen Teilen Vorarlbergs zusammenkommen. "Wir haben relativ zeitgerecht zum Alpabtrieb darauf hingewiesen", so Greber im Gespräch mit VOL.AT. "Was wir aber empfehlen, wäre, keine überregionalen Schauen abzuhalten." Damit sind Landesausstellungen und z. B. auch der Night Grand Prix gemeint. Dort komme Vieh aus dem ganzen Land zusammen.
Lokale Veranstaltungen sind möglich
Lokale Veranstaltungen seien möglich, da dort meist nur Vieh aus der jeweiligen Gemeinde zusammenkomme. Viele davon seien bereits gemeinsam auf der Alp gewesen oder stammen aus denselben Beständen. Laut Greber wurde die Möglichkeit einer Absage von vielen Vereinen vorsorglich nicht genutzt. "Das ist dann halt teilweise sozusagen aus eigener Initiative von vielen so ausgelegt worden: Ja, dann machen wir lieber keine lokalen. Aber es ist auf keinen Fall verboten worden", so der Landesveterinär.

Risiko einer Sperre bei spätem TBC-Nachweis
Ein entscheidender Punkt ist laut Norbert Greber die gesetzlich vorgeschriebene TBC-Kontaktverfolgung. Wenn ein Tier positiv getestet wird, müssen alle Tiere, mit denen es in den vergangenen zwölf Monaten Kontakt hatte – etwa auf der Alp oder auf einer Ausstellung – ebenfalls untersucht werden. "Man kann in der derzeitigen Situation nicht ausschließen, dass eines der Tiere später als TBC-verdächtig gilt oder TBC-positiv getestet wird." Alle Tiere, die die gleiche Ausstellung besucht haben, würden dann als potenzielle Kontakttiere gelten und müssten untersucht oder unter Umständen sogar gesperrt werden, so Greber.
Das Vieh könne erst nach Beginn der Stallzeit und einer gewissen Inkubationszeit untersucht werden. Die Untersuchungen können daher erst ab November starten. Sie seien mit viel Aufwand und Arbeit verbunden, bis alle Rinder im Land untersucht seien. Meist dauere dies bis Jänner oder Februar. Ein Problem sieht Greber in der zeitlichen Nähe vieler Viehausstellungen zum Alpabtrieb. Eine spätere Infektion kann zu einer Sperre von Tieren führen, die auf einer Ausstellung waren: "Der negative Befund muss maximal vier Monate vor dem Fall gewesen sein", so der Landesveterinär. Sonst müsse das Tier gesperrt werden, die Milch müsste dann pasteurisiert werden und Sennereien würden die Milchabholung dann mitunter ablehnen.
Wenn der letzte Kontakt im September auf der Alpe erfolgte und die Untersuchung im Jänner durchgeführt werde, sei der Kontakt schon vier Monate her. Wenn das Tier dann negativ sei, unterliege es keiner Sperre mehr. "Wenn das Tier aber im Oktober auf einer Ausstellung war, dann sind es bis Jänner nur drei Monate, dann müsste es nachher noch einen Monat gesperrt werden", erklärt Norbert Greber. Für viele Landwirte sei das Risiko zu hoch, da eine TBC-bedingte Sperre wirtschaftliche Folgen habe – etwa Einschränkungen bei der Milchlieferung.
Absagen in mehreren Gemeinden
Weder dem Landesveterinär noch der Landwirtschaftskammer lagen zum Zeitpunkt der VOL.AT-Anfrage Zahlen vor, wie viele Veranstaltungen tatsächlich abgesagt wurden. Greber dazu: "Sie müssen sich ja nicht melden. Wenn sie eine Ausstellung absagen, sagen sie sie halt ab."
Zumindest in folgenden Gemeinden wurden die Viehausstellungen abgesagt:
- Lingenau: Der Vorstand des Viehzuchtvereins begründete die Absage damit, dass viele Tiere den Sommer in Kern- oder Randgebieten verbracht hatten. Eine Nachholung im Frühjahr 2026 wird diskutiert.
- Riefensberg: Die geplante Ausstellung am 10. Oktober wurde nicht durchgeführt.
- Schnifis: Die Absage erfolgte ausdrücklich wegen eines TBC-Verdachtsfalls.
- Egg und Großdorf: Hier fand laut aktuellen Informationen zwar der Bauernball statt, jedoch keine Viehausstellung.
- Au: Die Veranstaltung für 2025 wurde abgesagt, der nächste Termin ist bereits für 2026 angekündigt.
- Auch der Zuchtverband Tiroler Grauvieh hat alle Gebietsausstellungen abgesagt.
Championat fällt aus – Nachholung ab Februar möglich
In der gemeinsamen Information von Land, Landwirtschaftskammer und "Vorarlberg Rind" vom 28. August wurde angekündigt, dass gebietsübergreifende Ausstellungen erst wieder stattfinden sollen, wenn alle Tiere aus Kern- und Randgebieten untersucht wurden. Das betrifft auch das für November geplante Championat, das heuer nicht durchgeführt wird.
Die Landesausstellung kann im neuen Jahr nachgeholt werden, wie Norbert Greber abschließend betont. Sie wäre aus Sicht des Landesveterinärs im Februar möglich, wenn die Untersuchungen der Rinder abgeschlossen sind. "Man muss sie einfach etwas verschieben."
Aktueller Stand: Ein Verdachtsfall
Aktuell gibt es in Vorarlberg einen Bestand mit Sperre, nachdem bei einer geschlachteten Kuh TBC festgestellt wurde. Weitere positive Fälle wurden im betroffenen Bestand oder bei Kontakttieren bislang nicht nachgewiesen. Der Fall wird derzeit als Verdachtsfall geführt. Greber erläutert: "Ein TBC-Fall ist nur dann ein TBC-Fall, wenn die Bakterienkultur positiv ist." Der endgültige Befund steht noch aus.
Moosbrugger: Herausforderungen für die Alpwirtschaft
Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger betonte bereits Anfang September die Herausforderungen des heurigen Alpsommers. Krankheiten wie TBC und die wachsende Wolfsproblematik seien Themen, die entschlossenes Handeln erfordern. Die Alpwirtschaft lebe von der Praxis erfahrener Älpler – und von der Tierhaltung im Tal. Diese müsse weiter gestärkt werden, um den Fortbestand der gelebten Tradition zu sichern.
(VOL.AT)
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